# 33 Annie - Wütender Mopp

31 3 0
                                    


„Nein, tu es nicht! Nehmt mich!"Doch es ist zu spät. Schneller als gedacht zückt Danni ein Messer. Nico will sich noch wegdrehen, aber ist nicht schnell genug. Kaltherzig stößt er die Klinge in Nicos Rücken und schubst sie von sich sodass sie mit dem Kopf auf die Tischplatte knallt. Ein lautes Knacken ist zu vernehmen. Sie fällt zu Boden und rührt sich nicht mehr. „Nein!", ein lang gezogener Schrei löst sich aus meiner Lunge. In mir ziehen sie sämtliche Organe zusammen, als wollten sie gemeinsam mit Nicos' den Kampf aufgeben.„Nicht, Annie. Das ist genau das was sie wollen, eine überstürzte Tat. Wir trauern später um Nico!", versucht mich Luca aufzuhalten, doch ich höre nicht auf ihn.Dannis Tat entfesseln in mir ungeahnte Kräfte. Mit einem kräftigen Schlag nach hinten, kämpfe ich mich von Luca frei. Brenner und Danni haben nur darauf gewartet, mich aus der Reichweite von Luca heraus zu bekommen. Sofort gehen beide auf mich los.Mit übermenschlicher Geschwindigkeit stürzt Luca an mir vorbei und springt sowohl seinen Bruder, als auch seinen Vater entgegen, sodass alle zu Boden gehen.„Deaktiviere das Programm!", schreit er mir zu, während er versucht die Mitglieder seiner Familie in Schach zu halten.Blitzschnell drehe ich mich um und stürze zum Schreibtisch. Plötzlich spüre ich einen Schlag an meinen Knöcheln, welcher mir die Füße wegzieht. Krachend lande ich auf dem Boden. „Du bleibst schön hier!", giftet mich Danni an, der mich sofort mit seinen Beinen umklammert, während er versucht mit seinen Armen Luca abzuwehren.Mich zum Schreibtisch streckend, erwische ich nach mehreren Sekunden ringen nur die Kante. Sofort werden meine Finger vom Holz des Schreibtisches weggezerrt. „Oh nein, das wirst du nicht!" Mit einem Ruck zieht Danni mich wieder ein paar Zentimeter zurück.Auf der Seite zum liegen kommend, starre ich direkt auf die regungslose Gestalt von Nico. Die Wut in mir platzt wie ein übervoller Luftballon. Mit kräftigen Tritten erwische ich Danni an seiner empfindlichsten Stelle, was mich aus seinem Klammergriff befreit. Schwer atmend winde ich mich heraus, springe auf und mache mich daran, um den Tisch herum, zur Tastatur zu gelangen. Doch kaum habe ich sie erreicht, werde ich davon weggezogen. Jetzt ist es Brenner, der es geschafft hat, sich aus Lucas Griff zu befreien, weil dieser vollauf mit Danni beschäftigt ist. Lautstark brüllend fliegen die Fäuste der beiden Brüder hin und her. Mit Genugtuung erkenne ich jedoch Lucas deutlichen Vorteil in diesem Kampf.„Vergiss es kleine Göre. Du durchkreuzt mir keine Pläne mehr!", keucht Brenner, sein Gesicht vor Anstrengung krebsrot und merkwürdig zappelnd. Über die Schulter schauend, erkenne ich den Grund dafür. Robert mobilisiert seine letzten Kräfte und hält Brenner am Hosenbein fest. Es ist nicht viel, aber durch die kleine Ablenkung schaffe ich es, den bereits auf der Kippe stehenden Monitor zu mir herum zu drehen. Mitten auf dem Bildschirm prangt mich ein großes Textfeld an.„Eingabe bestätigen um Programm XY zu löschen"Ich muss nur die Entertaste drücken und schon wären wir von der irren Idee wahllos Soulmates für den Kampf herzustellen, befreit.Doch auch Brenner hat es gesehen und setzt alles daran, meine Hand von der Taste fern zu halten. Mit aller Macht zerrt Brenner an mir, sodass ich beide Hände benötige, um meine Position vor dem Monitor nicht zu verlieren. Verzweifelt fixiere ich die Entertaste. Nur die muss ich erreichen, mehr nicht. Mein Atem geht keuchend, langsam rutschen meine Finger von dem glatten Holz ab. Im letzten Augenblick trete ich nach hinten und treffe! Ein Knacken von Brenners Nase, gepaart mit einem lauten Aufschrei und dem plötzlichen Loslassen meiner Beine markiert meinen Sieg. Schnell rappele ich mich auf und springe beinahe auf den Tisch. Bereits im Flug ziehe ich die Computertastatur zu mir heran und drücke die gewünschte Taste. Aber nichts passiert.Angsterfüllt drücke ich noch einmal aber es erscheint nur ein weiteres Feld auf dem Bildschirm.„Tastensperre- Pin erforderlich"„Ich brauche die richtige Tastenkombination! Der Computer hat sich gesperrt."„Versuch einfach irgendwas!", rät mir Luca über die Schulter werfend. Noch immer mitten im Schlagabtausch mit seinem Bruder um ihn davon abzuhalten, mir näher zu kommen.Brenner schreit vor Wut auf und setzt mit einem Tritt an den Kopf Robert außer Gefecht.Schnell gebe ich den Namen von Krams Soulmate ein. Karen. Es gelingt mir gerade noch die Eingabe zu bestätigen, bis ich mich unter Brenners Arm wegducken muss. Aus dem Augenwinkel schiele ich auf dem Bildschirm. Es war nicht das richtige.Um den Tisch herumgehend, entgehe ich Brenners Angriffen. Die Tastatur schiebe ich mit, kann aber aufgrund der Ausweichmanöver kein weiteres Passwort eingeben.„Ich hab nur noch zwei Versuche.", wende ich mich atemlos keuchend an Luca. Doch der schafft es nicht zu antworten, weil Danni ihn in den Schwitzkasten genommen hat. „Jetzt habe ich dich, kleiner Bruder."Brenner schnell ausweichend, der daraufhin in einen Schrank voller Akten fällt, komme ich Luca zur Hilfe. Mit voller Wucht schlage ich Danni die Rückseite der Tastatur an den Schädel. Das gibt Luca die benötigte Sekunde, um sich wieder frei zu kämpfen.„Du bist die Beste!", strahlt er mich verliebt an, sodass mein ganzer Körper darauf reagiert. Stöhnend kämpft sich Lucas Vater unter den Büchern und Ordnern heraus. „ProgrammXY" ist das nächste, das ich mit flinken Fingern und die Tastatur auf einem Bein abgelegt eingebe. Seitlich Brenners Angriff entkommend springe ich zum Tisch zurück, um auf den Bildschirm schauen zu können.Eingabe nicht korrekt. Nur noch ein weiterer Versuch möglich.Die Hand auf seine blutende Nase gepresst, stürmt Brenner wieder vor.„Es war wieder falsch. So wird das nie was!", werfe ich verzweifelt die Hände in die Luft. „Der Schlüssel liegt in der Tastatur!", brüllt mir Luca zu. Verwirrt starre ich auf die Tasten. Was meint er damit?Ich sehe, wie sich Brenner nähert und haue ihm die Tastatur um die Ohren.„Gib mir das!", kreischt er vollkommen außer sich und versucht das Schlagobjekt zu greifen. Dabei erwischt er wahllos irgendwelche Buchstaben und Zahlen. Nach gefühlt ewiger Rangelei kann ich Brenner das Plastik entreißen und fliehe zum Schreibtisch.Mit großen Lettern verkündet der Bildschirm:Eingabe nicht korrekt. Computer wird gesperrt.Beim Kampf mit Brenner müssen wir wohl bereits das dritte Mal die Eingabe bestätigt haben„Nein!", hauche ich vollkommen verzweifelt den Monitor umfassend.Von meinem Aufschrei alarmiert, teilt er einen kräftigen Kinnhaken gegen seinen Bruder aus. Vollkommen benebelt landet Danni auf dem Boden. Schnell eilt Luca zu mir und zieht seinen Vater am Kragen von mir weg, sodass er mir nicht mehr gefährlich werden kann. Aufjaulend landet er auf seinem Hinterteil. Lässt es dabei aber nicht auf sich beruhen.