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Etwas schlug Manon hart in die Magengrube. Keuchend schnellte sie hoch. Schnell verschwand das Gewicht aus ihrer Magengrube. "Al, was soll das?", fragte Manon nach Luft schnappend. "Spring mir ja nie wieder in die Magengrube, okay? Das tut weh!", schimpfte sie Al. "Tschulligung Manon. Mach ich nicht mehr.", nuschelte er eingeschüchtert. "Dann ist ja gut", beruhigte ihn Manon und nahm ihn in den Arm. "Was wolltest du denn?"

"Isst du mit mir Müsli und gucken wir die Sendung mit der Maus?", fragte Alin. Manon sah verwirrt auf ihren Wecker. Es war tatsächlich schon elf Uhr. "Ja, gerne.", sagte sie zu Alin. "Holst du schon mal das Müsli, dann gehe ich schnell duschen.", schlug sie vor. Alin war einverstanden.

Pünktlich um halb zwölf saßen Alin und Manon vor dem Fernseher und futterten ihr Müsli. Der Weg eines Briefes vom Absender bis zum Empfänger wurde kindgerecht erklärt. Manons Gedanken schweiften zu Noah. Sie vermisste schon wieder seine Briefe, dabei war es doch nur ein Wochenende. Wie sollte das nur werden wenn zwei Wochen Ferien vor ihr standen? Und was war mit Till? War es ihm gegenüber fair tagelang von den Briefen eines fremden Jungen zu träumen während sie gleichzeitig jeden Moment mit ihm genoss? Nicht wirklich.

Manon beschloss nicht mehr so viel zu denken. Alin kuschelte sich an sie und gähnte. Sie legte einen Arm um ihn. So saßen sie da, sahen Shaun dem Schaf dabei zu wie es den Bauernhof zerstörte. Manon fiel auf, dass sie glücklich war...

Nach dem Mittagessen machte Manon sich schweren Herzens an ihre Hausaufgaben. Sie hatte wirklich keine Motivation dazu und so machte sie alles nur grob und nicht sehr ordentlich. Sie hatte einfach keine Lust. Viel lieber würde sie ihr Buch weiter lesen! 'Die Mitte der Welt' hatte es ihr wirklich angetan. Und bevor sie es nicht ausgelesen hatte würde das Buch sie nicht loslassen. Wahrscheinlich auch danach eine Weile nicht mehr. Aber sich Gedanken um das Buch zu machen war ihr um einiges lieber als sich Gedanken um ihr eigenes Leben zu machen.

Gegen vier Uhr gab Manon ihre Hausaufgaben auf. Sie packte ihren Rucksack für Montag, dann schaltete sie zum ersten Mal an diesem Tag ihr Handy an um zu sehen, ob sie Nachrichten erhalten hatte. Pling, pling, pling machte ihr Handy wie verrückt. Was wollten nur so viele Menschen von ihr?

"Hey Manon, liegst du schon krank mit Muskelkater im Bett und wartest auf deinen Motivator?:)", fragte Till. Manon musste lächeln. Das war echt lieb von ihm, dass er sich das gemerkt hatte. "Überraschender Weise nicht.", tippte sie, "Du darfst mich natürlich trotzdem gerne motivieren. Die Hausaufgaben sind sooooo langweilig:(" Manon wollte sich schon wieder einem anderen Chat widmen, da sah sie, dass Till ihr bereits eine Antwort schrieb. Gespannt wartete sie. "Geh mal an dein Fenster.", lautete die nächste Nachricht. Verwirrt tat Manon was er sagte. Sie sah aus ihrem bodentiefen Fenster und entdeckte etwas. Im Nachbarhaus stand Till am geöffneten Fenster. Er hielt ein beschriebenes Blatt Papier hoch. "Jede Zelle an jeder Stelle, jede Zelle ist voll gut drauf!", las Manon. Oh, sie kannte diesen Spruch. Sobald Manon und Kate früher länger als bis ein Uhr an der Schule hatten bleiben müssen war das ihre einzige Motivation gewesen. Sie hatten es in Dauerschleife gesungen. Till bedeutete ihr mit Handzeichen das Fenster zu öffnen. Als sie das tat hörte sie laute Musik zu ihr herüber schallen, die anscheinend aus Tills Fenster her rürte. Die Beach Boys. Manon begann unwillkürlich mit zu singen. Till tat es ihr gleich. Singend hüpften beide albern durch ihre jeweiligen Zimmer. Am Ende des Liedes strahlten sie sich einfach nur gegenseitig an. Kühle Luft wehte in Manons Zimmer, doch sie fror nicht. Sie fühlte sich wie ein Handwärmer, der gerade aktiviert worden war. Von ihrem Herz aus breitete sich eine Wärme in ihrem Körper aus, die unvergleichlich mit irgendetwas anderem war. Die Beach Boys begannen ein neues Lied. Hinter Manon öffnete sich die Zimmertür und Alin steckte seinen Kopf in ihr Zimmer. "Was machst du Manon?", fragte er. "Tanzen", antwortete sie. Dann nahm sie ihn an beiden Händen und hüpfte mit ihm zu den Beach Boys durch ihr Zimmer. Till tat es ihnen gleich, allerdings tanzte er mit einem imaginären Alin. Al juchzte fröhlich. Für außenstehende musste die Szene sehr befremdlich wirken. Sie sahen wirklich nicht gut aus beim Tanzen, aber sie hatten Spaß. Und darauf kam es ja an.

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