[𝟓] 𝐁𝐞𝐝𝐮̈𝐫𝐟𝐧𝐢𝐬 𝐧𝐚𝐜𝐡 𝐄𝐫𝐟𝐨𝐥𝐠

21.6K 612 86
                                    

Ich musste sofort an Mollys Worte denken.

»Du hast die Möglichkeit, mit Adonis höchstpersönlich zu reden? Du darfst sogar dieselbe Luft atmen, wie er?«

Molly übertrieb schon immer mit Allem, was aus ihrem Mund kam. Sie musste immer Schwachsinn in jeden Satz hinzufügen, den sie sagte. Das war nun mal eben Molly. Doch als ich endlich sein Gesicht begutachten konnte und mir selbst schließlich bestätigen konnte, wie attraktiv er wirklich war, fiel mir fast meine Kinnlade herunter. Molly hatte die Ausstrahlung dieses Mannes völlig untertrieben. Und ich musste mich selbst zurückhalten bei dieser klaren Einsicht nicht zu lachen. Molly lag völlig richtig mit dem was sie über ihn gesagt hatte.

Seine markanten Gesichtszüge erinnerten mich an einen griechischen Gott, sorgten dafür, dass ich nicht aufhören konnte, ihn erstaunt anzustarren. Seine braunen Augen kamen durch die Helligkeit des gesamten Raumes besonders zum Vorschein und passten perfekt zu seinen dunklen Haaren. Alles an ihm strahlte Stärke aus. Dieser Mann war verdammt gutaussehend. Ich musste endlich mit ihm reden und aufhören ihn so anzuschauen, als hätte ich noch nie zuvor ein männliches Wesen gesehen.

»Mr. Adams, ich schätze es wirklich sehr hier zu sein. Ich freue mich auf das Interview mit... mit uhm mit Ihnen.«, stammelte ich vor mich hin und wollte mich für meine Nervosität sofort ohrfeigen. Er belächelte mein Stottern und in seinen braunen Augen erkannte ich sofort, dass er meine Aufregung wahrnahm. Ich hatte das Gefühl als würde er daran gewöhnt sein so eine verstandtrübende Wirkung auf Frauen zu haben. Er wusste was er bei ihnen auslöste und wie sie darauf reagierten. Augenblicklich befasste ich mich mit der Frage, ob er sein gutes Aussehen auch ausnutzte, weil er ganz genau wusste, dass die Frauen neben ihm so nervös wurden.

»Ms. Johnson, Sie müssen wissen, dass ich nicht wirklich begeistert von Interviews bin. Ich habe zuvor nur einen Journalisten in dieses Büro gelassen und habe es bereut, da es nicht besonders gut lief. Ihre Lehrerin jedoch hat in den höchsten Tönen von Ihnen gesprochen und mir versichert, es gäbe keine bessere Schülerin, die so ein Interview führen könnte. Dem wollte ich natürlich nachgehen. Ich hoffe doch, Sie enttäuschen mich nicht.« Es war ungewohnt, dass er mich siezte. Ich kannte das in meinem normalen Alltag gar nicht.

Seine Stimme ging tief unter meine Haut und er hatte mich aufgrund der Art und Weise, in welcher er meinen Namen aussprach, schon längst in seinen Bann gezogen. Ich musste schmunzeln. Mrs. Brown hatte mir wirklich einen Gefallen getan.

»Darf ich Sie fragen, wie das Ganze in diesen zwei Wochen abläuft?«, fragte ich schüchtern und er setzte sich mir genau gegenüber auf seinen Bürostuhl.

»Wenn wir heute hier fertig sind, begeben Sie sich doch bitte einmal nach unten zu meiner Sekretärin. Diese hat den vorläufigen Plan, welchen ich für Sie erstellt habe. Ich möchte, dass Sie in diesen zwei Wochen so viel wie nur möglich von dieser Firma sehen und erfahren.«

Mit seinen Wörtern füllte sich mein ganzer Körper mit Aufregung und sie brachten mich fast dazu, in meinem Stuhl hin und her zu wackeln. »Wir starten am besten. Ich habe gerade kein Meeting oder Ähnliches. Bitte, stellen Sie mir ein paar Fragen.« Mit einer einladenden Handbewegung gab er mir ein Zeichen, damit ich starten konnte.

Ich schaute auf den Fragebogen, welchen ich vor mir auf seinen Tisch hingestellt hatte und nahm Frage für Frage noch einmal genauer unter die Lupe. Ich atmete auf und schaute hoch. Ich hatte in diesem Moment keine Vorstellung davon, wie ich ihm nicht die ganze Zeit in die Augen schauen sollte während er mir doch ziemlich nah war. Mich trennte nur sein Schreibtisch von ihm und dieser Gedanke machte mich dezent nervös.

»Mr. Adams. Wie kamen Sie auf die Idee ein so großes Unternehmen zu gründen?« dies war meine erste Frage und es interessierte mich tatsächlich ein wenig. Ein einziger Mann gründete ein Unternehmen, welches Toronto nun mit der ganzen Welt verknüpfte.

