2 - nach dem Krieg

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Über die Jahre war die Kluft zwischen Hermine und Draco immer weiter aufgegangen und auch die sonstigen Umstände hatten sich immer weiter verschlimmert, bis alles zu viel wurde. Wie lange kann man einer Last standhalten? Wie lange alles und jeden, einschließlich seiner selbst, verleugnen? Wie lange stark sein? Wie lange kämpfen? Spätestens der Krieg hatte alle daran Teilhabenden gebrochen, zerstört, gnadenlos mit dem Gesicht voran auf den harten Betonboden der grausamen, unwirklichen Realität geschmettert, alles Schöne ausbleichen lassen. Was blieb, war das Wrack der einst starken, jungen Menschen, nur noch Schatten ihrer selbst, die jeden Glauben verloren hatten, so auch Hermine, die immer so stark gewesen war, sie hatte ihre Grenze erreicht, doch das Schlimmste war nicht der Krieg. Das Schlimmste waren die Folgen. Die Konsequenzen, die die Schlachten mit sich brachten, die tiefen Narben, die sie hinterließen, sowohl physisch, als auch psychisch. Der eigene Schmerz, kombiniert mit dem Schmerz all der Nahestehenden Menschen, der den eigenen Schmerz noch einmal verdoppelt, von aller Welt als Kriegsheld gefeiert zu werden und für die Öffentlichkeit lächeln, Witze reißen, Interviews geben und dabei innerlich schreien. Sagen, dass alles gut ist und im Herzen nichts, als Leere und Scherben zu haben, Scherben, die mit jedem Lachen, jeder Bewegung tiefer einschneiden. Einfach nur all den Schmerz hinausbrüllen wollen, aber nichts tun können, so viel zu sagen zu haben, aber weder Worte zu finden, noch die Kraft, oder das Vertrauen in jemanden zu haben, um etwas zu sagen. Dazu all die Verluste, Freunde, Bekannte, Geliebte, fast schon Familie, unglaublich tolle und wichtige Personen und die quälenden Fragen, was man hätte tun können, um sie zu retten, die Schuldgefühle, die fortwährende Angst, die trotz des Friedens nie ganz verschwinden wird. Der Hass, gegenüber Voldemort, aber vor allem auch gegenüber sich selbst, wegen der eigenen Schwäche und wegen des Gefühls, dass man schuld ist, an allem, das geschehen ist, die Albträume und sich in den Schlaf zu weinen, all das ist nach dem Krieg Alltag für Hermine geworden. Auch Draco hat mit all diesen Gefühlen zu kämpfen, nur dass er als ehemaliger Todesser nicht gefeiert, sondern verabscheut wird, er ist auch in jedem Artikel über den Krieg präsent, nur als der Bösewicht, jeder meidet ihn und flüstert und tuschelt. Sein Vater sitzt in Askaban und seine Mutter ist ein emotionales Wrack. Die einzige Person, die sich nicht von ihm angewandt hat, ist sein bester Freund Blaise. Davon abgesehen, hat er alles verloren.
Ein neues Jahr auf Hogwarts beginnt und alle Schüler der Kriegsgeneration dürfen das versäumte Jahr nachholen.
Hermine hat das Angebot natürlich angenommen, während ihr bester Freund Harry und ihr fester Freund Ron sich dagegen entschieden haben. Und wo wir gerade von ihrem festen Freund sprechen: Dieser ist nach, wie vor Hals über Kopf in sie verliebt, doch bei Hermine verfliegen langsam die Funken der ersten Verliebtheit und mit ihnen die Liebe, sie will es nicht zugeben, nicht einmal gegenüber sich selbst, doch so langsam wird ihr unweigerlich klar, dass Ron ihr zwar ein guter, aber kein fester Freund sein kann. Er löst einfach nicht mehr die Gefühle in ihr aus, die sie ihm gegenüber haben sollte und jeder Kuss, jede romantische Interaktion fühlt sich so falsch an. Sie redet sich noch immer ein, er wäre der Mann ihrer Träume, doch ihr ist auch irgendwie klar, dass sie sich selbst belügt indem sie sich das immer und immer wieder einredet. Für's erste muss sie sich dem aber sowieso nicht stellen, da Ron seinem Bruder im Laden hilft und deshalb nicht wieder nach Hogwarts zurückkommt, doch beim nächsten Besuch in Hogsmeade muss sie sich wieder mit ihm treffen. Doch daran weigert sie sich strikt, zu denken, als sie sich an diesem Morgen anzieht, ihr Gepäck kontrolliert, ihre Haare kämmt und Krummbein transportfertig macht. Sie versucht, sich auf Hogwarts zu freuen, sich darauf zu konzentrieren, wie schön das neue Schuljahr wird, was sie alles tolles lernen wird - und versagt wie üblich kläglich, was sie früher immer fasziniert hat, löst nun Schmerzen in ihr aus, aus der wunderschönen, bunten, funkelnden Magie mit all ihren spannenden Facetten ist eine Art schwarzes Loch geworden, das sie aufsaugt und in einem Strom aus schlimmen Erinnerungen ertränkt. Plötzlich kommt Ginny in Hermines Zimmer und reißt sie aus ihren düsteren Gedanken. „bist du fertig, oder kann ich dir noch bei irgendwas helfen, Mine?“ fragt sie heiter. Für solche Momente ist Hermine ihrer allerbesten Freundin einfach dankbar, Ginny weiß immer, wie sie sie etwas aufheitern kann und sei es nur durch solch einfache Dinge, wie Hermine aus ihrem tiefen Gedankenlabyrinth zu reißen. „nein danke, ich komme gleich“ antwortet sie mit einem leichten Lächeln. Hermine überprüft noch einmal, dass sie auch wirklich alles eingepackt hat und appariert dann mit Ginny, Ron und Harry zum Bahnhof, wo sich die Jungs noch verabschieden wollen. Ron küsst sie einmal und hält sie dann auf Armlänge von sich „Mine Schatz, ich werde dich so vermissen, wenn du auf Hogwarts bist! Bitte denk an mich! Ich schicke dir täglich eine Eule!“ „mensch Ron! Jetzt übertreib Mal nicht so, es ist nicht für immer und wir können uns ja in Hogsmeade treffen!“ „ich werde dich trotzdem vermissen, Pass bitte gut auf dich auf!“ „du musst dir keine Sorgen machen, mir passiert schon nichts und ohne Harry ist Hogwarts vermutlich wirklich sicher!“ versucht sie zu scherzen und es funktioniert, Ron lacht und dann umarmt er sie und küsst sie noch einmal „tschüss, Mine, ich liebe dich“ „ich dich auch“ dann umarmt sie Harry und verabschiedet sich auch von ihm, bevor sie mit Ginny in den Hogwarts Express steigt und die beiden sich ein Abteil suchen. Da sie etwas spät dran sind, finden sie nur noch ganz am Ende des Zuges ein freies Abteil, wo sie ihr Gepäck verstauen und sich auf die Plätze fallen lassen. Ginny nimmt ihren Minimuff Arnold auf die Schulter, streichelt ihn und beginnt direkt zu reden, sie redet über das neue Schuljahr und darüber, was sie beide alles lernen werden, aber auch darüber, wie sehr sie Harry vermissen wird und dass sie schon gespannt ist, wer wiederholt und wer sich dagegen entschieden hat. Hermine und Ginny unterhalten sich schon eine Weile, als Luna und Neville an die Abteiltür klopfen. Ginny steht sofort auf und öffnet die Tür „Hallo!“ begrüßen Hermine und Ginny die beiden gleichzeitig „setzt euch doch zu uns!“ fügt Hermine erfreut, sie zu sehen hinzu. Neville und Luna bedanken sich und umarmen Ginny und Hermine nacheinander fest. „schön, euch wiederzusehen!“ ruft Ginny fröhlich und beginnt sofort damit, das Gepäck von den Sitzplätzen zu heben und auf die Gepäckablage zu hieven. „hey Mine, hilf mir Mal, das gehört dir!“ natürlich packt Hermine sofort mit an und nachdem sie Platz geschafft haben und sich Luna und Neville hingesetzt haben, unterhalten sie sich viel und lang, doch nach einer Weile widmet sich jeder den eigenen Tätigkeiten, Luna zeigt Neville irgendwas in einem Magazin von dem Hermine noch nie etwas gehört hat, Ginny liest in irgendeinem Roman und Hermine schaut aus dem Fenster und streichelt Krummbein. Irgendwann schaut Hermine schließlich auf den Gang vor dem Abteil und sieht da eine Person stehen, die zuerst nicht besonders wirkt, oder ihr bekannt vorkommt, doch dann schaut sie, ohne zu wissen, warum, noch einmal genauer hin und erkennt ihn, es fehlt seine übliche arrogante Art, seine Haare hängen ihm unordentlich ins Gesicht und seine Uniform ist zerknittert, aber er ist es ohne Zweifel. Auf dem Gang steht zusammengesunken und mit hängendem Kopf Draco Malfoy! Doch seine übliche Arroganz, sein Hass, sein Spott, all das ist gewichen und als sie ihn so betrachtet, hebt er auf einmal den Kopf und sie blicken sich direkt in die Augen. Aber seine sturmgrauen Augen haben sich verändert, all die Gefühle, die dort normalerweise zu finden waren, sind spurlos verschwunden, etwas Neues liegt in seinem Blick, etwas, das Hermine nicht benennen kann und als sie genauer hinsieht, ist sie sich nicht mehr sicher, ob überhaupt ein Gefühl in seinen Augen zu erkennen ist, sie wirken irgendwie stumpf und leer, hoffnungslos. „Hermine?“ ertönt plötzlich Lunas Stimme und reißt Hermine aus ihren Gedanken, sie wendet sich von Draco ab und blickt nun Luna an „was?“ fragt sie und schämt sich sofort. Wie konnte sie sich nur so ablenken lassen? Und das von Malfoy?! „wir haben uns eben etwas unterhalten und dann habe ich gefragt, auf welches Fach du dich am meisten freust“ antwortet Luna sanft. „ach so, ich bin mir gar nicht sicher, ich glaube ich freue mich am meisten auf die Mischung von allem, auf mein erstes normales Jahr“ erwidert Hermine und grinst. Sie weiß natürlich, dass das eine Lüge ist, sie freut sich weder auf irgendwas im kommenden Schuljahr, noch wird dieses normal sein, doch das muss sie nicht ansprechen, die Anderen haben genug eigene Sorgen. Als sie gerade niemand direkt anschaut, riskiert sie einen flüchtigen Seitenblick auf den Gang, aber natürlich ist Draco verschwunden.

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Sooooo, das war's mit diesem Kapitel, Hate, Kritik, Rechtschreib- sowie Grammatikfehler, Anregungen, Verbesserungsvorschläge und sonstiges Feedback bitte in die Kommentare, dafür gibt es diese Funktion, ich freue mich über jedes Feedback, das hilft mir sehr weiter, danke schonmal im Voraus und zum Abschluss habe ich noch eine kleine Frage: findet ihr es besser, wenn ich innerhalb der Kapitel sozusagen bei einer Person bleibe, also wie hier Hermine, oder soll ich das auch innerhalb der einzelnen Kapitel ändern? Wäre super, wenn ihr mir das Mal sagen könntet, danki und für's erste ciao

Magie, so wundervoll und schrecklich (abgebrochen)Where stories live. Discover now