Mein Lieblings-Onkel stattet mir einen Besuch ab

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Dad hatte beschlossen, doch zum Tatort zu fahren und ich durfte nicht mitkommen. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass ich ihn noch weiter über Chloe Decker ausquetschte. Die beiden würden aber auch ein süßes Pärchen abgeben… das würde jeder so sehen!

Maze war verschwunden – weder im Penthouse, noch im LUX konnte ich sie finden -, weshalb ich jetzt allein war. Eigentlich hatte ich vorgehabt Dad zu folgen, aber ich hatte keine Ahnung, wo die Leiche gefunden wurde und fliegend danach Ausschau halten konnte ich auch nicht. LA war riesig und Menschen tendierten bestimmt in genau den Momenten gen Himmel zu schauen, wenn ich gerade dort flog. Vielleicht sollte ich meine Fortbewegungsmöglichkeiten der Erde anpassen, überlegte ich. Ich hatte vor, möglichst lange hierzubleiben; ein Auto konnte sicherlich nicht schaden. Führerschein hatte ich zwar nicht, aber die richtigen Leute würden mir ein Fahrzeug wohl auch ohne verkaufen. Genug Geld hatte Dad hier bestimmt irgendwo herumliegen…

Ich sprang vom Sofa auf und wollte meinen Plan in die Tat umsetzen, als sich plötzlich de Fahrstuhltüren öffneten. Dad bekam wirklich oft Besuch… dieser Besuch kam mir jedoch relativ gelegen. Auf meinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, als ich den dunkelhäutigen Mann mit der Glatze sah.

"Amenadiel!", rief ich euphorisch und breitete die Arme aus. "Mein Lieblings-Onkel!" Zusammen mit Azrael hatte ich ihm im Himmel oft Streiche gespielt, so wie sie es mit Dad getan hatte, bevor er in die Hölle verbannt wurde.

"Lilith?", fragte Amenadiel fassungslos. "Was machst du hier?"

"Ich komm euch besuchen. Was denn sonst?" Ich grinste ihn immer noch an und fiel ihm um den Hals. Beim ältesten Engel einschleimen war noch nie eine schlechte Idee gewesen.

"Hat Dad das erlaubt?", fragte er skeptisch und drückte mich von sich.

"Hab ihn nicht gefragt. Er ist nicht mein Vater."

"Aber dein Großvater."

Ich verdrehte die Augen und nahm von ihm Abstand. "Na und! Ich bin nicht einer seiner Diener, auch wenn er das gerne hätte. Er kann mir nichts befehlen."

"Doch kann er. Er ist Gott. Und außerdem sind wir die Krieger Gottes, nicht seine Diener!"

"Jaja.“ Ich verdrehte die Augen und grummelte hinterher: „Alter Spießer.“ Ich wandte mich von ihm ab und lief zur Bar hinüber, um mir von dem Whiskey einzuschenken, den Dad dort stehengelassen hatte. Mal schauen, wie das Zeug schmeckte. Alkohol sollte meines Wissens nette, berauschende Wirkungen haben. Mit Amenadiel in einem Raum konnte man das gut gebrauchen.

"Trink das nicht!", befahl Amenadiel und trat an mich heran, um mir das Glas aus der Hand zu reißen. Ich wich ihm allerdings leichtfüßig aus und nahm einen Schluck.

"Ah. Dad hat Recht. Das Zeug ist gut."

"Lilith!"

"Amenadiel!", äffte ich ihn nach. Oben im Himmel hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu erziehen. Er wollte Lucifer als meinen Vater ersetzen, aber das konnte er nicht. Sein Erziehungsversuch war regelrecht gescheitert. Ich hatte nie wirklich auf ihn gehört. Er hatte mich von meinem Vater entführt, welchen Grund gab es, auf ihn zu hören? Seine Ausrede war immer gewesen, dass er ja nur auf seinen Dad gehört hatte. Blödes Gottes-Schoßhündchen!

Amenadiel seufzte. "Eine Schande, was aus dir geworden ist. Du bist genauso schlimm, wie dein Vater."

"Danke!", meinte ich und lächelte breit. "Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest. Ich muss mir ein Auto besorgen."

"Hast du überhaupt Geld?"

"Ach ja." Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn und ging in Richtung Dads Schlafzimmer. Irgendwo musste er Scheinchen versteckt haben und tatsächlich wurde ich schnell fündig. Ich grinste meinen Onkel fies an, als ich mit mehreren Bündeln Geld in den Händen an den Fahrstuhl trat.

Amenadiel zog eine Augenbraue nach oben. "Sei vorsichtig, Lilith!", mahnte er mich. "Du kennst diese Welt nicht."

"Jaja, blah, blah", meinte ich nur und trat in den Aufzug. "Wir sehen uns!"

Tochter des Teufels (Lucifer ff)Where stories live. Discover now