In der Küche traf ich Scott an, der über einer Zeitung brütete und seinen Kaffee trank. Ich hatte auch schon mal überlegt, statt der Milch, die ich mit den Cornflakes zu mir nahm, auch mal einen ordentliches Koffeingemisch zu trinken, hatte mich aber genau so ordentlich blamiert, als ich bei Otis probiert hatte. Dafür war er mir noch einfach zu bitter.
„ Was ist denn bei euch los ?" fragte Scott und sah von seiner Zeitung auf. Auf dem Titelblatt sah man die zwei Leichen der Polizisten inmitten eines Scherbenmeers. Dort wo ich die beiden Dunkel Alben hatte verschwinden lassen, war der Boden schwarz verkohlt, als ob ihn jemand angezündet hätte.
„Annabel und Otis streiten sich. Wie üblich." Fügte ich noch hinzu, so musste ich das Thema , worüber sie sich stritten, wenigstens nicht näher erläutern. „ Ach ja... die beiden." Murmelte er und nahm wieder einen tiefen Schluck.
Ich setzte mich ebenfalls zu ihm und studierte die Rückseite der Zeitung. Es handelte sich um DIE WELT, was mir auch nicht viel Auskunft darüber brachte, wo wir uns eigentlich befanden. Mir war schon der leise Verdacht gekommen, das wir uns in England befanden, also weit weg von meinem zu Hause in Pennsylvania, wo ich das Kleinstadtleben eigentlich hätte genießen müssen.
„ Es steht nichts über dich drin. Du musst dir gar nicht den Hals verrenken."
Ich stutze und sah peinlich berührt auf meine Hände, die auf dem Tisch lagen. „ In deinem Bundesstaat wird nach dir gesucht." Scott klappte die Zeitung zu und legte sie auf den Tisch. „ Aber hier kennt dich eigentlich keiner. Man vermutet dich nicht in Übersee." Er lächelte mich freundlich an, doch irgendwie klangen diese Nachrichten nicht toll für mich.
Meine Familie machte sich also Sorgen um mich. Ich musste mir meine Mutter vorstellen, wie sie alleine zu Hause am Küchentisch saß und weinte, weil ihr kleiner Sohn, der so ängstlich und zerbrechlich war, nun nicht mehr da war. Wie meine Geschwister sich Vorwürfe machten, weil sie nicht auf mich aufgepasst hatten. Meine Mutter hatte bestimmt nicht geschlafen, seit ich weg war. Ob es Otis Mutter auch so ging ?
„ Scott ?"Es platze aus mir heraus, ohne dass ich darüber nachgedacht hatte . Er sah wieder auf und seine blauen Augen fixierten mich.
„Ja Wally ?"
Ich holte zitternd Luft.
„Was... ist mit den anderen passiert ?"
Die Stille, die nun folgte, war so bedrückend, dass sie mir das gleiche Gefühl gab, wie die Disphantasie, die gestern dick in der Luft gehangen hatte. Scotts Augen waren so starr, dass ich für einen kurzen Moment fürchtete, er habe einfach einen Herzinfarkt erlitten, doch dann sprang er abrupt auf und stieß dabei seine Kaffee Tasse um .
„ Wer hat dir davon erzählt ?" Wie ein aus dem Schlaf gerissener Tiger ging er auf und ab, knurrte vor sich hin.
„N...n...niemand." Stotterte ich. „ Ich habe gefragt und da haben die andern geantwortet.... Ich frage mich nur... was ... mit ihnen passiert ist :"
„ Das hat dich ganz und gar nicht zu interessieren! Nicht im geringsten, Wallace Beckett!"
Dass er mich bei meinem vollen Namen nannte, machte die Sache für mich nur noch schlimmer. Meine Mutter durfte so mit mir schimpfen. Das war ihr vorbehaltenes Recht.
„ Ich habe meine Familie verlassen! Ich habe beinahe alle meine Ängste überwinden müssen! Ich bin in den letzten zwei Monaten zwei Mal fast gestorben ! Ich verstehe diese verdrehte Welt überhaupt nicht und jedes mal, wenn ich etwas frage, werft ihr mir einzelne Informationen zu . Mich verteidigen kann ich nur auf eigene Kosten, da der Neuling Wally ja keine Waffe bekommen darf ! Ich möchte wissen, wofür ich hier eigentlich gebraucht werde, wenn ich doch nur der kleine Wallace Beckett bin, der sich in die Hosen macht ! Wenn es doch mal mehr von uns gab, die uns helfen könnten, wo sind sie jetzt?"
Ich hatte mich völlig in Rage geredet und nicht bemerkt, wie ich nun auch aufgestanden war und die Hände in die Hüften stemmte. Scott wirkte bestürzt über meine Antwort. Ich wusste ja selber nicht, wo das herkam. Vielleicht lag es wirklich an meinen alles andere als angenehmen Nah Tod Erfahrungen der letzten Wochen.
Scott runzelte die Stirn und fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. Hinter mir betraten Annabel und Otis den Raum. Scott schien eher mit sich selbst zu ringen, als mit meinen Aussagen. „Ich kann es euch nicht sagen." Murmelte er dann. Annabel hinter mir legte mir eine stärkende Hand auf die Schulter. „ Du solltest es aber langsam mal tun. Das ist ne Sache des Vertrauens, Scott. Ich frag mich sowieso , warum wir oft nur zu zweit losziehen."
Scott redete leise mit sich selbst und es erweckte den Eindruck, als ob er uns gar nicht mehr hörte. Dann plötzlich fuhr er zu uns herum. Aus den tiefen seiner Hosentaschen hatte er eine kleine , schwarz glänzende Kugel hervorgezogen. Mit einem lauten Klirren zerschlug er sie auf dem Küchentresen.. Ein grüner Lichtball Stob uns entgegen und ich wurde zurückgeschleudert, wobei ich gegen Otis knallte und im Regal mit Heilpflanzen landete, das auch noch umkippte. Annabel schrie erschrocken auf, dann kam sie uns zu Hilfe.
Als wir uns wieder aufgerappelt und von den größten Erde Klumpen befreit hatten, stellten wir fest, das Scott verschwunden war.
Zurück blieb nur eine Kaffee Getränkte Zeitung, eine zerbrochene Glaskugel und ein Haufen Erde, der den Küchenboden wie einen Schrebergarten wirken ließ.
„ Na klasse." Brummte Otis verärgert. „ Und jetzt ?"
Annabel seufzte tief.
„ Jetzt machen wir uns erstmal was zu Essen."
DU LIEST GERADE
Wally Beckett und die Traumjäger
FantasyDer elfjährige Wally Beckett aus Pennsylvania ist ein bisschen anders. Er sieht Dinge, die andere nicht sehen oder auch gar nicht sehen wollen. Als er dann einen grausamen Mord auf dem Jahrmarkt mit ansehen muss und dann auch noch aus seinem eigenen...