Kopfgespräch

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Nachdem alles geklärt war und wir alle Hunger hatten, sahen mich alle, bis auf Joanna und William, mit einem vielsagenden Blick an.
Seufzend verdrehte ich die Augen und winkte sie nach drinnen.
Sie alle sagten, dass ich die besten Pancakes machen würde, doch ich glaubte einfach, dass dies nur ein Vorwand war, bekocht zu werden.
Einen Blick nach hinten verriet mir, dass Timon den anderen beiden gerade erklärte, was Sache war.
Ich konnte nicht anders als zu lächeln.
Brian neben mir verzog sein Gesicht und ich konnte sehen, dass es ihm nicht passte.
Es war nicht, dass er sie nicht im Haus wollte, sondern, dass er noch länger warten musste, bis er alleine mit mir war.
Um in von seinen Gedanken abzulenken stupste ich ihn in den Bauch.
„Auch du solltest etwas essen."
Augenblicklich zuckte sein Mundwinkel und er packte meine Finger, welche immer noch seinen Bauch stupsten.
Nur war es weniger ein Stupsen, als ein Streicheln.
„Dann hör auf mich zu foltern, sonst wirst du es noch bereuen.", drohte er mir und zwinkerte mir verschwörerisch zu.

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Mit vollen Bäuchen lagen alle im Wohnzimmer. Jason und Timon hatten die Couch beschlagnahmt, Joanna und William sassen in den Sesseln nebeneinander und Brian und ich lagen aneinander gekuschelt in seinem bequemen Sessel, der eigentlich für eine Person gedacht war, aber genug Platz für uns hatte.
Brian war wie die anderen weg gedöst und ich lag wach da.
Vorsichtig stupste ich ihn an, um ihn zu wecken.
Schläfrig öffnete er die Augen und sah mich an. Mit einem verstohlenen Lächeln im Gesicht zeigte ich auf die anderen und deutete nach oben.
Er verstand und war sofort hellwach und begeistert von meiner Idee.
Auf leisen Sohlen schlichen wir uns an den Jungs auf der Couch vorbei und waren heilfroh, dass sie nicht aufgewacht waren. Vielleicht zu froh, denn als Brian mich packen wollte, stiess er versehentlich ein Buch vom Tischchen nebenan, welches mit einem lauten, dumpfen Geräusch auf den Boden fiel.

„Scheisse!", hörte ich Brians Stimme in meinem Kopf.
Erschrocken zuckte ich kaum merklich zusammen und sah ihn mit grossen Augen an.
„Ja, es geht auch in menschlicher Form. Aber nur bei einer ganz besonderen Person.", erklärte er mir.
Ich hatte total vergessen, dass es nicht das erste mal war, dass ich ihn in Menschengestalt hören konnte.

Im Wohnzimmer waren alle aufgewacht und schauten in unsere Richtung.
Sie hatten uns ertappt, wie wir uns wegschleichen wollten, trotz der Abmachung, nach dem Essen weitere Pläne zu schmieden.
„Wo wollt ihr hin?", fragte Jason die Frage, die alle stellen wollten.
„Och, nur schnell nach oben. Ihr hattet alle geschlafen, also dachten wir..", begann Brian lässig mit einem Grinsen, wurde aber unterbrochen.
„Nein.", sagte Jason scharf. „Du weisst genau wie ich, wie wichtig das jetzt ist."
Ein Knurren bildete sich in meiner Kehle.

Niemand spricht so mit einem Alpha!

Jasons Blick glitt zu mir.
„Sophie, du weisst so gut wie ich, dass die Sicherheit Priorität hat.", versuchte er mir höflich, mit einer Note Druck zu erklären.
Mein Knurren wurde lauter.
„Und was ist mit uns?", fragte ich genervt, während ich auf Brian und mich zeigte.
„Das muss leider warten.", seufzte er.
„Du kannst uns nicht vorschreiben, was wir tun und lassen sollen!", schrie ich ihn an.
„Schrei mich nicht an.", drohte er mir.
Jetzt hatte ich genug und mein Knurren nahm einen bedrohlichen Ton an, bei welchem ich sah, wie er eine Gänsehaut bekam. Doch er blieb standfest und sah mich eindringlich an.
Auch ich liess nicht locker und verstärkte das Knurren noch etwas.
Jetzt sah ich, wie sich alles an ihm sträubte, auch nur eine Sekunde länger in meiner Nähe zu sein. Auch bei den anderen sah ich das gleiche.
Ich spürte, wie meine Augen glühten und ich kurz vor meiner Verwandlung war.
Auch Brian spürte es und nahm meine Hand und drückte sie fest.
„Beruhige dich, Sophie.", hörte ich seine ruhige, kräftige Stimme in meinem Kopf.
Knurrend drehte ich den Kopf in seine Richtung.
Ihm schien mein bedrohliches Knurren nichts auszumachen, denn er hob nur eine Augenbraue und sah mich provokativ an, bis ich nach gab.
Doch das hatte ich nicht vor.
„Wir tun das, um uns zu beschützen.
Damit uns nichts passiert. Ich kann dich nicht nochmals verlieren, Sophie! Ich kann nicht. Ich brauche dich hier bei mir.", gestand er mir.
„So blöd wie ich das finde, so müssen wir das trotzdem tun."
In dem letzten Satz konnte ich sein Augenrollen hören, was mich fast zum Schmunzeln gebracht hätte.
Die Drohung in meinem Knurren liess nach, bis es nur noch ein leichtes Knurren war.
„Du bist das Wichtigste in meinem Leben, Prinzessin. Und ich will dich um keinen Preis verlieren."
Das Knurren in meiner Kehle verstummte und ich sah ihm tief in die Augen. Dann zog er mich in die Arme und hielt mich fest.
„Ich liebe dich, Sophie. Für immer und ewig.", flüsterte er in Gedanken.
Ich hob meine Arme, legte sie um ihn und drückte ihn an mich.
„Ich liebe dich auch, Brian. Und nichts auf dieser Welt wird das ändern."
Er war mein Fels in der Brandung, mein Halt, wenn ich mich nicht im Griff hatte, mein Licht in der Dunkelheit. Ohne ihn wäre ich schon längst verloren.

Überrascht und erleichtert standen alle da und schauten uns zu.
„Wie zur Hölle hast du das geschafft?", fragte William, während Timon „Mann, hast du Eier" murmelte.
Joanna lächelte mir zu und Jason stand wie angewurzelt auf der Stelle und rührte sich keinen Millimeter, während er Brian ungläubig ansah.
„Ist doch egal, wie ich es geschafft habe.", winkte Brian die Sache weg.
„Aber wir sollten uns wirklich an die Arbeit machen, ehe meine Prinzessin so richtig ungeduldig wird.", mahnte er die anderen und zwinkerte mir zu.

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Die Tatsache, dass James uns noch nicht angegriffen hatte, beunruhigte die meisten. Mich nicht, denn mein Gefühl sagte mir, dass er das nicht tat.
Es gab eine riesige Diskussion, was wir tun sollten, falls er doch angreifen würde.
Mein Kopf dröhnte. Alle diskutierten durcheinander, ohne Rücksicht auf die anderen. Man konnte kein Wort verstehen.
Ich wollte mich schon zum Gehen abwenden, als Jasons Stimme zu mir durchdrang.
„Wir müssen ihn umbringen."
Rückartig drehte ich mich zu ihm um, fixierte ihn und fing wieder an zu knurren.
„Nein!", fauchte ich ihn an.
Ungläubig sahen mich alle an.
„Doch!", widersprach er mir. „Dieser Typ wurde von seinem Vater zum Bösen erzogen. Da gibt es keine Gnade!"
„Hast du schon vergessen, was er dir angetan hat?!", kam es von Timon. „Und was er mit den Gefangen anstellt?", schaltete sich Joanna ein und William nickte ihr zustimmend zu.

Nur Brian hielt sich da raus. Er wusste, dass in mir etwas vorging.
„Nein!", schrie ich sie alle an. „Er wurde nicht böse geboren. Ihr werdet ihm nichts antun.", befahl ich ihnen. In deren Gesichter sah ich alles andere als Verständnis und ich wusste, dass sie ihn auf alle Fälle umlegen wollten.
„Überlegt euch mal, was aus euch werden würde, wenn eure Mate vor euren Augen ermordet wird!", schrie ich fuchsteufelswild um mich, verliess stürmend den Raum und liess alle verblüfft stehen.

Ich wusste nicht, wohin ich sollte, bis ich schlussendlich vor der Scheune stand. Sie war nicht abgeschlossen und so schlich ich mich hinein, lief am ersten Auto vorbei, bis nach ganz hinten. Da stand meins. Unversehrt und sauber geputzt.
Vorsichtig öffnete ich die Tür und setzte mich auf dem Fahrersitz.
Dieser vertraute Geruch umhüllte mich und liess mich allmählich ruhiger werden.
Mir fiel auf, dass ich eine Ewigkeit nicht mehr so ruhig und alleine war.
Und dann überkam es mich. All die unterdrückten Gefühle, die Wut, welche sich in Trauer verwandelte, der Druck, der auf mir lastete, einfach alles.
Tränen rannen mir die Wange hinunter, welche meine Beine benässten. Kraftlos liess ich den Kopf auf meine Hände sinken, welche ich ans Lenkrad geklammert hatte.

White WolveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt