Ich bin wach

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Ich befand mich seit etwa drei Tagen in einem Zustand der Genervtheit. Niemand bekam mit, dass ich wieder unter den Lebenden weilte. Ich hatte immerhin genug Gespräche mithören können um die Situation zusammen zu puzzeln.

Ich hatte bei der Mission eine Kugel abgekriegt, die meine Leber in Fetzen gerissen und meine Wirbelsäule gestreift hatte. Dank einer stundenlangen Operation konnte ein Teil meiner Leber gerettet werden, womit ich keine Transplantation brauchen würde, da der Rest sich regenerieren würde. Aber für einige Monate hieß es erstmal, vom Alkohol Abstand nehmen.

Meine Beine konnte ich zwar, abgesehen von gelegentlichem Kribbeln, immer noch nicht spüren, aber die Prognose war mit ausreichender Reha wohl ganz optimistisch. Für den Fall, dass ich es jemals aus diesem Zustand herausschaffte. Dafür war die Prognose gelinde gesagt verwirrt.

Loki hatte ziemlich viel Zeit bei mir verbracht und war eigentlich nur gegangen, wenn Clint ihn rauswarf. Irgendetwas war fischig zwischen den beiden. Von ihren Gefühlen für mich mal abgesehen. Obwohl sie wussten, dass ich mich für Clint entschieden hatte.

Obwohl ich mir dabei nicht mehr ganz so sicher war, um ehrlich zu sein. Lokis Versprechen hatte ziemlich viele Erinnerungen geweckt. Wie er mich in Budapest vor dem Verbluten rettete. Wie wir in Versailles fast dabei erwischt wurden, wie wir die Kronjuwelen stahlen. Und wie er versprach mir die Welt zu Füßen zu legen. Auch wenn ich in dem Moment nicht gewusst hatte, wie ernst er das meinte.

Aber wer rechnete auch damit, dass mein Freund sich plötzlich zum Herrscher der Welt auserkoren sieht? Okay, es gab Hinweise, das stimmt schon. Aber meine Weste war auch nicht wirklich weiß. Mehr so ein mittelgrau.

„Vorwarnung Ziegenpeter. Legolas ist auf dem Weg hierher und er wirkt nicht glücklich."

„Danke Stark."

Loki ließ meine Hand los und ich hörte, wie er den Stuhl zurückschob. Ich seufzte innerlich.

„Meine Güte, ihr Kerle benehmt euch ja wie ein Rudel bekloppter Erdmännchen."

Ich hörte die beiden nach Luft schnappen. Auf einmal war Tonys Stimme ganz nah an meinem Ohr.

„Fay, hörst du mich?"

„Ja, natürlich, als ob man dich überhören könnte."

„Oh mein Gott, sie ist wach, hol den Arzt."

„Was meinst du was ich seit drei Tagen mache? Däumchen drehen?"

Moment mal, er konnte mich hören. Ich redete tatsächlich. Ich konnte wieder etwas sagen.

The Thief and the AvengerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt