Kätzchen, wo bist du?

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Colin:
„Wir machen jetzt 15 Minuten Pause, dann sind wir wieder für euch da", sage ich ins Mikro.Unser Publikum ist gut drauf, sie johlen und grölen bei jedem Song mit. Es macht Spaß zu spielen, wenn die Fans so abgehen und unsere Musik mittragen.Ich gehe mit einem Lächeln auf den Lippen hinter die Bühne und denke daran, dass das Flugzeug von meinem Kätzchen mittlerweile das Rollfeld erreicht hat. In einer Stunde sollte sie hier sein. Genau richtig, um meinen Song zu hören, den ich für sie geschrieben habe. „Mensch ist das heute geil", sagt Doris aufgeregt. „Du bist heute echt gut drauf", sagt Adam zu mir.Oh ja, das bin ich. Meine heiße Stewardess leistet mir wenigstens heute Nacht Gesellschaft. Seit ich sie vor einem Jahr auf einem Flug nach L.A. kennengelernt habe, geht sie mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe mich benommen wie ein Riesenarsch, bei unserem ersten Treffen, was sie mich auch gleich spüren ließ. In Erinnerung an ihre schallende Ohrfeige halte ich mir verträumt meine Wange. Feuer im Hintern hat sie meine kleine Kubanerin. In Ihrer Uniform kommen ihre perfekten Rundungen optimal zur Geltung. Wenn ich in ihre braunen Mandelaugen schaue und ihr helles Lachen höre, geht mir das Herz auf. Allein wenn ich an sie denke, regt sich etwas in meiner Hose. Ich krame mein Handy heraus, ich möchte ihr nur eine kurze Nachricht schicken. Mein Display blinkt. Ich habe eine Nachricht auf der Mailbox. Als Dominicas Name aufleuchtet, höre ich mir die Nachricht mit gemischten Gefühlen an, sie wird doch nicht absagen. Mir zieht es den Magen zusammen, als ich ihre dünne und brüchige Stimme höre. Ein Kerl mischt sich ein und erzählt irgendetwas von einem Angriff. Kopflos laufe ich zum Hinterausgang.„Ey Mann, wo willst du hin?", schreit mir Adam hinter her. Ich reagiere nicht auf ihn, sondern renne fast zum Auto. Kaum sitze ich hinter dem Lenkrad und habe den Anlasser betätigt, klingelt auch schon mein Telefon. „Alter, ey, was soll das, du kannst doch nicht einfach so abhauen! Wo fährst du hin?"„Ins Krankenhaus!"„Was? Ist etwas passiert? Warum?"„Scheisse Mann, sie wurde angegriffen, ich muss zu ihr."„Von wem reden wir hier"„Ich habe dir von ihr erzählt!"„Du lässt uns wegen einer Frau sitzen? Ey, die hat dir echt den Kopf vernebelt. Hörst du das? Deine Fans rufen nach dir!"„Dir fällt schon was ein. Ich muss wissen was passiert ist", sage ich und lege auf. Ich parke mein Auto und hechte in das Gebäude, ich sehe nur noch, wie man sie auf einer Liege den Gang entlang schiebt und Rufe nach ihr. Etwas verloren bleibe ich auf dem Gang zurück. „Hallo? Sie sind der Typ, mit dem sie verabredet war?", spricht mich ein schlaksiger junger Mann mit rötlichen Haaren an. Er trägt die gleiche Uniform wie mein Kätzchen. „Haben sie mir die Nachricht hinterlassen?"„Ja, mein Name ist Jesse O'Riley, Dominica und ich waren heute auf dem gleichen Flug."
„Was ist passiert?", frage ich ungeduldig. „War sie mit ihnen verabredet?", versichert er sich nochmal.
„Ja, sie wollte nach dem Konzert in die Bar kommen. Verdammt, sagen sie schon, was ist passiert?"
