Secret Lies

Gewitter

Hand in Hand gehen Cat und ich am Strand entlang und schweigen seit geraumer Zeit. "Liebst du ihn?" fragt sie plötzlich leise und ich sehe in die Ferne. "Ich denke schon." Sie drückt meine Hand. "Ach Mags. Wie soll das denn alles weiter gehen? Er ist verheiratet." Laut seufze ich auf. "Das weiß ich. Es ist jeden Tag präsent in meinem Kopf, aber ich kann nicht anders. Ich werde dir alles haarklein erzählen." Sie nickt und ich beginne zu erzählen.

Von dem Tag, als ich ihn das erste Mal gesehen habe, von dem Gefühl, das zwischen ihm und Lydia etwas nicht stimmt, von meiner Verletzung, dem gemeinsamen Dinner, der liebevollen Fürsorge von Alec, unserem ersten Kuss und der anschließenden Katastrophe und von unserer Aussprache. Von der gemeinsamen Zeit und den Ausflügen, nur die intimen Dinge lasse ich bewusst aus, denn sie sind zu besonders, um sie mit jemandem zu teilen.

Schweigend hört sie zu, manchmal lächelt sie und als ich von dem Abend mit Lydias Vater erzähle, spannt sie sich wieder an, sodass ich ihre Hand fest drücke. Als ich geendet habe, sieht sie mich von der Seite an. "Und wie soll das alles weiter gehen?" fragt sie und wieder seufze ich. "Ich weiß es nicht und genau das macht mir Angst. Cat, habe das Gefühl, ich bin endlich angekommen und ich war noch nie so glücklich, wie mit Alexander. Trotzdem habe ich Angst, er wird sich für sie entscheiden. Ich weiß nicht, ob ich das überlebe."

Sie bleibt stehen und sieht mich ernst an. "Betrachten wir das Ganze mal rational. Wenn er sich scheiden lässt, verliert nicht nur Lydia alles, sondern auch er. Wenn du hier bleibst und wegen ihm deine Karriere an den Nagel hängst, wirst du immer sein versteckter Freund bleiben und wer weiß, was Lydia sich noch alles einfallen lässt, um dich loszuwerden. Welche Lösung scheint dir annehmbar?" Ich schüttel den Kopf. "Keine davon, aber ohne ihn zu sein ist keine Option. Versteh mich doch." Sie nickt. "Ich versuche es ja, aber ich sehe kein Vorankommen. Was sagt er denn dazu?"

Verlegen sehe ich zu Boden und antworte nicht. "Ihr redet nicht darüber?" fragt sie fassungslos und ich werde rot. "Bisher nicht. Ich glaube, wir vermeiden es beide, weil uns bewusst ist, dass es keine Lösung gibt." Schnell nimmt sie mich in den Arm. "Fuck Mags, ich will nicht, dass wir von vorne anfangen müssen mit Allem. Es läuft gerade so gut." Ich nicke. "Ich weiß."

Zurück im Seestern sitzen wir gemeinsam auf dem Sofa und starren auf das Meer. Ein Sturm ist mitterweile aufgezogen und ein schweres Gewitter tobt über dem Horizont.
"Ich habe Ragnor endgültig in die Wüste geschickt." platzt sie plötzlich heraus und ich sehe sie erstaunt an. "Wirklich? Cat, ich bin so stolz auf dich. Wie ist es dazu gekommen? Hast du etwa jemanden kennengelernt?" spaße ich und werde stutzig, als sie rot wird. "Ernsthafte? Wer ist er? Kenne ich ihn?" frage ich aufgeregt und sie weicht meinem Blick aus. "Naja. Irgendwie schon." Ich fange an auf und ab zu hüpfen. "Okay, ich rate. Ist es ein Regisseur?" Sie schüttelt den Kopf. "Ein Schauspieler?" tippe ich weiter und wieder verneint sie. "Mhm, jetzt sag mir nicht, es ist dein Vermieter. Der sieht zwar gut aus, ist aber eine dermaßen hohle Nuss, dass nicht mal ein Eichhörnchen daran gehen würde. Oder etwa der Kameramann vom letzten Set? Oh, der war süß und er....."

"Jetzt halt mal die Luft an, Magnus Bane." schreit sie schon fast und irritiert sehe ich sie an. "Es ist Dot. Die Visagistin von deinem letzten Film." Mir klappt der Mund auf. "Eine Frau?" frage ich und sie nickt. "Wir haben uns zufällig getroffen und uns unterhalten. Sie ist so lieb und verständnisvoll. Wir haben uns dann immer öfter getroffen und dann ist es passiert." Hilflos sieht sich mich an und ich muss grinsen. "Na sowas aber auch. Siehst du, gleichgeschlechtliche Liebe ist einfach die Beste. Seit ihr zusammen?" Sie reisst die Augen auf. " Nein. Wir kennen uns ja kaum, aber ich hoffe es. Bei unserem letzten Treffen, wollte sie mich küssen und ich dumme Kuh habe die Flucht ergriffen. Ich bin so doof." seufzt sie und lässt sich nach hinten fallen.

Ich muss lachen. "Dann sag ihr das, Cat. Sag ihr, es tut dir leid und das du es unbedingt nachholen möchtest." Mit einem Auge sieht sie mich an. "Meinst du wirklich? Ich kann das nicht." Ich nehme ihre Hand. "Du kannst. Los, schreib ihr eine Nachricht. Jetzt." Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen. "Ich traue mich nicht." Schnell greife ich zu ihrem Handy. "Dann mach ich es eben." sage ich und sie springt auf, um sich auf mich zu stürzen. "Wag es ja nicht, Magnus Bane. Gib her. Ich mach es ja schon." Zufrieden reiche ich ihr ihr Telefon und sehe ihr über die Schulter, als sie tippt. "Gut so. Schreib ihr noch, dass sie scharf ist." sage ich und sie schlägt mir auf den Oberarm. "Bestimmt nicht."

Es klopft laut an der Tür und fragend sieht Cat mich an. "Das ist bestimmt Alec. Wir wollten zusammen essen. Ist das in Ordnung für dich?" Sie lächelt. "Natürlich. Ich freue mich, ihn näher kennen zu lernen." Ich gebe ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und gehe zur Tür. Gerade will ich sie öffnen, als ich Lydias Stimme höre.

"Magnus, mach bitte auf. Ich weiß, dass du da bist." Ich erstarre und bleibe vor der Tür stehen. "Ist das Lydia?" Cat ist zu mir getreten und sieht mich an. Als ich nicke, verzieht sie das Gesicht. "Lass mich mal. Ich habe ihr einiges zu sagen." Bevor ich reagieren kann, hat sie die Tür aufgerissen. Gerade will sie loslegen und Lydia ihre Meinung sagen, als wir beide irritiert sehen, dass sie weint. "Magnus, du musst mitkommen. Es ist Alec." Innerlich breche ich zusammen und starre sie an. "Was?" frage ich leise und will die Antwort eigentlich nicht hören. "Alecs Boot ist aufgefunden worden. Ohne ihn."