Kapitel 9

1K 42 6
                                    

Es waren ein paar Wochen seit dem Vorfall vergangen. Die Tage waren ruhig und ich konnte einfach nur aufatmen. Mein Vater war von niemanden mehr auch nur in der Nähe des Territoriums wahrgenommen worden und damit hatte ich wohl meine Ruhe vor ihm. Ich traute diesem Frieden noch nicht ganz, aber wenn Timo in meiner Nähe war hatte ich eh anderes im Kopf.

Wir waren uns so nahe und es brauchte keine Worte, dass wir uns verstanden. Es war so perfekt, wäre er nicht mein Mate würde ich sagen zu perfekt. Aber er war mein Mate und ich war der Mondgöttin dankbar für ihn. Ich hätte mir keinen liebevolleren Gefährten wünschen können.

So langsam sah man auch die kleine Rundung mit der sich mein Bauch wölbte. Timo strahlte mich jedes mal an und ich wusste jetzt schon, dass ich unsere beiden lieben würde. Wir hatten inzwischen herausbekommen, dass es wohl ein Junge und ein Mädchen werden würde und wir hatten uns eine ganze Weile um die Namen gestritten, aber jetzt standen sie fest. Wir hatten uns entschieden. Ich mochte etwas altmodischere Namen total gern und hatte mich bei unser Tochter durchsetzten können. Sie wird den Namen Aurelia tragen, die Goldene die Strahlende. Sie wird unser Sonnenschein sein, dass wusste ich jetzt schon. Timo hatte darauf bestanden das der Name des Jungen mit dem selben Buchstaben beginnen würde wie sein eigener und damit würde unser Sohn dann den Namen Thomàs tragen. Der Zwilling, eine simple aber auch wie ich fand sehr schöne Bedeutung.

Ich wäre auch für Taro gewesen, aber da wir uns nicht sicher sein konnten, dass der Junge der Erstgeborene werden würde wollen wir lieber einen Namen mit einer anderen Bedeutung. Aber das hatte ja eh noch ein paar Monate Zeit, auch wenn man im Rudel meinen könnte es wären nur noch Tage.

So ganz sicher wie das alles dann laufen würde war ich mir noch nicht, aber ich wusste das Timo an meiner Seite sein würde so wie er es jetzt auch war. Wir liefen entspannt durch den Wald. Es war wunderschön, wenn die Vögel in den Bäumen sich grüßten und ein leichter Wind uns den Duft der Tannen entgegentrug. Abgefallene Tannennadel und Moos unter unseren Schuhen, ein Boden der die Schritte zu verschlucken schien.

Und trotzdem ich liebte diesen Wald, seine Bäche und seine Bäume. Timo zeigte mir immer neue Wege und auch jetzt wollte er mir etwas besonderes zeigen. Er hatte von einem alten Wasserfall gesprochen, seine Hand haltend folgte ich ihm. Ich würde ihm wohl überall hin folgen.

Seine Haare hingen ihm halb im Gesicht und trotzdem konnte ich sein Lächeln sehen. Es war so schön, ich liebte sein Lächeln und ich liebte sein Lachen. Ach egal, ich liebe ihn. In meinen Gedanken etwas vertieft merke ich nicht wie er langsamer wird und laufe fast gegen seine Schulter, erst dann sehe ich auf und der Anblick ist berauschend.

Wir standen vor einer sicher 5m hohen Felswand, der Bach schien sehr langsam zu fliesen, denn das Wasser glitt einfach an der Wand herunter. Es war nicht wie dieses rauschenden Wasserfälle. Es war wie ein seidiger und durchscheinender Vorhang, der in einem kleinen See münderte und flüsternd seinen Weg fand. Seerosen schwammen auf dem Teich und glitzerten von den feinen Wassertropfen bedeckt, als wären sie aus Edelsteinen gemacht.

Es war einfach wunderschön, ich liebte diesen Anblick und ich konnte mich von ihm gar nicht losreißen. "Kai?" erst seine Stimme holte mich zurück.

