Home sweet home

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Schmerz. Brennender Schmerz in meinem Inneren. Und ich dachte es wäre schlimm, seine Tage zu haben. Wenn das Messer richtig saß, würde mir das vermutlich nicht mehr passieren.

Der schrille Schrei, der mir entfloh, war geplant. Ich brauchte die Aufmerksamkeit der Wachen. Also schrie ich weiter, während ich auf den Boden sank. Die Ränder meines Gesichtsfeld wurden dunkel. 

"Mein Name ist Leonora Davina Estrada, Prinzessin von Esteinko, ich wurde von Rebellen entführt, bitte helfen sie mir". Meine Stimme wurde von einem schrillen Schreien zu einem verzweifelten Flüstern, doch wie gehofft sprang Bruce ein. 

Ich wurde weg von den Rebellen und zum Palast gezerrt. "Sie braucht Hilfe! Helfen Sie ihr! Es ist Prinzessin Leonora, sie wurde entführt!"

Hinter mir versuchten die Rebellen zu fliehen, doch es war egal, was mit ihnen Passierte. Auf einem persönlichen Level hoffte ich fast, dass sie entkamen, doch faktisch gesehen brauchte ich möglichst alle von ihnen tot.  Aber erst musste ich überleben. 

"Ich bin Leonora, ich wurde entführt, bitte helfen Sie mir". Diese Worte wiederholte ich mit jedem schmerzerfüllten Atemzug. Ich glaubte fast fühlen zu können, wie sich das Blut in meinem Inneren ausbreitete. Plötzlich wurde Bruces Arm, an den ich mich geklammert hatte, von dem einer Palastwache ersetzt

"Ihr seit jetzt in Sicherheit Prinzessin", sagte eine mir unbekannte Stimme, und ich wusste, dass der Mann recht hatte. Zumindest so sicher, wie ich sein konnte. 

Ich wachte auf zu dem Geräusch von gedämpften Gesprächen. Wie geht es ihr? Wird sie aufwachen? Kann sie noch Kinder bekommen?

Das Licht blendete. Einige male musste ich blinzeln, bis sich Umrisse zu formen begannen. 

Jean. Sie wirkte angespannt, aber nicht zerrüttet. Ihre Frisur und ihr Make-up saßen. 

Ihr gegenüber stand ein Mann im weißen Kittel, ein Arzt. Er würde die schlechte Nachricht verkünden. Wenn alles glatt gegangen war, zumindest. 

Meine Augen hatten sich an das Licht gewöhnt, der Nebel von Schmerzmittel verklärte mir nicht die Sicht. Doch außer mir schien niemand klar zu sehen. Selbst jetzt, wo ich nach einer Entführung und einer gefährlichen Verletzung in einem Krankenbett lag, war ich unsichtbar.

Ich stöhnte halbherzig, um Jean und den Doktor an meine Existenz zu erinnern. Sie hörten nicht. 

"Mein Bauch... sie haben...", stöhnte ich nun. Meine Stimme war rau. Die Worte schmerzten in meiner Kehle. Doch nun hatte ich, was ich wollte. Aufmerksamkeit.

"Leonora, Liebes", sagte Jean und eilte zu mir, um meine Hand zu nehmen. Ein Teil von mir wollte sie weg ziehen. 

Nicht, weil ich wütend auf Jean war. Im Gegenteil. Ein Teil von mir, der Teil, den ich zerstört geglaubt hatte, wollte sich ihr in die Arme werfen. Er wollte ihre Sicherheit, ihre Vertrautheit, er wollte zurück in die Zeit, bevor ich verlobt wurde.

Doch dieser Teil war tot. Es war ein Echo, dass bald verhallt sein würde. Ich musste mich nur zusammen reißen. 

"Wie geht es dir?", fragte Jean. "Hast du Schmerzen?"

"Nein", sagte ich. Der Doktor wollte etwas sagen, doch Jean hob die Hand. 

"Gut", sagte Jean, und plötzlich war alle Sorge verschwunden. "Kannst du dir vorstellen, was das Video von dir angerichtet hat? Das Volk ist in Aufruhr. Wir sind kurz davor zu evakuieren, dank deiner. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"

Ich wurde entführt.

"Sie haben mich gezwungen", sagte ich, weil es das war, was Jean hören wollte.

"Gut. Das wirst du auch in deinem Interview sagen. Ich gebe dir eine Stunde, um ordentlich wach zu werden. Ist das-"

Der Doktor hatte Jean eine Hand auf die Schulter gelegt, und blickte sie mit dem lautesten Gesichtsausdruck an, den ich je gesehen hatte.

"Was?", fragte Jean.

"Ich verstehe, welche Medienwirkung die Prinzessin hat", sagte der Doktor, der es mit Sicherheit nicht verstand. "Aber wenn sie die Nachricht erfährt, wird sie vielleicht einen Tag Ruhe brauchen, um damit um zu gehen"

"Ich weiß. Deshalb werden Sie erst nach dem Interview mit ihr reden", erklärte Jean dem Doktor, der mit Sicherheit dagegen war.

"Jean", sagte ich, bevor die Beiden ihr Gespräch fortsetzen konnten. 

"Was?", fragte sie irritiert. Sie war bereits wütend, weil sie davon ausging ich wolle Fragen, was der Doktor mir nicht sagen sollte. Irgendwann wollte ich auch wissen, ob mein Plan aufgegangen war, doch vorerst war nur wichtig, was ich erzählte. Ob es stimmte, oder nicht.

"Kann ich Dave sprechen, vor dem Interview?"

"Natürlich", sagte Jean, und verschwand gemeinsam mit dem Doktor. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 20, 2020 ⏰

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