„Schalte sie aus Luca und wir sehen über alles hinweg, mein Sohn. Du kannst deine Stelle, dein Leben und deine Familie behalten. Bring mir dieses Mädchen und ich vergesse alles! Wir können wieder eine Familie sein! Wir drei! Ganz wie früher!", redet er auf seinen Jüngsten ein. „Bitte Luca, hör nicht auf ihn! Er will nur seine Haut retten!", halte ich dagegen.„Natürlich will ich das!", faucht Brenner zurück. „Meine und die meiner Familie! Mehr wollte ich nie! Ich wollte einzig und allein unser Wohlbefinden wieder herstellen, Luca. Bitte mein Sohn, verstehe doch! Das war alles nur für uns! Ihr seid gescheitert, gib es zu. Sieh deinen Fehler ein und wir empfangen dich mit offenen Armen!", säuselt er ihm weiter vor. Ich kann sehen, wie Luca mit sich kämpft. Niedergeschlagen lässt er seine kämpferisch erhobenen Arme nach unten sinken. „Und was hast du vor Vater? Wenn das alles vorbei ist? Dem System dienen, oder den Rebellen in den Arsch kriechen?"„Es ist mir vollkommen egal, was ich tun muss. Wichtig ist nur, dass es meinen Söhnen gut geht!", lockt er vertrauensvoll Luca zu sich und dem noch immer am Boden liegenden Danni.„Bitte, geh nicht Luca.", verzweifelt nehme ich seine Hand, die er mir jedoch entzieht. „Tut mir Leid, Annie ich muss das tun." Ganz langsam zieht er mir die Tastatur unter den Fingern weg. „Nein, Luca. Tu das nicht. Er wird sich bei der nächstbesten Gelegenheit wieder gegen dich stellen. Wenn er die Wahl hat zwischen sich und seinen Kindern, wird immer er es sein, auf den seine Wahl fällt.", versuche ich ihn verzweifelt umzustimmen. Mit letzter Kraft halte ich mich an der Tastatur fest. Aber er entwendet sie mir mit Leichtigkeit.„Bitte Luca, nein." Der Kloß in meinem Hals nimmt mir jede Kraft, sodass ich nur noch tonlos wispern kann.„Es geht nicht anders.", flüstert er nur leise zurück. „Ja, mein Sohn! Sehr gut! Jetzt kannst du sie-"Klatsch! Mit einem schnellen Dreher und der gewaltigen Kraft eines Soulcatchers schmettert Luca seinen Vater die Tastatur ins Gesicht. Krachend zerbricht sie in mehrere kleine Teile. Brenner geht wie ein nasser Sack zu Boden.„Luca, was-?", vollkommen überrumpelt starre ich auf die im Zimmer herumliegenden Tasten. „Was tust du da?", krame ich schwerfällig die richtigen Worte aus meinem völlig brach liegenden Gehirn heraus.Ohne auf meine Antwort zu reagieren, bückt sich Luca und hebt einen Schlüssel hoch, der in den Trümmern des elektrischen Eingabefeldes zum Vorschein kommt und hält ihn mir entgegen.„Nimm das und entsperre den Computer. Kram hat den Sicherheitsschlüssel in einer Klappe unter der Tastatur versteckt. Nicht wirklich clever, oder?"„Woher weißt du das?" Verdattert über die Wendung kann ich ihn nur anstarren. Er hat sich gegen seine Familie gestellt und sich für mich entschieden. „Weil ich es gesehen habe. Kram ist paranoid und wechselt seine Passwörter alle paar Tage. Nur kann er sie sich selbst nicht merken.", grinst er triumphierend.Mit vor Schreck noch immer klammen Fingern, nehme ich den kleinen Schlüssel entgegen und eile damit zum Computer.„In einer Klappe, hum? Hättest du den Schlüssel dann nicht einfach herausnehmen können statt ihn über den Schädel deines Vaters zu ziehen?", grinse ich unterdrückt in der Hocke.Luca zuckt mit den Schultern, sichtlich mitgenommen vom Kampf aber freudig strahlend. „Ich habe zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Er ist ruhig und wir haben das was wir wollten."„Wieso hast du mir nicht gleich etwas von dem Fach gesagt?", maule ich leise, während ich den Schlüssel in das dafür vorgesehene Loch im Computer schiebe. „Hab ich doch. Der Schlüssel liegt in der Tastatur, habe ich dir zugerufen", erinnert er mich verlegen. Mir geht ein Licht auf. Das hatte er also gemeint! Mit einer leichten Drehung des Metalls löst sich der schwarz gewordene Bildschirm auf. „Eingabe bestätigen um Programm XY zu löschen" erscheint es dort flackernd erneut als wäre es nie fort gewesen.