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, als ich dazu kam, sah ich nur, wie der Pilot auf sie einschlug. Sie lag am Boden und versuchte sich gegen die Schläge zu schützen."Ich balle meine Fäuste, wenn ich diesen Kerl erwische, fliegt er nirgendwo mehr hin!„Entschuldigung, wer von ihnen ist Colin?", fragt eine grauhaarige Schwester.
„Das bin ich", sage ich sofort. „Gut, ihre Freundin fragt nach ihnen, kommen sie mit."„Wie geht es ihr?", will ich von der kleinen Frau wissen. „Sie hat eine Gehirnerschütterung, der Arzt redet gerade mit ihr."Wir betreten das Zimmer und ich sehe mein Kätzchen müde im Bett liegen. „Oh gut, sie sind der Freund?", fragt der Arzt. „Ja", vermutlich bemerken sie meine Verunsicherung, bisher hat sie sich immer vehement dagegen gewehrt. Sie bestand auf eine lockere Affäre, ohne dass sich jemand von uns etwas vorzuwerfen hätte. Oh, wenn sie wüsste.

DOMINICA:

„Hey, da bist du ja. Ich dachte nicht, dass du kommst."
Der Arzt begrüßt Colin.
„Wie ich ihrer Freundin gerade gesagt habe. Wir behalten sie für 48 Stunden hier. Danach kann sie das Krankenhaus verlassen, aber sie darf noch nicht fliegen, aufgrund der Druckverhältnisse im Flugzeug, kann es passieren, dass sie das Bewusstsein verliert. In 10 Tagen sollte sie zur Kontrolle kommen, dann sehen wir weiter. Sie wohnen zusammen?", fragt uns der Arzt.
„Nein, aber sie bleibt bei mir", sagt Colin. Ich sehe ihn überrascht an.
„Sehr gut. Mrs. Diaz überlegen sie es sich noch einmal, ob sie diesen Mistkerl nicht doch anzeigen wollen", redet der Arzt beschwörend auf mich ein.
„Ich überlege es mir", flüstere ich. Ich habe nicht wirklich Lust, darüber zu reden.
„Ich passe auf sie auf", sagt Colin. Der Arzt nickt uns freundlich zu, und verlässt dann das Zimmer.
„Kätzchen, was ist los? Dein Kollege hat mir erzählt, du wurdest verprügelt."
Es klopft an der Tür.
Gott sei Dank gerettet von der Klingel, oder dem Klopfen, in dem Fall.
„Herein", sage ich schnell, um nicht auf Colins Frage antworten zu müssen. Jesse betritt schüchtern das Zimmer.
„Hallo, darf ich stören."
„Klar, du bist schließlich mein Held", sage ich grinsend.
„Wie geht es dir?", will er wissen. „Kopfschmerzen, aber sonst alles ok. Ich muss für 48 Stunden hierbleiben und dann darf ich eine Woche nicht fliegen", erkläre ich ihm.
„Sie muss in 10 Tagen zur Kontrolle, erst dann entscheidet es sich wann sie wieder arbeiten kann", verbessert Colin meine Erklärung.
„Du solltest den Scheisskerl anzeigen", sagt Jesse. 
„Bitte, ich bin einfach nur müde, ich möchte jetzt nicht darüber reden. Kannst du auf der Arbeit Bescheid geben, dass ich ausfalle. Ich rufe dann morgen an."
„Also gut. Dann lass ich dich für heute mal in Ruhe, aber glaube nicht, dass ich das vergesse. Der Kerl gehört hinter Gittern!"
„Danke Jesse." Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und geht wieder.
„Er scheint nett zu sein und vor allem hat er recht, er sollte sich nur abgewöhnen dich zu küssen", sagt Colin.
„Wegen Jesse brauchst du dir keinen Kopf zu machen, er ist eher an dir interessiert, als an mir!", grinse ich ihn an.
„Aha, na dann. Und jetzt erzähl mir, was passiert ist."