"Ähm ja?" Er lächelte mich an und fragte dann "Wie gefällt es dir?" Mir hatte es eigentlich immer noch die Sprache mehr oder weniger verschlagen und ich brachte nur ein "Es ist wunderschön." über die Lippen. Seine Augen funkelten erfreut und er neigte sich zu mir herunter und gab mir einen kurzen Kuss. Ich erwiederte ihn gern und starrte, dann wieder auf das wunderbare Bild. Vereinzeld flogen Libellen, die selbst schimmerten wie fliegende Diamanten.

Wir standen eine ganze Weile einfach nur da und sahen uns das Schauspiel der Natur an. Es hatte uns beide wie magisch angezogen und wir setzten uns einfach ins Gras und ich lächelte glücklich vor mich hin. Es würde sicher wunderbar wenn wir mit unseren Kleinen, dann irgendwann mal hier her kommen würden und auch ihnen diese Schönheit zeigten.

Ein Knacken hinter uns ließ und aber sofort aus der Trance hoch schrecken. Ich drehte den Kopf und sah meinen Vater, als Wolf kam er mit gefletschten Zähnen auf uns zu. Mit einem kräftigen Satz sprang er auf uns zu und schlug seine Zähne in meine Schulter um mich ein Stück mitzuschleifen und dann knapp am Hals vorbei zu schnappen. Ich zappelte und versuchte ihm zu entkommen, aber ich konnte nicht.

Angsterfüllt sah ich ihn an, er hatte seine Pfoten auf meiner Brust abgestellt und nahm mir fast den Atem. Sein Gewicht drückte mir auf die Lunge und ich konnte kaum atmen. Der Schmerz in meiner Schulter pochte und ich hörte mein Herz bis zum Hals schlagen. Es fühlte sich an als wollte es aus der Brust um ihn von mir runter zu drücken. Mein Blick wandte sich zu Timo. Ich sah ihn verwandelt am Boden, ein weiterer Wolf hatte ihn im Genick gepackt und schien seine Zähne als nächstes in seine Kehle schlagen zu wollen.

Meine Angst wuchs und ich fing an zu zittern. Mein Vater sah voller Abscheu auf mich herab. "Ich hatte gesagt ich würde wiederkommen!" er grinste bitter und fletschte erneut die Zähne, aber über meine Lippen kam nur ein "Warum?" ein leises, zitterndes und verängstigtes Warum.

In seinen Augen glänzte etwas auf und er knurrte, "Du hast sie getötet, es ist deine Schuld, dass sie nicht mehr an meiner Seite ist. Es ist allein deine Schuld." er sah zu Timo und meinte dann gehässig "Wie wäre es wenn ich einfach ihn töte? Damit du damit leben musst, damit du den selben Schmerz spüren musst wie ich?!"

Mein eh schon flacher Atem wurde schneller, nein. Das konnte er nicht tun, dass würde er nicht tun oder ? Oder ? Du wird er, also tu was. Tu was für unseren Mate. Reiß dich zusammen.

Ich spürte meine Kraft sich sammeln und ich verwandelte mich, obwohl ich immer noch unter ihm lag. Ohne zu zögern schnappte ich nach seiner vor mir entblößten Kehle. "Nein, wirst du nicht!" brüllte ich und warf ihn von mir runter. Er war völlig perplex und ich war frei, sofort stürzte ich mich auf den anderen und meine Zähen gruben sich durch dichtes graues Fell und dann in Muskelfleisch. Der andere jaulte auf und ließ Timo los, der jetzt frei kam und mich ansah. Ich wusste nicht ob es Erstaunen war oder doch Bewunderung? Es war auch gerade egal, denn ich hörte meinen Vater näher kommen und wandte mich um. Mein Blick fixierte ihn und ich knurrte drohend "Ich habe sie nicht getötet und du wirst weder mich noch meinen Mate töten."


Alpha und Omega Re-WriteDonde viven las historias. Descúbrelo ahora