Seit sechs Tagen war ich nun offiziell wach. Loki hatte sein Versprechen gehalten und benahm sich so perfekt, wie es nur ging. Er war immer da, wenn ich bei irgendetwas Hilfe brauchte und wenn ich ihn wegschickte, dann zog er sich zurück. Aber trotzdem war es angespannt. Denn obwohl ich ihm glaubte, dass er sich für mich ändern wollte, ich wusste immer noch nicht, ob ich Clint verlassen konnte. Ich fühlte mich immer noch zu ihm hingezogen und er verdiente es auf keinen Fall, dass ihm noch einmal das Herz gebrochen wurde.
Seit sechs Tagen quälte ich mich jeden Tag zur Reha. Meine Beine gehorchten mir immer noch nicht, aber immerhin konnte ich sie wieder fühlen. Und sehr langsam baute ich auch die Muskeln wieder auf, die ich während des Komas verloren hatte. Aber trotz all der Fortschritte würde es Monate dauern, bis ich wieder einigermaßen aufgebaut war. Ob ich jemals wieder ein vollwertiger Avenger sein könnte stand in den Sternen geschrieben.
Ich saß in meinem Rollstuhl auf dem Balkon und versuchte meine Zehen zu bewegen, als es an der Glastür klopfte. Ich erwartete, Loki zu sehen, da er schon seit über einer Stunde nicht mehr nach meinem Wohlbefinden gesehen hatte, weswegen ich überrascht war, Natasha dort zu sehen.
„Hey Nat, was gibt's?"
„Nichts, ich wollte nur mal sehen, wie es dir geht. Ich war nicht gerade viel an deiner Seite seit..."
„Seit der Kugel."
Sie nickte.
„Ist nicht schlimm, Loki und Clint habe auf mich aufgepasst, wie Falken auf ihre Küken."
„Apropos Loki. Er weicht dir ja kaum von der Seite. Willst du mir was sagen?"
Ich seufzte. „Keine Ahnung. Er will sich ändern und ich merke wie sehr er mich liebt, aber er wird mit mir nicht glücklich werden. Auch wenn er es niemals zugeben würde, er braucht seine Familie in Asgard und ich könnte die Erde nicht verlassen. Odin würde es mir nicht erlauben, egal wie gut ich seinem Sohn tue."
„Und was fängst du mit dieser Erkenntnis nun an?"
„Hat dir Clint von der heruntergekommenen Farm erzählt, die er für Laura gekauft hat?"
„Ja, natürlich. Er konnte sich nie davon trennen, wieso?"
„Ich hab meine Ersparnisse zusammengekratzt. Es dürfte reichen, um sie komplett zu renovieren. Auch wenn ich es schaffe, wieder zu laufen, werde ich vermutlich nie wieder auf Missionen gehen können. Und die Kinder können Clint ja schlecht im Tower besuchen."
„Weiß Clint, dass du das vorhast?"
Ich nickte.
„Wir haben heute Morgen darüber geredet. Ich wollte es erst Loki sagen, bevor der Rest des Teams es erfährt."
Wie aufs Stichwort kam Loki durch die Tür. Als er Natasha sah, wollte er direkt wieder gehen doch sie hielt ihn ab.
„Bleib ruhig, ich wollte eh gerade gehen."
Als sie gegangen war, setzte er sich neben mich auf einen Stuhl.
„Wir sollten reden, Loki."
„Worüber?"
„Über das hier. Du kannst nicht bleiben."
„Wieso nicht?"
„Weil wir nicht funktionieren werden. Das einzige, was uns zusammengehalten hat, war der Hass auf die Welt und unsere Familien. Du hast deine Familie zurück und ich bin ein Teil der Avengers, die gegründet wurden, um die Welt vor Bedrohungen, wie dir zu schützen. Egal wie sehr du mich liebst und egal, welche Gefühle ich noch für dich habe, wir würden einander nur zurück in den Abgrund ziehen."
„Also bleibst du bei ihm."
„Ja. Er macht mich glücklich. Wir werden aufs Land ziehen. Er kann mir das geben, was du mir damals versprochen hast."
Er senkte den Kopf. Ich hatte Wut erwartet, Aggression. Mindestens Trauer. Aber er wirkte entspannt. Als er schon so lange nach unten sah, dass mich die Stille fast wahnsinnig machte, blickte er mich wieder an.
„Du wirst das Leben bekommen, dass du dir immer gewünscht hast. Und ich weiß, ich werde kein Teil davon sein, aber es macht mich glücklich, dass du dir deinen Traum erfüllen kannst. Und vielleicht werde ich eines Tages ja der coole Onkel Loki für eure Kinder sein."
Ich lächelte erleichtert. Loki hatte sich wirklich verändert. Er küsste mich auf die Stirn und verließ den Balkon.
Ich atmete einmal tief durch und machte mich auf den Weg zu Clint. Es war Zeit den anderen von unserem Neustart zu berichten.
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The Thief and the Avenger
FanfictionFeather Hawk. 17 Jahre alt. Und eine Meisterdiebin. Aber was passiert, wenn sie auf einmal die Wahl zwischen Gefängnis und Stark Tower hat? Und was, wenn sie nicht nur für die Avengers arbeitet? Denn einer der Avengers hat ein Auge auf die junge Die...