I can't lie to myself anymore

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Hailey

Kaum hat Jo die Tür geöffnet, stürmt auch schon Claire in die Wohnung und kommt mit dem Blick starr auf mich gerichtet in meine Richtung und knurrt ihrer Tochter nur ein warnendes "wir beide sprechen uns noch" zu, nachdem sie gefragt hat wo ich mich befinde. Unter ihrem Blick kriegen meine Beine das Verlangen davon zu rennen. Werde ich jetzt für das rumknutschen mit ihrer Tochter auf der Hochzeit auseinander genommen? Gott sei dank weiß sie nicht das wir Sex hatten...oder doch? Was ist wenn sie das mit der Schwangerschaft erzählt bekommen hat? Bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen kann, steht Claire auch schon vor mir und sieht mich mit dem tadelnden Blick einer Mutter an, unter dem ich nur mein Kopf einziehen will und ich bereite mich schon auf eine Backpfeife oder eine Ansage vor, doch dann tut sie etwas womit ich absolut nicht gerechnet habe. Sie tritt einen Schritt näher, zieht mich an sich und nimmt mich in ihre Arme. Im ersten Moment bin ich so geschockt, dass ich die Umarmung nicht erwidere, zumal ich nicht weiß, was das soll, da wir bei unserem letzten Gespräch alles andere als liebevoll miteinander umgegangen sind. Irgendwann lege ich dann doch meine Arme vorsichtig um ihren Körper und lege meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. "Was ist nur mit dir passiert Kind...?" flüstert sie mit der Stimme einer enttäuschten oder verzweifelten Mutter und gibt mir einen Kuss auf meinen Haarschopf. Total perplex von diesen Worten und diesem mütterlichen Kuss, zumal mich ihre Worte stark an Worte, die meine Mutter nun zu mir sagen könnte, wenn sie noch am Leben wäre, erinnern und ich beginne bitterlich zu weinen. Mit ihren Worten hat sie etwas in mir zum rollen gebracht und meine Schutzmauer fällt, meine Abwehrhaltung fällt und ich habe das erste Mal seit Jahren wieder das Gefühl, mütterliche Fürsorge zu erfahren, auch wenn unsere Art von Beziehung absolut verwirrend und schwankend ist.

"Weißt du wenigstens von wem es ist?" fragt sie vorsichtig, als ich mich wieder einigermaßen eingekriegt habe. Mit wackligen Beinen laufe ich ins Esszimmer und setze mich auf einen der Stühle. Claire tut es mir gleich. "Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube ja," gebe ich ehrlich zu und traue mich nicht, in Claires Augen zu schauen. "Das ist ja schonmal was. Wirst du es ihm sagen?" "Ich weiß doch nicht mal, ob ich es behalten werde bzw. kann. Und wenn ich es behalte, dann möchte ich es bestimmt nicht mit IHM großziehen!" stelle ich klar und vernehme einen beruhigten Seufzer von Jo, die auf der Kücheninsel der angrenzenden Küche sitzt und zuhört. "Und mit wem willst du das Kind dann großziehen? Alleine?" fragt mich Claire besorgt und streng. Mein Blick huscht schnell zu Jo, die mich ebenfalls ansieht und sich aufgeregt aufsetzt, als sich unser Blick trifft. Ich darf daran nicht denken. Ich kann daran nicht denken. Wir hatten einmal Sex und das bedeutet nicht, dass wir uns auch in anderen Punkten annähern, auch wenn ich es mir wünschen würde. Dennoch kann ich nicht von ihr verlangen, es mit mir groß zu ziehen. Den Mist hab ich mir selbst eingebrockt. Ich muss lernen die Verantwortung für meine Taten zu übernehmen. "Darüber werd ich mir Gedanken machen wenn es so weit ist. Vorher habe ich einige andere Dinge zu regeln. Jo?" Jo zuckt erschrocken zusammen als ich ihren Namen nenne, sie scheint in Gedanken gewesen zu sein. "Meinst du ich...könnte einen Minijob in deiner Kanzlei bekommen? Vielleicht als psychologischer Berater bei deinen Klientengesprächen, damit ich dir beim aufklären der Fälle helfen kann...oder als Putzfrau. Ganz egal, Hauptsache ich verdiene Geld. Ich hab eine Menge abzuzahlen und ich will was zur Seite legen," gebe ich motiviert und ehrlich von mir. Stille kehrt ein und ich sehe in zwei zutiefst geschockte Gesichter, die nun abwechselnd mich und dann wieder sich gegenseitig ansehen. "Ist es ein Alien?" "Hat es Fieber?" ziehen sie mich auf. Jo kommt auf mich zu, fasst mir gegen die Stirn und schüttelt mit einem gespielt schmerzverzerrtem Gesicht die Hand. "Uh ja, es ist ganz heiß!" witzelt sie und springt lachend davon, als ich nach ihr aushole. "Spinner..." knurre ich beleidigt und renne ihr hinterher. Sie wirft sich auf die Couch und ich mich halb auf sie, dann beginne ich sie auszukitzeln, was sie laut loslachen und rumzappeln lässt, bevor sie kapituliert.

You left my hearth alone! (GxG)Where stories live. Discover now