»Ich bin schon immer an der Wirtschaft interessiert gewesen, habe Wirtschaftspsychologie studiert und mit einem kleinen Unternehmen angefangen. Es wurde so schnell so bekannt, dass ich nun hier sitze und mit fünfundzwanzig ein wichtiger Marktführer sehr berühmter Produkte bin. Ich habe überall Kunden, sogar an Orten, die Sie noch nicht einmal kennen. Sie müssen wissen, dieses Gebäude und die Firma gehörte ursprünglich meinem Vater. Ich habe sie übernommen und daraus etwas eigenes gemacht.« In meinem Kopf stellte ich mir vor wie viel Geld er besaß oder wie viele schöne Orte er schon gesehen haben muss, während ich jeden Tag den gleichen, langweiligen Weg von meiner Schule bis nach Hause rauf- und runterging. Meine Hand schrieb automatisch mit und ich versuchte die Worte, welche er mit seiner tiefen, männlichen, aber schönen Stimme aussprach auf mein Blatt Papier zu bringen.

»Und sind Sie zufrieden mit Ihrem Unternehmen? Haben Sie zukünftig noch etwas vor? Wollen Sie noch etwas ändern?« Auch diese Frage hakte ich auf meinem Zettel ab und setzte meinen Stift an, um seine Antwort notieren zu können. Während ich auf meinen Zettel blickte, um ihn nicht anschauen zu müssen und dadurch meine Fassung zu verlieren, bemerkte ich seinen eindringlichen Blick, bemerkte, wie er mich anschaute. Mir war es nicht unangenehm, aber ich fragte mich, ob ich was in meinem Gesicht hatte oder was genau er versuchte, durch mich herauszufinden. Ich war Nervös und das er mich auf diese Art und Weise begutachtete, machte die Situation nicht gerade besser.

»Ich bin noch lange nicht zufrieden, was meine Arbeit und das Unternehmen betrifft. Ich habe noch viel vor und möchte noch viel höher als ich es schon bin.« Seine Sicht verdutzte mich, ließ mir die Frage in meinem Kopf offen, wieso er noch nicht zufrieden war. Er schien meine Verwirrung zu bemerken.

»Wissen Sie, Ms. Johnson.«, fing er an zu reden und spielte mit einem seiner goldenen Kugelschreiber in seiner Hand herum. Da war sie wieder, diese Sekunde die mein Herz einen Sprung machte, wenn er meinen Namen mit seiner Stimme aussprach.

»Wenn sie wirklich etwas in Ihrem Leben erreichen wollen, dann dürfen Sie keine Sekunde auch nur daran denken, aufzugeben oder es sein zu lassen. Sie müssen immer weiter machen, um ihr inneres Bedürfnis nach Erfolg zu stillen. Sie müssen nämlich nicht nur Millionen von Menschen oder hunderte von Mitarbeitern zufriedenstellen, sondern auch sich selbst und das ist die wahre Herausforderung.« 

Seine Worte gingen mir nah. Sie trafen mich auf irgendeine Weise, die ich nicht nachvollziehen konnte und sofort musste ich daran denken, wie ich das Angebot für die Privatschule abgelehnt hatte. Wie ich nicht zuließ, ein eigentlich teures Angebot anzunehmen. Ich blieb stattdessen auf meiner Schule obwohl ich wusste, dass diese keine Schwierigkeit für mich darstellte. Und zukünftig auch kein Hindernis für mich sein würde. Mir kam auf einmal der Gedanke in meinen Sinn, was denn gewesen wäre, wenn ich mich jetzt gerade dort befinden würde.

Nachdem ich ihm noch weitere, interessante Fragen stellte und mit einem verwirrten Blick auf seine moderne Wanduhr feststellte, dass schon zwei ganze Stunden vergangen waren, nickte ich zufrieden. »Die ersten Fragen habe ich schon einmal notiert und damit reicht das eigentlich für heute. Ich fange heute Nachmittag mit dem Bericht an und ergänze diesen die nächsten Tage mit weiteren Dingen, welche ich hier noch so sehen werde.«

»Ms. Johnson, ich bin ganz zufrieden mit Ihnen. Sie dürfen nun runter und vergessen Sie nicht, sich ihren Plan abzuholen. Für heute sind Sie fertig und wann Sie morgen da sein sollen, steht auf dem Plan. Kommen Sie gut nach Hause.«

Nervös und gleichzeitig erleichtert nahm ich schnell meine Tasche und bedankte mich ebenfalls. Als ich mich noch einmal umdrehte, obwohl ich selber nicht genau wusste wieso, saß er noch genauso dort und schaute mich an. Keinen Millimeter hatte er sich bewegt. Er spielte immer noch mit seinem goldenen Stift und ließ seinen langsam Blick über mich fahren. Es war etwas Ausdrucksvolles in seinem Gesicht, es war ein Feuer, welches aufflammte, während er mich von oben bis unten musterte. Er schenkte mir ein Lächeln, aber dieses Lächeln war keineswegs freundlich. Dieses Lächeln war hungrig.

Ich verließ zügig sein Büro und wurde wieder herzlichst von Andrew empfangen.

»Haben Sie einen schönen Tag.«, verabschiedete sich dieser nun und ich winkte ihm freudig zu, holte mir unten angekommen den Zettel und ging mit gemischten Gefühlen nach Hause. Ich bekam seinen Blick nicht aus meinem Kopf.

the interview | ✔️Where stories live. Discover now