Erdnussbutter

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Colin

20. Juli

Wir sind in einem kleinen Büroraum. Carmen und ihr glatzköpfiger Riese wurden an Stühle gefesselt.

„So rum gefällt mir das ehrlich gesagt besser. Eigentlich schlage ich keine Frauen, aber bei dir, überlege ich mir ob ich eine Ausnahme mache", sage ich.
Carmen grinst mich süffisant an.
„Ich weiß, dass du es genauso genossen hast wie ich!"
Fuck, auch wenn ich es will, verdammt, ich kann nicht.
„Soll ich helfen?", fragt Daryl und lächelt teuflisch.
„Also, ich muss sagen, man schlägt keine Frauen", erklärt Daryl. Während er spricht, dreht er einen Schalldämpfer auf seine Handfeuerwaffe.
„Du hast meinen Freund hier ganz schön zugerichtet. Also, wir fragen, du antwortest, wenn nicht..."
Daryl zielt auf ihren kleinen Finger und drückt ab.
Carmen brüllt schmerzverzerrt.
„Vielleicht sollte sie nicht so laut sein?", gebe ich zu bedenken.
„Die Bar ist leer, meine Jungs kontrollieren den Eingang. Keine Panik.
- Also: Wer hat dich beauftragt Colin zu entführen?"
Carmen: „Ich sollte ihn nicht entführen."
Daryl: „Meinetwegen! Warum will jemand Colin töten?"
Carmen: „keine Ahnung. Es war ein Auftrag, ich bekam das Geld, er sollte weg."
Daryl: „woher kam das Geld?"
Carmen: „Lief alles übers Internet."
„Von dem Pc aus?", frage ich und deute auf das Gerät auf dem Schreibtisch.
Sie nickt nur.
Ich setze mich davor und schalte es ein.
„Passwort?", frage ich.
„Finds selbst raus", blufft sie mich an.
Während Daryl ihr in einen weiteren Finger schießt, suche ich an den üblichen Orten.
Unter der Tastatur, unterm Tisch. Ich suche einen Zettel, der festgeklebt wurde, oder eine Zahlenfolgen im Kalender.
Ihre Handtasche steht auf den Tisch. Ich finde ihren Geldbeutel mit Ausweis.
Ich versuche es mit dem Geburtsdatum.
Nein.
Dann finde ich ein Bild, von ihr zusammen mit mir und... sie hält ein Baby im Arm, oder etwas, dass danach aussieht. Keine Ahnung wann sie das Foto gemacht hat, jedenfalls sehe ich aus, als hätte man mich gerade gefoltert, es wirkt als wäre ich bewusstlos auf diesem Bild. Das war ich öfters in den letzten Wochen.
Hat sie vielleicht... Nein, das wäre doch... verrückt genug ist sie ja.
Ich tippe meinen Namen ein und erhalte Zugang.
„Habs, du kannst den Rest heil lassen, fürs erste."
„Du bist wirklich gut", sagt Daryl.
Nicht wirklich, sie ist... keine Ahnung... vollkommen abgedreht, verrückt, durchgeknallt. Hat sie sich wirklich ausgemalt, wir werden zu einer Familie? Verrücktes Weib!

Daryls Telefon klingelt.
„Hey Matt, du wirst nicht glauben wer gerade vor mir sitzt, etwas mitgenommen, aber im Großen und Ganzen geht es ihm gut!"
Er hört kurz zu und nickt dann.
„Ok, wir werden dem nachgehen. Warte kurz. Colin möchte dich kurz sprechen."

„Hey Alter, danke dass du mir die Kavallerie geschickt hast. Wie geht es Dominica?"
„Tut gut deine Stimme zu hören, Mensch! Sie lebt, liegt noch immer im Koma. Ihre Verletzungen sind aber weitestgehend geheilt. Sie muss nur noch aufwachen."
„Ich denke wir kommen sobald als möglich zurück."
„Wie ich Daryl schon sagte, irgendwas stimmt mit Carter nicht. Er verhält sich verdammt seltsam."
„Definiere seltsam!"
„Bis du hier bist, werde ich alles tun, damit er ihr nicht zu nahe kommt, versprochen."
„Was meinst du damit?"
„Das führt jetzt zu weit!"
„Matt! Verdammt, wirf mir nicht solche Brocken hin, wenn du nichts dazu sagen willst."
„Ich weiß es nicht, es ist nur unnatürlich, wie er sich ihr gegenüber verhält. Er ist ihr viel zu nah, und er war sich von Anfang an sicher, dass du nicht mehr zurückkommst."
„Carter!" knurre ich.
Vielleicht ist er der Auftraggeber. Auf der anderen Seite, warum sollte er das tun? Um an Dominica ran zu kommen? Ein Kerl wie er hat definitiv kein Problem an eine Frau ran zu kommen, warum sollte es meine sein? Ja, sie ist heiss und sieht gut aus, aber deshalb einen Mord in Auftrag geben?
Das erscheint mir doch etwas übertrieben.
Ich halte Daryl das Telefon wieder hin und mache mich an die Arbeit.
Das tippen geht bei weitem nicht mehr so schnell wie früher.