Ich berichte ihm von Thomas Übergriff. Seine Augen werden zu kleinen Schlitzen und er knurrt vor sich hin.
„Wenn mir dieser Kerl über den Weg läuft..."
„Colin bitte, es geht mir gut, es ist nichts passiert."
„Nichts passiert?", poltert er los, „eine Vergewaltigung nennst du ‚nichts passiert'?"
„Versuchte Vergewaltigung", sage ich kleinlaut.
„Aha, und nur weil er seinen Schwanz nicht in dich hinein gesteckt hat, macht es das besser?"
„Warum schreist du mich an?"
„Ich schreie nicht, ich bin wütend, dass du das so auf die leichte Schulter nimmst. Was wäre passiert, wenn den Kollege nicht aufgetaucht wäre?"
„Darüber möchte ich liebe nicht nachdenken!", sage ich und blinzle einige Tränen weg.
„Kätzchen, es tut mir leid, ich wollte nicht so..."
Er setzt sich neben mich auf das Bett und nimmt mich in den Arm.
„Warum bist du eigentlich hier?", frage ich.
„Du hast angerufen! Wo sollte ich sonst sein, wenn jemand mein Kätzchen angreift?"
„Aber, ich... Ehrlich gesagt verstehe ich das nicht. Du musst doch dein Konzert für mich geschmissen haben. Warum machst du so etwas Dummes?"
„Dumm?", fragt er verärgert.
„Ja, deine Fans sind jetzt bestimmt sauer, und deine Bandkollegen ebenfalls. Ich verstehe nicht, warum du das in Kauf nimmst nur für ein bisschen Sex."
Er funkelt mich wütend an.
„Du verstehst das wirklich nicht?", presst er hervor.
„Nein, bitte erklär es mir." Er fährt sich mit beiden Händen durch seine langen Haare und scheint nach den richtigen Worten zu suchen.
„Ich weiß, du möchtest dich nicht fest binden, und das akzeptiere ich auch. Ich versuche auch nicht allzu eifersüchtig auf deinen schwulen Arbeitskollegen zu sein, der mehr Zeit mit dir verbringen kann, wie ich."
„Wieso solltest du eifersüchtig sein? Wenn ich auf all deine Fans eifersüchtig sein wollte, mit denen du dein Bett teilst, hätte ich viel zu tun."
„Kätzchen, seit Monaten bist du die Einzige, mit der ich mein Bett teile. Ich will nicht sagen, dass ich es nicht hier und da mal versucht hätte, aber du bist ständig in meinem Kopf und keine kann es mit dir aufnehmen."
Nach dieser Offenbarung starre ich ihn einfach nur an.
„Sag etwas, Kätzchen!"
„Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll. Ist das dein Ernst?"
„Ja, ich hatte jetzt monatelang Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen. O Fuck, Kätzchen, ich liebe dich!" Ich lächle schüchtern, da muss erst so eine Scheiße passieren, bis mir klar wird, dass ich diesem Kerl schon längst verfallen bin.
„Colin, wir kennen uns eigentlich gar nicht."
„Na ja, wir haben 10 Tage Zeit, um mal etwas anderes zu tun, als uns nur durch die Laken zu wälzen. Versteh mich nicht falsch, das mache ich unheimlich gerne mit dir. Aber es ist richtig, es gibt so vieles, das ich über dich wissen möchte."
„Ok, versprich mir nur, dass du nicht schreiend davon läufst", sage ich lachend.
„So schlimm", fragt er mit gespieltem Entsetzen. Ich schaue ihn jetzt etwas ernster an.
„Na ja, es gab höhen und Tiefen."
„Wie vermutlich bei jedem."
„Vermutlich."
„Ok, dann reden wir Zuhause. Ich gehe jetzt und komme morgen vor der Arbeit nochmal vorbei."
Er legt seine Lippen sanft auf meine und verabschiedet sich.
Mh, meinetwegen hätte er auch hier übernachten dürfen.

Flug ins GlückWhere stories live. Discover now