16 Erweiterter Verstand

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55 Stunden später 

Ein Schrei. 
Das ist es, was aus meinem Hals weicht, noch bevor ich die Augen öffnen kann. 
Denn mit jeder Sekunde könnte der Schmerz wiederkommen, der mich die letzten Tage geplagt hat. 
Aber er kommt nicht. 
Mein Herz rast mit der Sekunde die verstreicht schneller und das Adrenalin fließt ununterbrochen durch meine Adern. 
Aber da ist noch etwas, was durch mich hindurch strömt. Es ist fast so, als wäre mein Blut dickflüssig und nicht mehr so, wie es einmal war. 
Ich hebe vorsichtig meine Hände und bin überrascht zu sehen dass es funktioniert. 
Vorsichtig begutachte ich sie in dem schimmrigen Licht der Zelle in der ich auf einer unbequeme Pritsche liege. 
Moment- 
Ich habe mich ja nicht einmal wirklich umgesehen. 
Woher weiß ich von alle dem. 
Langsam schaue ich auf. Tatsächlich. 
Eine Zelle. Eie Pritsche. Und ich liege auf ihr. 
Es ist als hätte man meinen Verstand um einen großen Teil erweitert. 
Ich kann langsame Schritte auf dem Flur hören. Ein ruhiges Atmen. Ein Auto was vorfährt. Eine Landstraße etwas weiter weg. Leise Stimmen. Und dann Musik, die aus einem Club dröhnt.
Einem Club aus Sokovia? Sokovias Innenstadt ist einige Kilometer von hier entfernt. 
Wie ist das möglich? 

Ich setze mich auf um meine Zelle genauer unter die Lupe zu nehmen. Neben meiner Pritsche ist eine winzige Toilette aber keine Spur von einem Waschbecken. Ein kleiner Schreibtisch -wenn man es Schreibtisch nennen kann- steht gegenüber der Pritsche an der Wand. 
Und dann ist da noch ein Fenster, aus dem man aber nichts als Wald sehen kann. 
Die Tür ist aus dickem, grauen Metall und mit einer Nummer versehen. 
34. 
Die selbe Nummer steht auf meinem T-Shirt. 
Woher ich diesen Fakt habe kann ich mir ebenfalls nicht erklären aber als ich es prüfe stelle ich fest dass es stimmt. 
Eine Aufnäher mit einer 34 ist auf die linke Brust meines Shirts genäht. 
Ich fahre mit dem Finger darüber. 
Ist das mein neues ich? Die 34? 
Wird man mich hier so nennen? Ist das meine neue Identität? 
Zu viele Fragen schwirren mir im Kopf herum und ich kenne zu nicht einmal einer die Antwort. 

Einige Male gehe ich auf und ab, aber das laute Wiederhallen meiner Schritte an den hohen Wänden treibt mich in den Wahnsinn, also setze ich mich auf die Pritsche und lehne mich mit dem Rücken an die kühle Wand. 
Wie spät es wohl ist? 
Und ob der Schmerz wieder kommt? 
Ich denke nicht, sonst hätte man mich nicht losgebunden. Aber dass das Leiden jetzt ein Ende hat glaube ich kaum. 
Mich wird nur eine andere Art der Folter erwarten. 
Wann man mir wohl genauere Informationen geben wird?
Ob man mir überhaupt jemals genauere Informationen geben wird? 

Es ist beinahe so, als würde jede weitere Frage ein Surren in meinem Kopf verursachen das mit jedem mal lauter wird und sich in meinen Verstand beißt. 

Dann überkommt eine Welle aus Erinnerungen mich. 
Eight, Tess, Nicky, Liz und Chris, die jetzt gerade die Straßen von Sokovia nach mir absuchen könnten. Weil ich auf der Demo war. Und sie verloren habe. 
Dann war ich im Gefängnis. Und Eight war da. Hat mit mir gesprochen und gesagt alles wird gut. Er hat mir seinen echten Namen verraten, Eric. 
Hydra, die uns abgeholt und verschleppt haben. 
Alex, Wade und Tia. 
Tia die sich noch nach mir ausstreckt und ich wie ich darum flehe dass sie ihr nichts tun. 
Und der Schmerz. 
Dort enden meine Erinnerungen die ich an die vergangenen Tage habe. 
Es ist mehr als erst erwartet. 

Ob es Wade und Tia gut geht? 
Um Alex mache ich mir keine Gedanken. Sowie ich mein Glück kenne hat auch er alles gut überstanden. 
Aber habe ich es überhaupt gut überstanden?
Ich weiß es nicht. 
Ohne dass ich es gemerkt habe, habe ich begonnen zu weinen

Schon wieder bin ich hilflos.  
Und schon wieder kann ich nichts tun außer auf Antworten zu warten, die ich heute nicht bekommen werde. 
Ob ich sie je bekommen werde ist ein Rätsel, dass der kommende Morgen vielleicht lösen kann. 
Eine andere Wahl bleibt mir nicht. 
Also lege ich mich auf die Pritsche hinunter. 
Auch ob ich schlafen kann, weiß ich nicht. 

Was weiß ich schon? 
Nichts. 
Mit überrascht mit welch einer Wucht dieser Gedanke mich trifft und wie wahr er doch ist. 


wanda II die for youWhere stories live. Discover now