Kapitel 20

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Ich sehe mich. Wie ich durch ein Spiegellabyrinth gehe. Es scheint kein Ende zu haben. Alles um mich herrum ist schwarz nur diese Spiegel strahlen etwas Licht ab. Ich träume, das weis ich. Plötzlich sehe ich alles durch meine Augen. Ich gehe weiter durch das Labyrinth und bleibe an einem Spiegel stehen. Hier scheint es zu enden. Ich bin umgeben von Spiegeln. Sie alle zeigen mich. Panisch drehe ich mich im Kreis. Ich möchte hier raus!

Meine Spiegelbilder grinsen böse. Das mache ich ihnen nicht vor! Ich drehe mich immer schneller um mich selbst. Ein leutes heulen ist zu hören. Ein Wolf! Die Augen meiner Spiegelbilder verfärben sich blutrot. Ich bekomme immer mehr Panik. Wach auf! Ich weis das ich träume, aber ich kann nicht wach werden.

Meine Spiegelbilder grinsen mich weiterhin böse an. Sie haben jetzt spitze Reißzähne. Was passiert hier? Sie zeigen auf mich, jedoch nicht mit Händen und Fingern sondern mit Krallen. Die Hände sind schwarze, große Pfoten. Sie sehen aus wie die eines Wolfes. Ein Spiegelbild fängt an zu heulen und alle anderen stimmen nacheinander mit ein. Ich schlage mir meine Hände auf die Ohren und falle auf die Knie es ist so laut das ich es nicht ertragen kann. Ich kippe vorne über und bleibe liegen. Irgendwann ist alles verstummt und ich liege in einem dunklen Raum mit Steinwänden. Sie sind alle zerkratzt. Eine Ecke ist so düster das ich die Wände an der Stelle nicht erkennen kann.

Auf einmal schauen mich zwei blutrote Augen aus dem Schatten der Ecke an. Ich schrecke zurück und taumle an die Wand hinter mir. Sie beobachten mich ergwöhnisch und folgen allen meinen Bewegungen. Was bist du? Es scheint sich zu erheben aus seiner liegenden oder sitzenden Position. Aus dem Schatten tritt eine große, schwarze Wölfin. Sie schreitet anmutig direkt auf mich zu.

Ich lege den Kopf etwas schief um sie besser zu betrachten und sie tut das selbe, wie ein Spiegelbild. Ich habe garnicht bemerkt das auch ich ihr näher gekommen bin. Etwas voneinander entfernt bleiben wir stehen und betrachten uns. Ihre Augen wirken klär und alles durchschauend. Meine Angst vor ihr lässt nach. Ich öffne den Mund um etwas zu sagen, aber auch die Wölfin tut es, also lasse ich es.

Mir wird so langsam klar was hier gerade passiert. Mein Unterbewusstsein konfrontiert mich mit meiner größten Angst. Das vor mir bin ich. Das ist meine Form als Gestaltwandlerin. So sehe ich als Wolf aus. Sie, ich meine ich sehe friedlich aus. Nichts ähnelt dem blutrünstigen Monster das ich mir immer vorgestellt habe.
Irgendwie fühle ich mich nun wohler durch diese Erkenntnis. Ich hebe meine Hand und streiche meiner Wolfsform über den Kopf, sie berührt meine Brust. Da wird mir plötzlich richtig warm und alles um mich herrum wird hell. So hell das ich nichts mehr sehen kann.

Ich öffne meine Augen und finde mich in der kleinen Hütte von gestern wieder. Licht scheint durch die Fenster hinein. Meine Freunde sind noch am schlafen. Bärchen brummt sogar etwas im Schlaf. Irgendwie niedlich. Ich falte meine Decke ordentlich zusammen und lege sie auf die Matte. Leise verlasse ich die Hütte und bleibe einen Moment vor ihr stehen. Ein Blick nach oben sagt mir das die tief, schwarze Wolke schon zur Hälfte über der Insel ist. Das bedeutet wir haben nur noch heute Zeit um es abzubrechen. Wir müssen es einfach schaffen, aber ich weis das wir dazu genug Kraft brauchen und die müssen die anderen noch tanken. Deshalb lasse ich sie noch etwas schlafen.

,,Guten Morgen. Schlafen deine Freunde noch?" Maoi kommt um die Ecke. ,,Ja tuen sie. Ich bin die Erste die wach geworden ist." Mein Blick gleitet wieder in den Himmel. ,,Wir werden es schon schaffen", meint er zuversichtlich. ,,Komm wir Frühstück immer gemeinsam an der Feuerstelle." Ich folge ihm dort hin. Auf dem Weg fällt mir mein Traum ein. Wenn es überhaupt ein Traum war. Meine Brust fühlt sich immernoch warm an. Ich glaube ich habe dadurch erst jetzt akzeptiert das dieser Teil in mir steckt. Aber bereit ihn der Welt zu offenbaren bin ich immernoch nicht. Der richtige Zeitpunkt dazu ist einfachnoch nicht gekommen.

An der Feuerstelle angekommen sitzen bereits viele der Stammesmitglieder in kleinen Grüppchen zusammen und essen gemeinsam. Maoi führt mich zu Fian, der mich mit einer Handbewegung begrüßt und mir einen Teller mit Brot mit Marmelade reicht. ,,Sag mal, baut ihr alles selber an zum Essen?" ,,Nein, wir leben von dem was uns der Wald bietet. Einiges züchten wir selber im Wald an geeigneten Stellen, aber wir müssen auch viel einkaufen und dazu verkaufen wir das was seltener zu finden ist und was wir züchten." Ich nicke verstehend und beginne zu essen. Alle benehmen sich Maoi gegenüber ziemlich respektvoll. Das lässt mich drauf schließen das er wohl der nächste Stammesführer werden soll. Ich denke er würde das auch sehr gut machen. ,,Sag mal Maoi, euer Stammesführer hat doch eine besondere Bindung zur Insel. Wie entsteht das?" Er stellt seinen leeren Teller neben sich auf den Boden und betrachtet mich etwas. Seinen Blick kann ich nicht ganz deuten. ,,Nun zum einen wird diese Fähigkeit in der Blutslinie weitergegeben, aber man muss es sich auch in gewisser weise verdienen und erlernen. Mein Großvater, also der Stammesführer, bringt mir die Grundlagen bei um meine Fähigkeiten zu erkennen und komplett zu erlernen. Weißt du eigentlich sollte mein Vater in dieser Position sein und mir auch alles beibringen, aber er ist, als ich und Fian noch sehr klein waren, gestorben als er unseren Stamm und die Insel damals vor einer bösen Gruppe geschützt hat. Ich war damals noch zu jung die Position zu übernehmen und so musste mein Großvater wieder, bis zu seinem Tod."

Seine Erzählung fasziniert mich irgendwie. Er hat eine große Würde zu übernehmen irgendwann und das scheint er zu wissen. ,,Wieso hast du mir das mit deinem Vater erzählt?" Er hätte diese Information auslassen können, immerhin ist sie ziemlich privat. ,,Irgendwie vertraue ich dir." Er lächelt mich an und spricht weiter. ,,Du wirkst ziemlich abweisend und mysteriös auf Andere. Du möchtest irgendwie keinen nah an dich herran lassen, aber das ist nur eine Fassade. Du bist eine tiefsinnige und schlaue Person. Ich denke du hast einfach ein schweres Leben gehabt. Klar ist, du bist eine gute Person auch wenn du es selber nicht von dier glaubst und ich denke das musst du erst noch lernen." Erstaunt von seinen Worten weis ich keine Antwort und schaue ihm einfach nur in seine grünen Augen. ,,Du wirst ein guter Stammesführer. Weise bist du bereits." Damit habe ich seinen Worten indirekt recht gegeben. Mir ist bewusst das er recht hat. Er schenkt mir wieder ein warmes Lächeln.

,,Tiana, dürfte ich dich noch einmal sprechen?" Es ist der Stammesführer der das gefragt hat. ,,Natürlich." Ich erhebe mich und folge ihm in seine Hütte. Was er wohl noch von mir möchte.

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