~ Manipuliertes Zuhause ~

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Kapitel 6: Neuer Mitbewohner

Der Fuchs beobachtete seinen Retter vorsichtig aus seinem Nest heraus. Der große Wolf war soweit wie möglich von ihm abgerückt und hatte sich am anderen Ende des Sofas breit gemacht. Im halbdunkel sah der Fuchs wie sich Dereks Brust langsam hebt und senkte. Vor ein paar Minuten, vielleicht Stunden, war der Ältere eingeschlafen. Das Tier hingegen blieb von der hereinbrechenden Dunkelheit unberührt. Es bettete die Schnauze auf den Pfoten und vergrub sie in die Decke, schloss die Augen und öffnete sie wieder. Sein Schweif zuckte ungeduldig. Seine Tatzen tippelten auf das Polster und er scharte über die weiche Oberfläche der Decke. Staub Partikel wirbelten auf und tanzten vor seiner Nase. Fasziniert beobachtete er sie. An die neuen Eindrücke und geschärften Sinne war der junge Werfuchs noch nicht gewöhnt. Wie graue Schneeflocken wirbelten die kleinen Partikel durch die Luft. Ein erfreuter laut verließ seine Kehle und er begann nach den Flocken zuschnappen. Dabei lösten sich noch mehr aus dem Polster unter ihm. Vergnügt langte das junge Tier danach und richtete sich immer weiter auf. Euphorisch verfolgte er sein Spiel, das verletzte Bein gänzlich vergessend. Aufgeregt wirbelte er herum, ließ seinen Schweif durch die Luft sausen und wollte aufspringen... Ein lautes Jaulen zerriss die Stille. Wimmernd krümmte sich die kleine Gestalt zusammen, die Pfoten eng an den Körper zogen. Seine Nase zuckte und seine Flanke bebete. Der Schmerz jagte durch seine Adern Und erinnerte ihn schmerzlich daran die verletzte Pfote nicht zu belasten.

Der Kopf des Fuchses schnellte hoch. Das Geräusch des Jaulens verhallte im Loft und warf Echos von den Wänden. Zuerst wirkte das kleine Tier wie erstarrt ehe es sich langsam zu seinem Retter um drehte. Es lauschte angestrengt auf irgend ein Anzeichen das Geräusch könnte den Wolf geweckt haben. Der Schmerz in seiner Pfote war vergessen und sein Herz schlug einen ängstliche, schnelle Rhythmus in seiner Brust. Er verfluchte sich selbst dafür. In der absoluten Stille kam ihn jeder Schlag wie ein Donnern vor das drohte die schlafende Bestie zu wecken. Natürlich hatte der Werwolf ihm bislang nichts getan und es gab prinzipiell auch keinen Grund ihm nicht zu vertrauen, und dennoch...

Er schien bisher nicht sehr angetan von der neu gewonnen Gesellschaft und der Fuchs wollte es nicht darauf ankommen lassen. Er vergrub seine Schnauze erneut in der Decke, als könne er so den unbedachten Laut ungeschehen machen, und wartete. Er versuchte dabei sowohl Atmung als auch Herzschlag wieder zu beruhigen und ließ den Wolf nicht eine Sekunde aus den Augen. Er beobachtete wie sich die Brust des Mannes langsam hob und senkte. Langsam passte sich seine Atmung an und er stellte überrascht fest wie sehr ihn die Anwesenheit des Fremden beruhigte, obgleich sie vor kurzem noch Auslöser seiner Panik war. Auch fiel ihm auf wie anders dieser im Schlaf wirkte. Ruhig, unschuldig und fast schon etwas verletzlich. Das komplette Gegenteil von seinem Auftreten im Wachzustand: grummelig, in sich gekehrt und bedrohlich.

Als nach einigen Minuten nichts passiert war, richtete der Fuchs sich erneut auf. In seinen Augen funkelte die Neugier gegenüber des Wolfes. Ganz langsam und so dicht nieder gekauert das sein Bauchfell das Polster streift, schlich er sich an das schlafende Biest, darauf bedacht die verletzte Pfote nicht erneut zu belasten. Jedes Mal wenn der Wolf sich regte zuckte das Tier zusammen bevor es erstarrte, aus angst erwischt worden zu sein. Und jedes Mal schlich es weiter nachdem eine Weile Ruhe herrschte. Je näher er dem Wolf kam desto stärker wurde sein Geruch. Er war angenehm und erinnerte irgendwie an Wald, Erde und Moos. Es löste ein warmes Kribbeln im Fuchs aus. Eine Wärme die durch seinen ganzen Körper floss und ein Wort zu bilden schien: Home, Zuhause.

Er hatte den Geruch schon zuvor wahrgenommen, als man ihn aus der Box holte und aufs Sofa setzte. Doch da war er noch zu benebelt vom Schmerz gewesen um die vollen Ausmaße wirklich zu begreifen. Auch jetzt war da noch mehr.. Er wusste nicht was - konnte das Gefühl das der Geruch auslöste nicht wirklich benennen - nur das es wichtig war. Als läge es ihm schon auf der Zunge und er könne es nur nicht richtig greifen. In einem war er sich allerdings sicher: Er wollte mehr davon. Der Geruch gab ihm Sicherheit, er bedeute Zuhause und Rudel. Vorsichtig schlich er näher, doch schreckte zurück als die Gerüche von Schmerz und Schuld den gesamt Eindruck versauerten. Es ging von dem Wolf aus. Ein Winseln entkam der Kehle des Fuchses. Dem Wolf ging es nicht gut. Er fühlte Schmerz.

Amber eyes (Sterek)Where stories live. Discover now