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J e o n g g u k

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es mich beruhigen würde, wieder in Taehyungs Zimmer zu sein. Die ganze Zeit, die er sich an mich geklammert hatte — auf dem Sofa und danach in der Küche — war ich weniger aufgewühlt gewesen, als die letzte Stunde über. Und weiß Gott weniger als noch im Park oder auf der Party. Taehyungs Nähe machte mich ruhiger, das war klar. Und genau diese Ruhe brauchte ich jetzt auch. Ich vermisste seine Nähe so unglaublich, dass ich jetzt nichts lieber gewollt hätte, als mich zu dem schlafenden Taehyung zu legen und einfach abzuschalten, bis wir morgen früh eine gescheite Lösung finden mussten. Ich wollte ihn nur in den Arm nehmen und langsam aber sicher einschlafen, während ich durch seine Haare fuhr. Doch als ich sein Zimmer betrat und hören musste, wie er bitterlich aufschluchzte, hatte ich diesen Plan ganz schnell wieder verworfen.

Es war stockdunkel — nur das Licht aus dem Flur, das durch den Spalt der Tür drang, spendete dem Raum ein wenig Helligkeit. Schnell schloss ich die Zimmertür und lief auf sein Bett zu. Im selben Augenblick schaltete ich die Nachttischlampe an, die sogleich ein laues, gelbes Licht ausstrahlte, das mir jedoch schmerzlich bewusst machte, dass ich mich keinesfalls verhört hatte. Taehyung weinte. »Du bist hier.«, flüsterte der Jüngere, als er mich sah und der Ausdruck in seinen Augen zeigte mir, wie erleichtert er war, mich zu sehen. »Oh Gott, du bist hier.«, kam es nochmal von ihm, ehe er erneut schluchzen musste. Noch ehe ich mich gänzlich zu ihm ins Bett legen konnte, hatte sich der Schwarzhaarige an meine Hände gekrallt, die gerade seine Decke zur Seite schoben.

»Nicht doch.«, sprach ich ebenso leise und legte mich schließlich neben ihn hin. »Nicht weinen.«, flüsterte ich an sein Ohr und zog den zierlichen Jungen an seiner Hüfte nah zu mir heran, woraufhin er sich sofort an mich klammerte. Es brach mir das Herz, seinen Körper beben zu spüren, während er einfach vor sich hin weinte. Ohne darüber nachzudenken griff ich mit meiner rechten Hand unter seinem Arm hindurch, mit dem er sich an mir festhielt, und legte sie an seine Wange. Dadurch sah er zu mir auf und ich bekam die Chance, mein Lippen endlich wieder auf seine zu legen.

Er erwiderte diesen Kuss mindestens genauso verzweifelt, wie zuvor im Wohnzimmer. Seine Wange war feucht und eiskalt. Ich versuchte zwar so gut es ging mit meinem Daumen seine Tränen wegzuwischen, doch obwohl meine Augen geschlossen waren — und ich mich schon längst in dem unglaublichen Geschmack seiner Lippen verloren hatte — merkte ich, dass immer wieder welche nachkamen. »Tae, hör auf zu weinen. Das tut mir weh, bitte.«, versuchte ich ihn zu überreden, sich etwas zu beruhigen, als ich mich kurz von ihm löste. Ich blickte ihm direkt in die Augen und er in meine. Seine wunderschönen, hellbraunen Kulleraugen, die mich ihn sofort wieder küssen ließen. Sie zogen mich magisch an.

Nach einer Weile in der wir uns nur küssten und Taehyung weiter Tränen vergoss, löste ich mich mit einem Kuss auf die Stirn erneut von seinen Lippen. Ich wollte, dass er aufhörte zu weinen. Ich war doch nun hier und er freute sich, mich zu sehen. Wieso also weinte er noch immer? »Tae, Schatz, sag mir, was ich tun kann. Ich will dich nicht mehr weinen sehen. Was ist los?«, fragte ich ihn mit ruhiger Stimme. Der Jüngere schüttelte nur den Kopf und schloss seine Augen, während er zittrig ausatmete. »Ich dachte, du — dass du auch weg bist.«, kam es flüsternd von Tae und er rutschte noch weiter zu mir. Es tat mir im Herzen weh, so etwas von ihm zu hören. Ich würde niemals weggehen.

Es war so unglaublich schmerzhaft, das von ihm zu hören, weil ich seine Angst jetzt verstehen konnte. Sein Freund war gestorben, nachdem er ausgegangen war. Baekhyun war weggegangen und nie wiedergekommen. Er war plötzlich weg — der Mensch, den er so sehr geliebt hatte. Und jetzt — ich konnte gar nicht fassen, dass ich das so sagte — liebte er mich. Es war mir wohl wirklich schon bewusst gewesen, bevor Jimin und Yoongi es mir vorhin klargemacht hatten. Wir liebten uns und das machte mich gerade so unheimlich glücklich. »Nein, Tae, ich bin hier. Ich bin hier bei dir.«, flüsterte ich in sein Ohr und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

holding on and letting go ✧・゚kookvWhere stories live. Discover now