'Cause I'm a black belt when I'm beating up on myself

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Jo

Stöhnend werde ich wach, warum klingelt der scheiß Wecker, ich bin mir sicher, keinen gestellt zu haben, da ich heute erst mittags im Büro sein muss. Sonst wäre ich wohl kaum gestern auf die Party gegangen, auf die meine Freundin mich geschleppt hat. Eigentlich hatte ich keine Lust, aber was tut man nicht alles um des lieben Friedens wegen. Als ich meinen Kopf hebe, um zu schauen wo mein Handy ist, da ich es nicht an der üblichen Stelle ertaste, durchfährt ein scharfer Schmerz diesen. Verdammt, wo sind die Tabletten? Das faule Stück hätte mir ruhig welche hinlegen können, mache ich ja auch immer bei ihr. Mittlerweile habe ich mein Handy ertastet und stoppe den Alarm. Erleichtert lehne ich mich zurück in die Kissen nur um im nächsten Moment noch genervter aufzustöhnen. Das Drecksding geht schon wieder los. Das kann doch nicht wahr sein. Langsam dringt der Umstand in mein immer noch vom Alkohol umnebeltes Hirn, dass das nicht mein Weckton ist, sondern ein herein kommender Anruf. Ich fühle mich mal so was von überhaupt nicht in der Lage, den Anruf anzunehmen, aber irgendetwas sagt mir, dass ich das besser mache. "Harding," krächze ich. "Jameson," dröhnt es in mein Ohr, was mich dazu bringt, meine Augen schmerzhaft zusammen zu kneifen. Kann der nicht einmal leise reden? .... Aber nein, er muss jedes Mal so dröhnen wie das Nebelhorn in der Bucht von San Francisco. Mist, da muss ich nächste Woche auch hin, meine Freundin möchte gerne einen Kurzurlaub mit mir dort verbringen. Am liebsten hätte ich abgesagt, aber das kann ich nicht bringen, da ich schon die letzten vier abgesagt habe. So langsam wird sie sauer und das möchte ich eigentlich verhindern.

"Haben Sie das verstanden Miss Harding?" dröhnt es mir jetzt entgegen. Verstanden? Was denn? "Können Sie das bitte noch mal wiederholen?" bitte ich zähneknirschend, die Säcke können froh sein, dass ein Richter die Möglichkeit gefunden hat, mich zu erpressen, sonst hätten mich keine zehn Pferde dazu gebracht, für das Büro der Pflichtverteidiger zu arbeiten. "Miss Harding, Mister Smith hatte heute Morgen einen Herzinfarkt, er wird nicht in der Lage sein, an der heutigen Sitzung teilzunehmen. Da Sie sich laut Richter Jenkins bereit erklärt haben, kurzfristig für vier Wochen einzuspringen, wären Sie die nächste und einzig verbleibende auf meiner Liste, da alle Kollegen schon mehr als zu mit Fällen sind." Ich möchte schreien. Was heißt hier ich habe mich bereit erklärt? Richter Jenkins ist dafür bekannt, seine Finger nicht bei sich behalten zu können. Leider war ich vor 3 Wochen auf dem Frühlingsfest sein Opfer. Blöderweise habe ich, als er mir einen Klaps auf den Po gegeben hat, diesen mit einer schallenden Ohrfeige beantwortet. Zum Glück passierte das Ganze in einer ruhigen Ecke, sonst wäre ich wohl nicht so glimpflich davon gekommen. Einen Ausschluss aus der örtlichen Anwaltskammer hätte ich mir nicht erlauben können. Also musste ich zähneknirschend zustimmen, mich für vier Wochen dem Büro der Pflichtverteidiger unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Allerdings wurde festgelegt, dass der Zeitraum erst nächsten Monat beginnt. Warum die Vögel den Start jetzt vorverlegt haben ..... Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen, unausstehlich zu sein, deren Niveau schaffe ich mit Zwei Promille und mit zugebundenen Augen. Obwohl die meisten fast doppelt so alt sind wie ich, sind sie Welten von meinem beruflichen Niveau entfernt. Gut, vermutlich würde ich mir auch keine Mühe geben, wenn ich grundsätzlich nur Kleinkriminelle verteidigen müsste. Die großen Fische können sich Anwälte wie mich leisten.