Es dauert etwas bis ich den Weg des Geldes zurückverfolgt habe, in der Zwischenzeit stöbere ich ein wenig in ihren Dateien.
Ich finde Fotos von Mädchen, gefesselt, misshandelt. Ich denke die Polizei würde sich sehr dafür interessieren. Sobald ich fertig bin, werde ich Detective Meyers eine Email schicken, er sollte sich das hier mal ansehen.

„Die Überweisung wurde über mehrere Server geleitet, der Ursprung ist eine Firma in Cleveland, Ohio: RC-Industries."
„Was ist das für eine Firma? - Such die Adresse raus, dann fahren wir da mal vorbei! Ist von New York aus nur ein Katzensprung."
„Sobald wir in New York sind, will ich zu Dominica!"
„Damit solltest du warten. Wenn Matts Gefühl stimmt, wovon ich ausgehe, steckt Carter da mit drin. Er geht davon aus, dass du Tod bist. Das solltest du fürs erste vielleicht auch bleiben!"
„Ich werde sie nicht länger alleine lassen."
„Sie liegt im Koma, du kannst nichts für sie tun. Matt passt auf sie auf. Wir sollten herausfinden, wer euch im Weg steht."
Warum klingt das so vernünftig?
„Und als allererstes bringen wir dich zu einem Arzt, der sich deine Hände mal ansieht!"
„Einverstanden", knurre ich, „Was passiert mit den beiden?"
„Wir kümmern uns darum!", sagt Daryl, „muss dich nicht interessieren."
„Ich habe hier auf dem Rechner ekelhaftes Zeug gefunden, ich schicke es an den Detective, wenn sie dann hier ankommen, finden Sie die beiden verschnürt vor."
„Colin, Retter der Entrechteten", sagt Daryl zwinkernd.
„Nein, aber wenn es deine Frau, Freundin oder Tochter ist, die man foltert und verkauft, würdest du nicht auch wollen, dass die Täter bestraft werden?"
„Das werden sie ja."
„Aber die Familien wissen trotzdem nicht was mit ihren Angehörigen geschehen ist."
„Na dann, spiel Robin Hood und hilf den Armen. Wir verschnüren die beiden, packen sie runter in die Zelle und dann hauen wir ab."
„Tust du mir einen Gefallen?"
„Was möchtest du?"
„Zieh sie aus. Gönn mir einfach ein bisschen Genugtuung."
„Wenn's weiter nichts ist. Ich hätte dir auch ihre Finger gebracht."
„Verlockend, aber setz sie einfach nackt in die Zelle. Ich werde Vic bitten, dass er erst mal die Beweise sichern soll, bevor er sie rausholt. Ein paar Stunden da unten zusammen mit den Mäusen, Ratten und Spinnen... Das bringt mich auf eine Idee."
Ich verlasse das Büro und gehe in die Küche, hier gibt es doch bestimmt Erdnussbutter.
Nach kurzer Zeit finde ich das gesuchte, schnappe mir ein Messer und gehe zurück.
In der Zwischenzeit hat sich Daryl an Carmens Kleid zu schaffen gemacht.
Diese flucht und zetert. Keine Ahnung was sie uns in spanisch entgegen wirft.
„Was hast du vor?"
„Mäuse und Ratten mögen es süß."
Ich verteile die Butter in ihrem Haar. Auf den Armen, Bauch, Beine, und Füßen.
„Viel Spaß bei den Ratten!", sage ich und ignoriere ihre spanischen Flüche.

25. Juli:
Ankunft in New York:

Wir sind mit dem Auto von L.A. nach New York gefahren, wir waren Tage lang unterwegs.
Daryl parkt seinen Wagen endlich vor seiner Villa. Matt und Lisa kommen bereits auf uns zu.
Ich steige aus dem Auto und strecke erst mal meine Glieder.
Lisa fällt mir überschwänglich um den Hals.
„Es tut mir so leid, oh Gott, bitte verzeih mir."
Was ist denn jetzt los? Ich schaue Matt fragend an, er winkt nur ab.
„Was hast du angestellt?"
„Es tut mir leid", schluchzt sie erneut.
„Ist ok", sage ich und streiche ihr über den Rücken.
„Ok, jetzt lass ihn mal los", sagt Matt,
„Ich würde ihn ebenfalls gerne begrüßen."
Wir umarmen uns ebenfalls, seit wann wird hier ständig gekuschelt?
„Ich wusste, dass du sie nie im Stich lassen würdest?"
„Was? Wie kommst du auf diese Scheisse?"
„Wir hatten hier so einige Diskussionen."
„Ich habe vielleicht kurz die Nerven verloren, aber ich lasse sie doch nicht im Stich. Fuck, was denkt ihr von mir? - Ich gehe für sie durch die Hölle. Wortwörtlich!"
„Ich weiß, Kumpel!"
„Ich würde jetzt gerne nachhause!"
„Das geht nicht! Niemand soll wissen, dass du hier bist!", mahnt Matt.
„Ich brauch ne heiße Dusche!", beschwer ich mich.
„Die bekommst du bei mir", sagt Daryl.
„Ich soll zu dir ziehen?", sage ich ungläubig.
„Ja, wer würde dich denn dort vermuten?"
Niemand, nicht mal ich.
„Ich brauche was zum anziehen!"
„Hol ich dir", sagt Matt.
„Dann lasst uns rein gehen", lenke ich ein. Gegen den Ortega-Wirbelsturm komme ich nicht an.

Flug ins GlückDonde viven las historias. Descúbrelo ahora