Fremde im Revier

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Ein Gefühl, beobachtet zu werden weckte mich aus dem Schlaf.
Vorsichtig öffnete ich die Augen.
In meinem Augenwinkel sah ich gerade noch eine Bewegung. Doch als ich hinschaute war nichts. Nichts, ausser Sophie. Ihre Augen waren geschlossen.
Ich wusste, dass sie wach war und nur so tat als ob.

Na warte. Dieses Spiel kann ich auch.

Ich drehte mich in ihre Richtung und schloss die Augen.
Da. Dieses Gefühl, dass Blicke auf mir hafteten.
Vorischtig öffnete ich wieder meine Augen und sah wieder nur Sophie mit geschlossenen Augen.
Ich schloss wieder meine Augen und tat als würde ich schlafen.
Das Gefühl kam wieder und ich wartete, bis es weg war.
Ich öffnete meine Augen wieder und diesmal konnte sie sich nicht mehr ganz beherrschen, denn ein Lächeln war in ihrem Gesicht.
Fast unmerkbar näherte ich mich ihr und zog sie ruckartig in meine Arme.
Sie schrie kurz vor Überraschung auf und lachte dann.
„Bist du schon lange wach?", fragte ich sie. Sie schaute mich an und schüttelte den Kopf.
Eine Weile schauten wir uns einfach nur an. Ich sah in ihre wunderschönen Augen, welche mich immer fesselten.
Ihre Hand hinter meinem Nacken spielte mit meinem Haaren und ich genoss es.
Mit einer Hand strich ich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht und verharrte an ihrer Wange. Sie schloss ihre Augen und genoss den Moment.

Ein Bellen von draussen riss mich aus diesem Moment und ehe ich realisierte, war ich schon auf den Beinen und sah aus dem Fenster.
Jason stand als Wolf am Waldrand und schaute in meine Richtung.
Ich sah zu Sophie, welche noch total erschrocken war.
„Jason ist draussen. Ich muss schnell zu ihm. Bin gleich wieder da.", sagte ich ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Kaum aus der Tür, verwandelte ich mich in einen Wolf.
„Jason. Was ist los?"
Ich wusste, dass etwas war, denn sonst würde er mich nie aufsuchen, wenn ich noch im Bett lag.
„Ein Fremder wollte in unser Revier. Wir haben ihn gefangen. Willst du ihn ausfragen oder sollen wir ihn beseitigen?"
Als er Fremder und unser Revier sagte war ich hellwach.
„Wo ist er?", wollte ich von ihm wissen.
Er deutete mit seiner Schnauze in Richtung Wald und sprintete los.
Bevor ich ihm nachjagte, blickte ich zurück zu Sophie, welche uns aus dem Fenster beobachtete. Sie nickte, als wüsste sie, was ich sagen wollte.
Ich rannte in den Wald hinein, Jason hinterher.
Nach einer Weile kamen wir an den Ort, wo sie ihn festhielten.
Sie hatten ihn mit einem Seil an einem Baum festgebunden und er hatte verzweifelt versucht es mit der Schnauze durchzubeissen. Was ihm nicht gelungen ist, da er nicht ran kam.
Als ich zu meinem Rudel trat, schaute er auf und sein Blick zeigte Furcht, sobald er mich ansah.
„Wer bist du?", forderte ich ihn auf zu reden.
Er knurrte mich an. Was soviel heisst wie, leck mich am Arsch.
„Der weiss wohl nicht, wer du bist.", kam es von Rose's Mann, Fabio.
Andere von meinem Rudel stimmten dem zu.
Jetzt war ich es, der knurrte und ich sah, wie sich alles in ihm sträubte.
Schlussendlich begann er zu reden.
„Es ist nicht wichtig wer ich bin. Ich bin nur der Sündenbock, die Ablenkung."
Ich wusste nicht wovon er da sprach.
„Ablenkung wovon?", drängte ich ihn es mir zu verraten.
Er grinste mich an, soweit man das grinsen nennen konnte.
„Deine Geliebte.", spuckte er die Wörter raus und fing an zu lachen.
Ich sah zu Jason und er wusste ohne ein Wort was zu machen war.
Die anderen schaute ich an und erzählte ihnen meinen Plan. Naja, Plan konnte man es nicht nennen, so schnell wie möglich zu meiner Hütte zu rennen und Sophie zu retten.
Jason holte uns auf und rannte an meiner Seite.

Bei meiner Hütte angekommen sah ich, wie ein paar Männer so schnell wie möglich flohen.
Kurze Zeit danach kam Sophie nach draussen. Sie hob den Blick und sah Wölfe, die wie perplex stehen geblieben waren.
Was als nächstes geschah überraschte uns alle. Sie lächelte und winkte uns zu.

Sophie (gleichzeitig):

Ich sah, wie Brian in meine Richtung schaute. Ich nickte, den ich wusste, dass es wichtig war und er rannte dem sandfarbenen Wolf hinterher.

Gerade frisch angezogen ging ich die Treppe hinunter, um mir Frühstück zu machen. Ich wusste nicht woher Brian gewusst haben sollte, welche Grösse ich brauchte und was ich gerne anzog, aber sein Schrank war halb voll mit Kleidern für mich.
Am Kühlschrank hielt ich kurz inne, weil ich geglaubt hatte, etwas gehört zu haben. Doch da war nichts. Ich widmete mich wieder dem Essen und nahm Butter und rohe Eier aus dem Kühlschrank. Diese legte ich auf die Ablagefläche neben mir und wollte schon eine Pfanne aus der Schublade unterhalb holen, als ich am ganzen Körper Gänsehaut bekam.
Etwas stimmte nicht und ich richtete mich auf und drehte mich langsam um.
Da standen doch tatsächlich drei Männer vor mir. Einer hässlicher als der andere.

Was wollen die hier?

„Er ist nicht da.", begann ich zu reden.
Sie schauten sich gegenseitig an und der in der Mitte antwortete mir. „Ich weiss."
Spätestens ab da schrillten meine Alarmglocken. „Wir sind wegen dir hier.", setzte er fort.
„Warum?", wollte ich wissen und öffnete unauffällig die Schublade mit den Messern drin.
„Unser Chef will, dass wir dich mitnehmen und deinen Geliebten leiden lassen.", sagte ein anderer und lief auf mich zu.
Ich zog ein Messer aus der Schublade und hob es hoch.
Die Männer jedoch grinsten nur und hatten kein bisschen Angst.
Der in der Mitte kam auf mich zu und packte meine Hand, bevor ich zustechen konnte.
„Komm mit.", sagte er und zog an meiner Hand.
Ich lehnte dagegen und sagte „Nein."
Jetzt lachten alle drei. Der, der mich an der Hand gepackt hatte kam mir gefährlich nahe. Ich drehte meinen Kopf weg und er schnupperte an mir.
„Unser Chef wird Freude an dir haben.", witzelte er mit den andern. Er kam noch näher und packte mit der anderen Hand meinen Kopf an den Haaren, sodass ich ihn zu ihm bewegen musste.
„Aber ich glaube nicht, dass er etwas dagegen hätte, wenn ich dich zuerst testen würde.", plagierte er vor den anderen und diese stimmten ihm zu. Er kam noch näher, so dass wir fast Nase an Nase waren. „Oder was meinst du? Du wirst seine Hure.",verhöhnte er mich. Sein Gestank war kaum zum aushalten.
Bevor er seinen Mund auf meinen pressen konnte kam ein Knurren aus meiner Kehle, was ihn stocken liess und er machte grosse Augen. Aber das törnte ihn nur an und er wollte es umso mehr.

Ekliger Widerling!

Mein Knurren wurde bedrohlicher und hatte etwas imposantes an sich.
Jetzt bekamen sie es mit der Angst zu tun, denn sie wichen alle ein paar Schritte zurück. Ich lief ihnen entgegen und knurrte weiter. Sie hatten es plötzlich eilig, so weit wie möglich weg von mir zu kommen.

Einen kurzen Augenblick atmete ich tief durch und ging dann nach draussen.
Ich hob meinen Blick, als ich merkte, dass ich nicht allein war.

Bitte nicht schon wieder.

Aber es war Brian und sein Rudel. Heilfroh, alle zu sehen lächelte ich und winkte ihnen zu.

White WolveWhere stories live. Discover now