„Wir haben es geschafft!", hauche ich überwältigt.„Das haben wir! Zusammen!", erleichtert nimmt Luca meine Hand. „Wollen wir es gemeinsam tun?"„Ja.", bestätige ich überglücklich. Gemeinsam drücken wir die Entertaste und nach einer Abfrage des Computers„Sind sie sich sicher? Programm XY wirklich löschen?", bestätigen wir beide mit „Ja".Programm XY erfolgreich gelöscht. „Es ist getan!", ungläubig schüttele ich den Kopf.„Noch nicht ganz. Es gibt noch Abschriften. Wir sollten diese zur Sicherheit ebenfalls zerstören.", zieht mich Luca vom Schreibtisch weg.„Warte, wo ist Ava?", erstarre ich vor Schreck mitten im Gehen. Zurückblickend fällt mir ein, dass ich sie seitdem wir im Büro angekommen sind, nicht mehr gesehen habe. „Ich habe sie sofort in die Bibliothek geschickt, als Robert uns verraten hat, wo die anderen sind. Sie kennt sich dort am besten aus.", beruhigt mich Luca sofort. „Sie müsste unten sein und zerstört hoffentlich gerade die Abschrift."Die Anspannung mit einem lauten Seufzer aus mir heraus lassend antworte ich: „Ich hoffe es!"Mir gut zuredend, drückt mir Luca einen Kuss auf die Stirn. „Wir sollten die Zellen öffnen, um die restlichen Insassen zu befreien und dann in der Bibliothek nachsehen." „Du hast Recht!", bestätige ich und gehe mit vorsichtigen Schritten auf Robert zu. Er ist noch immer ohnmächtig.„Wir können ihn nicht hier lassen! Was, wenn dein Vater oder dein Bruder wieder wach werden? Er könnte sich rächen!" Sanft schiebt mich Luca zur Seite und übernimmt die Aufgabe nach dem Schlüssel in Roberts Uniform zu suchen. Keine fünf Sekunden später, hält er ihn mir hin.„Befreie die Insassen."Zum Schaltbrett gehend, entdecke ich mehrere in die Wand eingelassene Schlüsselfelder mit daneben stehenden Feldern „Alle geöffnet" und „Alle geschlossen". Ich schiebe den Schlüssel in den dafür vorgesehenen Schlitz für unseren Trakt, eingeteilt in die einzelnen Gänge. Der Reihe nach öffne ich sie alle, bis das Lämpchen von „Alle geschlossen" auf „Alle geöffnet" umspringt. Ein Knacken, das durch die Flure schallt, bestätigt den getätigten Mechanismus.„Wieso ist es so still?", frage ich plötzlich alarmiert. Unter den Kampfgeräuschen der Phoenixtruppe hätte man dieses Geräusch nicht bis ganz nach oben hören sollen.„Schnell, wir müssen los!", schiebt mich Luca sofort zur Tür, während er zu Robert rennt und ihn sich über die Schulter wuchtet. Mein trauriger Blick gleitet zu Nico.„Wir können nichts mehr für sie tun." Die riesige Blutlache unter ihr, bestätigt seine Worte.„Ich weiß.", antworte ich beinahe überwältigt von meinen Gefühlen.„Wir sollten uns beeilen. Ab jetzt wird es für Uniformträger wie mich sehr ungemütlich im Haus herumzuspazieren."Erschreckt, nicht daran gedacht zu haben, reiße ich die Augen weit auf und ziehe Luca heraus auf den Gang. Kaum sind wir aus Krams Büro herausgetreten, sind plötzlich zehn selbstgebastelte Messer auf Lucas Kehle gerichtet. Abwehrend hält Luca die Hände nach oben.„Stop!", brülle ich und stelle mich schützend vor Luca und Robert. Zu meiner Erleichterung senken sich die gefährlichen Spitzen etwas. Blinzelnd erkenne ich, wen wir da eigentlich vor uns haben. Alle inhaftierten Frauen des oberen Ganges. Sie habe den Tumult in Krams Büro gehört und wollen nun zur Hilfe eilen.