Auf der anderen Seite der Leitung höre ich ein genervtes Räuspern, vermutlich dauert ihm mein Schweigen. Aber es bringt ja nichts. "Okay, ich werde da sein. Wann startet die erste Verhandlung?" "Um Neun, seien Sie bitte pünktlich, Richter Jenkins hasst Unpünktlichkeit." Ich verdrehe die Augen, als wenn ich das nicht selbst wüsste. "Alles klar," gebe ich genervt von mir und lege auf. Ok, also wird das heute nichts mit ausschlafen. Ich lege mich wieder hin, fünf Minuten werden schon noch drin sein. Fünf Minuten von was? Vielleicht ist es sinnvoll, erst mal auf die Uhr zu schauen. Nachdem ich einen vorsichtigen Blick riskiert habe, schreie ich auf, was meine Freundin neben mir veranlasst, sich auch zu regen. "Musst du um die Zeit schon so rum schreien?" gibt sie genervt von sich. "Ist ja schon gut," gebe ich mindestens genauso genervt zurück und hieve mich aus dem Bett. Ich schlurfe in die Küche und nehme mir Tabletten aus dem Schrank, die ich schnell mit etwas Wasser runter spüle. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich es vermutlich nicht rechtzeitig schaffen werde. Ich gehe ins Bad, heute muss eine Katzenwäsche reichen. Im Bad schaue ich in den Spiegel und entscheide mich um. So kann ich auf keinen Fall raus gehen. Ich springe unter die Dusche, spule schnell mein Programm ab und hechte dann wieder raus. Auf dem Weg zum Spiegel trockne ich mich ab. Mein Haar kann ich nur an föhnen währenddessen ich mir die Zähne putze. Dann haste ich zurück durch das Schlafzimmer in meinen begehbaren Kleiderschrank. Dort suche ich mir schnell einen Anzug mit passender Bluse raus. Mit der linken Hand greife ich nach passender Unterwäsche und hüpfe wild durch die Gegend, während ich versuche, mich im Schnelldurchlauf anzuziehen. Als ich endlich fertig bin, sprinte ich zurück ins Bad um mich zu schminken. Nachdem ich einigermaßen passabel aussehe, schnappe ich mir meine Tasche und renne aus der Wohnung. Meine Freundin hat sich nicht mehr geregt.

Mit meinem Audi rase ich durch die Straßen und überlege schon, wie viele Fälle wohl auf mich warten und vor allem, was es sein wird. Eigentlich kann es sich überwiegend nur um Kleinkram wie Diebstahl handeln. Bestimmt wieder ein paar Leute, die zu blöd sind um ihren eigenen Namen zu schreiben und irgendwo rein geraten sind und vermutlich Junkies und der Rest. Großes kann es nicht sein, davon hätte ich mit Sicherheit gehört. In Gedanken versunken erschrecke ich, als ich auf einmal fast von einem roten Blitz geblendet werde. Verfluchter Mist, das hat mir gerade noch gefehlt aber passt zum bisherigen Verlauf des Tages. Wütend trommle ich an der nächsten Ampel auf das Lenkrad. Immerhin führt meine Fahrweise dazu, dass ich mit nur minimaler Verspätung am Gerichtsgebäude ankomme. Ich fahre auf den abgesperrten Parkplatz und dort in die für meine Kanzlei reservierte Parkbucht. Die der Pflichtverteidiger ignoriere ich, die sind viel weiter weg vom Gebäude. Schnell nehme ich meine Tasche und renne rein. Einen der Angestellten im Flur frage ich, in welchen Saal ich muss. Als ich an der Tür angekommen bin, atme ich noch einmal tief durch, bevor ich sie aufstoße. Schnell gehe ich durch den Gang und lasse mich auf der linken Seite auf den für mich reservierten Stuhl sinken. Meine Akten, die mir ein Mitarbeiter vor der Tür gereicht hat, lasse ich auf den Tisch knallen. Gut, jetzt sind bestimmt alle wach, haben sie aber auch nicht anders verdient, schließlich hat man mich auch nicht schlafen lassen. Ich sammle mich kurz, als wir auch schon aufgefordert werden, unsere Anwesenheit zu verkünden. "Josephine Harding für die Verteidigung," gebe ich von mir und wende dann meinen Blick nach links, um der armen Sau neben mir zumindest ein aufmunterndes Lächeln zuzuwerfen. Dieses gefriert allerdings sofort in meinem Gesicht, als ich in die Augen meiner verflossenen Verlobten starre. Was zum Teufel macht Hailey hier?

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Da sind wir wieder. Unser neues Projekt ließ nicht lange auf sich warten. Die Geschichte von Jo und Hailey geht, wie einige von euch vermutet haben, noch weiter doch ist der Anfang alles andere als vorhersehbar gewesen. Vier Jahre sind sie getrennt gewesen und treffen sich bei einer Anhörung wieder...Sind sie noch die selben Menschen wie damals? Was denkt ihr?

ps: Wir werden erstmal nur alle zwei Wochen uploaden, bis wir genug Puffer Kapitel für schlechte Zeiten haben.

Eure Tala

You left my hearth alone! (GxG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt