Teil 49

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"Ich wollte mit dir über das reden, was gestern Abend passiert ist." sagt Drag und ich stehe da wie angewurzelt und weiß nicht was ich sagen soll.
Ich hätte jetzt mit jeden gerechnet, aber nicht damit, dass Drag vor der Tür steht.
Ich trete schweigend beiseite, um ihm zu signalisieren reinzukommen, denn es muss ja nicht jeder wissen, was er sagen möchte.
Denn eigentlich ist von meiner Seite gestern alles geklärt worden.

"Wir können uns an den Tisch setzen wenn du willst. Möchtest du was trinken?" frage ich, obwohl ich die Hoffnung habe, dass er nicht so lange bleiben wird.

"Ja, ich hätte bitte gerne ein Wasser." sagt er nachdem er sich geräuspert hat. Ich merke, dass er nervös ist und um ehrlich zu sein, bin ich auch ziemlich nervös, wenn man bedenkt was gestern passiert ist und wie ich auf das Geschehene reagiert habe.

Eigentlich habe ich gestern keine Gedanken an Drag mehr gehabt, weil mich das mit Kyle so umgehauen hat und dass was er mir erzählt hat und natürlich seinen Abgang heute morgen. Da blieb nicht viel Zeit um nachzudenken.

"Also was gibt's." frage ich, während ich ihm ein Glas Wasser einschenke und es ihm auf den Tisch stelle.
Erst als ich mich ihm gegenüber hingesetzt habe fängt er an zu reden.

"Also ich glaube, dass ich die Sache gestern etwas falsch angegangen bin. Ich hätte dich nicht so überrumpeln sollen, sondern Schritt für Schritt."

Von was redet er denn da?
Ja, er hatte mich überrumpelt, aber was meint er mit Schritt für Schritt.
Für mich gibt es kein Schritt für Schritt, weil ich nicht interessiert bin und es auch nicht sein werde.

Diesmal versuche ich eine Spur einfühlsamer zu sein als gestern und sage deshalb:
"Drag. Du hast recht, du hast mich ein bisschen überrumpelt, aber für mich bist du einfach nur ein guter Freund, den ich auch wirklich schätze, doch du musst verstehen, dass aus uns nichts werden kann."

"Du hast es doch noch nicht mal versucht. Und wenn du das jetzt wegen Kyle sagst, dann kann ich dir sagen, dass er kein Typ für Beziehungen ist, die länger als eine Nacht gehen. Aber mit mir da hättest du einen Mann an deiner Seite, der dich schätzt und dich gut behandeln wird. Wir können das ja auch langsam angehen lassen, erstmal ein paar Dates und dann können wir ja mal schauen wie es läuft."
Er klingt schon fast verzweifelt und ich fange an mich unwohl zu fühlen.
Was soll ich denn auf so etwas antworten?
Wie kann ich ihm klar machen, dass ich keinerlei Interesse habe?
Und ja vielleicht liegt es an Kyle, dass ich für Drag keine Gefühle haben kann, aber Kyle ist der, der mir meinen ersten Kuss gegeben hat, der mich an neue Orte geführt hat und mir gezeigt hat, dass man auch nach einem schweren Verlust leben kann und glücklich sein darf.
Von Tag zu Tag öffnet sich Kyle mir ein bisschen mehr und ich fange so langsam an ihn und seine Handlungen zu verstehen. Ich bin nicht bereit das aufzugeben, obwohl ich das so oft schon behauptet habe.

"Cassy? Bitte sag was."

Ich habe ganz vergessen, dass Drag noch auf eine Antwort von mir wartet, aber keine Ahnung was ich ihm sagen kann, ohne ihn zu verletzten.

" Ich weiß nicht, was ich anderes sagen soll, als ich gestern schon gesagt habe Drag. Es geht hierbei nicht nur um Kyle, obwohl ich nicht abstreiten kann, dass er im Moment in meinem Leben eine wichtige Rolle eingenommen hat, aber es geht hier auch um mich und darum, dass ich in dir nicht mehr sehe als einen guten Freund, der immer für mich da ist und dafür bin ich dir dankbar. Ich brauche auch keine Zeit um darüber nachzudenken oder Dates um es zu versuchen, denn um ehrlich zu sein möchte ich es nicht versuchen. Ich bin immernoch dabei mich hier einzuleben und mir hier ein Leben aufzubauen und ich denke das wäre mir zu viel."

Das habe ich doch gut gelöst.
In meinen Kopf, klopfe ich mir gerade auf die Schulter und lobe mich selbst für das, was ich gerade gesagt habe.

"Was für ein scheiss!" sagt Drag und steht auf.
Anscheinend kann ich meinen schulterklopfer wieder zurücknehmen, wenn ich mir seine Reaktion angucke.
" Du bist schon ein gutes halbes Jahr hier und willst mir weismachen, dass du dich noch einleben musst und dir eine Beziehung zu viel wäre. Also sagst du, dass das mit Kyle nicht kompliziert wäre. Denkst du ich sehe nicht, wie er mit dir umgeht und dich behandelt, an dem einen Tag ist er ein arsch, eigentlich ist er immer ein arsch, aber das willst du ja nicht wahrhaben und an dem anderen Tag läufst du verliebt durch die Schule, weil er wahrscheinlich irgendwas total süßes gemacht hat, aber du es nicht sagen kannst, weil ihr in der Schule euch entweder hasst und anschreit, oder euch aus dem Weg geht. Überleg dir mal wie es wäre einfach glücklich zu sein ohne dieses ganze hin und her und seinen verfickten Stimmungsschwankungen. Bei mir wärst du glücklich und ich wäre stolz jedem sagen zu können, dass du wegen mir glücklich wärst und nicht so wie es Kyle macht und dich verletzt, dann wieder super toll ist, während er in der Schule weiter mit anderen flirtet, aber wahrscheinlich kriegst du durch deine rosafarbenen Brille gar nichts mehr mit."

Beim letzten Satz ist seine Stimme leiser geworden und er fängt an auf mich zu zulaufen.
Scheisse, eigentlich hatte er sowas von recht.
In Endeffekt lasse ich mich von Kyle ausnutzen.
Flirtet er wirklich mit anderen Frauen?
Oh Gott, wahrscheinlich denkt die ganze Schule, dass ich bis über beide Ohren in Kyle verliebt bin und ihm hinterhersabbere ohne auch nur einen Funken Aufmerksamkeit von Kyle zu bekommen.
Mir schießen Tränen in die Augen, aus dieser Sicht habe ich die Situation nie betrachtet.

Ich lasse den Kopf hängen und will am liebsten heulen, ich wollte vermeiden, dass ich ihn verletze, aber jetzt bin doch ich es die, die verletzt ist.
Plötzlich steht Drag vor mir und beugt sich runter, ich dachte, dass er mich umarmen möchte, doch ich erkenne erst als es zu spät ist, was er wirklich vorhat.

Kyle, my best MistakeWhere stories live. Discover now