„Tut ihnen nichts, sie gehören zu den Guten! Sie haben mir geholfen im Kampf gegen unsere Gegner!", stoße ich schnell hervor.Die aufmüpfigen und todbringenden Blicke der weiß- und grauhaarigen Frauen legen sich etwas. Auch die Messer werden zum Boden gerichtet.„Ist Kram tot?", erkundigt sich eine der ältesten Frauen die direkt vor mir steht.Ich schüttele den Kopf. „Er ist noch am Leben. Er war nicht hier."Enttäuscht beginnen die betagten Insassinnen laut zu zischen. Ein wütender Mopp, dem ich nicht einmal unschuldig gegenüber stehen will.Die Frau die gesprochen hat, hebt die Arme. Das Zischeln versiegt wie auf Kommando.„Lasst sie vorbei. Das ist die, mit der ich gesprochen habe. Was ist aus dem anderen Mädchen geworden? Das, was geschrien hat?"Ich muss schwer schlucken bevor ich die Realität aussprechen kann. „Sie hat es nicht geschafft."Bedrückt ergreifen einige meinen Arm.„Das tut mir Leid. Vor allem, da du bereits den Verlust von Elise ertragen musstest. Sei dir versichert, dich trifft keine Schuld. Ohne euch Mädchen wäre sie bereits vor Wochen von den Wärtern in die Todeskammer verschleppt worden."Ich nicke gerührt, jedoch ohne antworten zu können.„Und jetzt geht, überlasst uns die Übeltäter!"Das Zischen erhebt sich wieder auf einen unsichtbaren Befehl hin wie von tausend wütenden Schlangen. Für einen kurzen Moment waren sie nette ältere Menschen. Jetzt wieder vom Zorn zerfressen, verwandeln sie sich in albtraumhafte Wesen. „Nein, verschont sie. Sie werden eine gerechte Strafe erhalten.", versuche ich sie aufzuhalten, aber habe keinen Erfolg. Eine alte Dame nach der anderen schiebt sich in das Büro von Kram.Widerstrebend werden wir von den Frauen zur Seite gedrängt und entfernen uns so immer weiter von dem Büro. Aus dem Raum hinter uns erheben sich Schreie. „Wir sollten verschwinden. Einmal im Blutrausch, werden sie nicht mehr Freund von Feind unterscheiden können! Wir tragen immer noch eine Uniform", murmelt Robert schwach von Lucas Schulter.Ich sehe Luca an wie schwer es ihm fällt, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Weg von den Mitgliedern seiner Familie, die gleich massakriert werden. Es drängen sich immer mehr ältere Frauen an uns vorbei und die Blicke werden nicht liebevoller. Luca versucht ein neutrales Gesicht zu wahren, aber die immer unmenschlich werdenden Schreie, lassen ihn zusammen zucken. Sein Körper verfällt alle paar Meter in eine Starre. Er ist hin und her gerissen und ich kann ihn verstehen. Egal wie sie sich benommen haben. Es ist immer noch sein Bruder und sein Vater die da gerade abgeschlachtet werden. Mitleid können sie von den Frauen nicht erwarten. Genauso wenig wie die Inhaftierten es in den vergangenen Jahren erfahren haben. Sie haben viele dunkle Nächte durchlebt, in denen sie sich die Rache für ihre Unterdrücker haben ausmalen können. Diesen Moment werden sie sich nicht nehmen lassen.Sollte Luca versuchen sie daran zu hindern, wird er ebenfalls umgebracht. Seine schwarze Uniform wird ihm da keinesfalls behilflich sein.Sanft ziehe ich Lucas Kinn zu mir herunter, damit er mich ansehen muss. Meine blutverschmierte Hand an eine der wenigen Stellen legend, die nicht von Blessuren verunziert ist. „Luca bitte, wir müssen fort von hier!" Nach einer zitternden Ausatmung, fokussiert sich endlich wieder sein Blick. „Du kannst ihnen nicht mehr helfen.", wiederhole ich nun seine Worte und dränge ihn sanft aber bestimmt von dem Geschehen weg. Von den schmerzerfüllten Lauten gepeinigt, presst er die Lider zusammen. „Ich weiß. Wir müssen fort."

SoulmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt