Kapitel 3

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Am Hafen angekommen steigen Elli und ich aus dem Bus aus. Der Geruch von dem salzigen Meerwasser steigt mir direkt in die Nase und ich atme ihn tief ein. Er weckt in mir eine alte Erinnerung. Wie ich damals in der Grundschule einen Ausflug hierher hatte. Die Bilder tauchen vor meinem inneren Auge auf und scheinen sich an genau der Stelle von damals abzuspielen.

Die kleine Roxy läuft auf dem feuchten und rutschigen Hafenboden. Ihre dunklen braunen Locken hüpfen im Wind und ihre hellen grünen Augen scheinen im Sonnenlicht zu leuchten. ,,Tia nun komm endlich oder hast du etwa angst?", spottet sie über das kleine Mädchen das hinter ihr läuft. Das bin ich als Kind. ,,Ich habe vor nichts Angst!", ruft das kleine Ich und läuft ihr noch schneller hinterher. Wenige Schritte später liegt sie aber schon auf dem Boden und fängt an zu schluchzen. Die kleine Roxy dreht direkt um, läuft zurück und tröstet das kleine Ich.

,,Tia? An was denkst du gerade? Du hörst mir nämlich gar nicht zu!" ,,Oh entschuldige, nichts Wichtiges. Was hast du den gesagt?" Sie verdreht ihre Augen, lacht dann aber. ,,Ich habe gesagt das dort schon unsere Professorin, mit einigen Anderen, steht." Sie deutet mit ihrem Kopf in die Richtung. ,,Lass uns hingehen", fügt sie dann noch hinzu, wartet aber auf keine Antwort sondern zieht mich bereits dort hin. Dort begrüßt sie dann ein paar Leute und ich gebe ein einfaches Hallo von mir und enthalte mich aus den Gesprächen weitestgehend. Meine Motivation geht so langsam in den Keller je mehr von den Studenten ankommen. Irgendwann kommt dann auch der Professor des anderen Studiengangs. Dann wird durch gezählt. Erstaunlicherweise sind alle pünktlich und wir können alle gemeinsam unsere Fähre betreten. Besonders wohl fühle ich mich unter den ganzen Studenten nun wirklich nicht.

Elli zieht mich zu einigen Anderen, in eine Sitzecke, auf dem Deck. Unbeteiligt hole ich ein Buch hervor und beginne zu lesen damit mich keiner anspricht. Uns wurde vorher schon mitgeteilt das das übersetzen zur Insel mehrere Stunden dauert je nach Seegang. Genau deshalb habe ich mir ein Buch als Beschäftigung mitgenommen um mit niemandem reden zu müssen.

Irgendwann merke ich das sich jemand neben mich setzt. Eine große Person es muss ein junger Mann sein. Sein Geruch fällt mir direkt auf. Er richt nach Wald, interessant. ,,Möchtest du auch mal dein Buch weglegen und dich anders beschäftigen?", fragt er mit tiefer, brummender Stimme. ,,Nein", ist meine knappe Antwort und ich blättere eine Seite weiter. Er drückt mit seiner Hand vorsichtig mein Buch runter so, dass ich ihn nun endlich anschaue. Direkt fällt mir sein Mal auf dem Handrücken ins Auge. Das Mal des Bären, welches aussieht wie ein Tatzenabdruck. So richt und hört er sich auch an.

Ich lasse mein Buch sinken und klappe es zusammen, jedoch mit einem Finger zwischen den Seiten um zu wissen wo ich war. ,,Also was möchtest du?", frage ich schroff. ,,Ganz ruhig, ich möchte nur etwas reden." Ich schaue zu Elli die weiterhin mit den Anderen redet und nichts von mir und ihm mitzubekommen scheint. ,,Ja und? Dann rede." Kann er nicht einfach wieder gehen und mich lesen lassen?
Von der Statur her ist er breit gebaut und Muskulös, er sieht etwas aus wie ein Bär. Seine dunklen braunen Haare sind zu einem Dutt zurückgebunden und einige kleine Strähnchen haben sich bereits gelöst. Er hat einen gepflegten, kurzen Bart und seine dunklen braunen Augen scheinen einen in den Bann ziehen zu wollen. ,,Ich bin Alex und du musst wohl die unfreundliche Tiana sein."

Woher weiß er denn wie ich heiße? ,,Woher weiß des Bärchen den meinen Namen?" ,,Ah du hast schon gemerkt das ich ein Bär bin." Er kratzt sich verlegen am Nacken. ,,Deinen Namen hat mir Wort wörtlich ein Vöglein gezwitschert." Na toll einer mit dem Seelentier eines Vogels also, da kenne ich noch keinen von. ,,Und das unfreundlich kommt woher?" Ich ziehe fragend die Augenbraue hoch. Wieder kratzt er sich verlegen am Nacken und lächelt. ,,Das habe ich gerade so spontan hinzugefügt." Also für einen Bären ist er ziemlich verlegen, aber seine braune Lederjacke mit dem Fell am Kragen steht ihm. ,,So wir haben geredet Bärchen, darf ich jetzt weiterlesen?" Ich schlage mein Buch wieder auf.

,,Könntest du mich nicht einfach Alex nennen, Bärchen klingt so unmännlich." Das passt schon viel mehr zu ihm. ,,Nö, Bärchen gefällt mir besser." ,,Ej jo Alex! Komm mal her!", ruft einer von den Typen weiter vorne. ,,Ich würde ja gerne weiter mit dir plaudern, aber es wird nach mir verlangt." Er verbeugt sich spaßeshalber und geht.
,,Was war das den?", fragt Elli. Ach, sie hat es ja doch mitbekommen. ,,Was meinst du?" ,,Na das der heißeste Typ des anderen Studiengangs mit dir geflirtet hat." Ich schaue Elli lachend an. ,,Er hat nicht mit mir geflirtet, sondern mich genervt." Sie schüttelt den Kopf. ,,Er spricht nie einfach so jemanden an. Du gefällst ihm wohl." Anzüglich wackelt sie mit den Augenbrauen. ,,Du spinnst ja wohl." Wieso sollte so jemand etwas von mir wollen, das macht doch keinen Sinn. Einige reihen hinter mir höre ich jemanden Flüstern. ,,Wieso spricht er so einen unbedeutenden Menschen an? Er ist viel zu gut um sich mit sowas abzugeben!" Damit bin wohl ich gemeint. Die Stimme gehört Lucy. ,,Der werde ich noch zeigen wer das sagen hat, sie hat überhaupt keinen Respekt vor uns", spricht sie weiter. ,,Dann sollten wir ihr wohl beibringen Respekt vor uns zu haben." Das war Roxi. Weiter möchte ich nicht zuhören, also konzentriere ich mich auf das rauschen des Meeres. Manchmal ist das Gehör eines Wolfes zu haben ein Vorteil, aber manchmal möchte ich es gar nicht haben um eben sowas nicht mit zu bekommen. Denn jetzt fühle ich ein leichtes Stechen im Herzen. Es macht mich traurig zu wissen das aus meiner ehemaligen Freundin eine solche Person geworden ist. Vielleicht sollte ich doch nochmal mit ihr reden und hoffen das sie wieder zur Vernunft kommt und merkt das das nicht in Ordnung ist was sie tun. Ich lehne mich zurück und schließe meine Augen. Hoffentlich gehen diese zwei Wochen schnell vorbei.

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