Kapitel 1

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Der Wind heulte mir erbarmungslos um die Ohren und sog sich stechend durch meine Lungen, weshalb ich meinen Schal schützend über Mund und Nase zog

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Der Wind heulte mir erbarmungslos um die Ohren und sog sich stechend durch meine Lungen, weshalb ich meinen Schal schützend über Mund und Nase zog. Bereits nach wenigen Sekunden fiel mir das Atmen leichter, als sich warme Luft unter der Wolle meines Schals sammelte.
Dennoch starrte ich missmutig auf das Paket vor mir. Ich haderte seit geschlagenen fünfzehn Minuten mit mir selbst, ob ich es nun über die Brüstung des Astronomieturms schmeißen sollte oder nicht.
Merlin, ich sollte es einfach hinter mich bringen, bevor ich hier noch fest fror. Seufzend blickte ich in den sternenklaren Himmel über mir. Trotz der Kälte mochte ich diesen Ort. Es war einfacher, hier oben, fernab des Trubels des restlichen Schlosses, seinen Gedanken nachzuhängen. Doch selbst mit all seinen plappernden Schülern, tückischen Treppenstufen und manch kindlichen Streiche, war Hogwarts der einzige Ort, an dem ich mich wirklich wohlfühlte.
Manchmal war ich mir nicht ganz sicher, wer ich außerhalb dieser Mauern war. Hier war ich Lily Evans, die talentierte Hexe. Zu Hause versuchte ich gerade das nicht zu sein.

Traurig zerknüllte ich den Brief in meinen Händen. Mein Tag wäre wesentlich besser verlaufen, wenn mich mein Leben außerhalb von Hogwarts nicht immer wieder einholen würde. Es war leicht über das Schuljahr hinweg, seine Probleme zu vergessen. Hier war das schlimmste mit dem ich mich befassen musste, eine verspätete Hausarbeit. Zuhause hingegen wartete meine Schwester.

So in meinen Gedanken versunken, hörte ich die Schritte von der Treppe erst, als die Person schon bei der letzten Stufe angekommen war. Hastig sah ich auf, nur um noch mehr in mich zusammenzusacken. Wenn man schon von Problemen sprach.
Und ich hatte gedacht, es könnte nicht mehr schlimmer kommen. Verdammt! Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er ausgerechnet heute Nacht hier auftauchen würde.
„Merlin Evans, was treibst du bei dieser Eiseskälte alleine hier oben?"
Ich blickte erneut zu ihm auf und sah gerade noch, wie er ein Pergament zusammenfaltete und in seinem Umhang verstaute. Ich wollte gar nicht wissen, was darauf stand oder was er hier trieb.
„Nicht heute Black, ich bin nicht in der Stimmung", murmelte ich erschöpft und vergrub meine Hände samt des Briefes in meinen Manteltaschen.
„Lily Evans ist nicht in der Stimmung für eine Debatte?", kam es ungläubig zurück. Ich zischte.
„Ich wüsste wirklich nicht, warum dich das interessieren sollte." Sein leises Glucksen wurde vom Wind zu mir getragen.
„Das klingt doch schon besser."
Ich seufzte zitternd. Warum konnte er mich nicht einfach alleine lassen? Ich hatte absolut keine Lust auf Gesellschaft. Besonders nicht auf die von Black. Wir konnten uns doch nicht mal ausstehen!

Ich hörte das Rascheln seines Umhanges und zu meiner bitteren Überraschung sah ich, wie er sich etwas von mir entfernt auf den Boden setzte. Argwöhnisch zog ich eine Augenbraue hoch. „Was soll das denn werden?"
Er sah mich mit gelassener Miene an. „Wonach sieht es denn aus, liebste Evans? Ich leiste dir Gesellschaft."
Ich musterte ihn kritisch und versuchte, ruhig zu bleiben.
„Die habe ich ganz sicher nicht nötig, Black, danke auch", erwiderte ich bittersüß.
Doch das schien ihn ganz offensichtlich nicht zu interessieren.

Du bist mein Schnatz - Eine Jily Story -Where stories live. Discover now