p a l

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J i m i n

Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich Jeongguk in meine Arme zog. Ich hatte ja nicht ahnen können, dass er sich schon so viele Gedanken um meinen besten Freund gemacht hatte. Obwohl — eigentlich hätte ich es wissen müssen. Das ist nunmal dieser Effekt, den Taehyung auf viele hat. Das ist nichts Neues. Jetzt ist es das mysteriöse, zurückgezogene Image, das er hat. Doch auch in der Zeit vor dem Vorfall, als Taehyung noch nicht 'mysteriös' war, fanden ihn die Leute interessant. Ich konnte schon gar nicht mehr an einer Hand abzählen, wie oft ich angesprochen wurde, wenn Taehyung und ich zusammen aus waren. Und es lief bei diesen Malen immer auf dasselbe heraus. Ist dein Kumpel denn noch zu haben? Würdest du mich deinem Freund da vorne vorstellen?

Ich war nicht neidisch, auf keinen Fall. Taehyung sah unverschämt gut aus, das wusste ich selbst. Wäre er nicht schon seit Ewigkeiten mein bester Freund, hätte ich bestimmt auch ein Auge auf ihn geworfen. Doch das, was Jeongguk mir gerade erzählte, war sicherlich weitaus mehr als das. Dieser Junge ist ganz klar ein hoffnungsloser Romantiker. Obwohl er meinte, dass ihm das zum ersten Mal in diesem Ausmaß passierte — dass er sich so schnell verliebte; auch noch in einen Jungen —, musste es wohl schon immer in ihm gesteckt haben. Das merkte man ihm einfach an.

Und — genau genommen hatte er ja auch recht. Es war verrückt, wie schnell er sich in Taehyung verliebt hatte. Man könnte sogar meinen, dass sowas gar nicht möglich war. Sich zu verlieben braucht seine Zeit — das ist es doch, was die meisten sagen, nicht wahr? Doch in meinen Augen war das alles ganz anders. Ich glaubte Jeongguk jedes einzelne Wort — natürlich tat ich das. Klar hätte er das alles auch einfach so sagen können, um sich bei dem besten Freund seiner 'neusten Eroberung' einzuschleimen, weil er ihm eben doch nur an die Wäsche wollte. Aber das glaubte ich nicht. Jeongguk war aufrichtig, das sah ich. Ja, auch ich kannte ihn gerade einmal zwei Tage, doch er war anders als alle, die zuvor versucht hatten mit Yoongi und mir befreundet zu sein. Egal ob unseretwegen oder dafür, an Taehyung ranzukommen.

Langsam löste ich unsere Umarmung und legte meine Hände an seine Schultern. Als er mich ansah, schenkte ich ihm das breiteste Lächeln, das ich zur Verfügung hatte. Ich wollte nicht, dass er sich schlecht oder verrückt fühlte. Denn das musste er nicht — ich verstand ihn. Doch vor allem konnte ich dieses glückliche Lächeln nicht abstellen, weil ich mich verdammt nochmal freute. Auch was ich dem Jüngeren erzählte, entsprach vollkommen der Wahrheit. Taehyung mochte ihn. Zwar hatte ich mit ihm noch nie über Jeongguk gesprochen, doch ich kannte meinen besten Freund gut genug, um es zu sehen. Es war schon fast erstaunlich, wie aufgeschlossen Taehyung ihm gegenüber war. Obwohl, naja, vielleicht ist aufgeschlossen die falsche Bezeichnung.

Seit diesem halben Jahr, das inzwischen schon vergangen war, war mein bester Freund wie ausgewechselt. Zwar war er noch nie der kontaktfreudigste Mensch, jedoch gab es jetzt Momente, in denen ich ihn nicht einmal mehr wiedererkannte. Ich wusste, dass es vielleicht nicht wie die richtige Lösung dieses 'Problems' erscheint, allerdings war für Yoongi und mich von Anfang an klar, dass Taehyung unbedingt wieder jemanden in seinem Leben brauchte, den er lieben konnte. Anders lieben, als seinen Bruder und mich. So war er nunmal. Er trug all diese Liebe in sich, nur versteckte er sie seither. Und ich konnte ihn verstehen. Ich hätte auch Angst.

Wir hatten also ein paar Male versucht, irgendwen für Taehyung zu finden. Es war mühselig. Zwar hätten natürlich viele bereitwillig zugesagt, sich mit ihm verkuppeln zu lassen, doch wir wollten kein Risiko eingehen — ihm kein Arschloch aufschwatzen. Und das war wirklich unglaublich schwer. Genau deshalb hatten wir es auch nach dem dritten oder vierten Mal sein lassen. Es hatte keinen Sinn, dachten wir. Taehyung wollte keine neuen Leute kennenlernen. Für ihn wurde es doch sogar schwer, mit den Menschen klarzukommen, die er bereits kannte — da sahen auch Yoongi und ich, dass wir das alles ganz falsch angingen. Wir sollten den Jungen einfach trauern lassen, beschlossen wird danach. Doch wir hatten unseren Plan nicht über Bord geworfen, sondern nur etwas abgeändert und nach hinten verschoben.

holding on and letting go ✧・゚kookvOù les histoires vivent. Découvrez maintenant