Kapitel 21

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,,Bitte setz dich doch." Der Stammesführer deutet auf den Tisch neben der kleinen Feuerstelle, an dem wir bereits gestern gemeinsam saßen. Etwas zögerlich was mich nun erwartet setze ich mich an den Tisch. Er kramt in einer Kiste. ,,Wie war deine Nacht?", fragt er ohne sich zu mir um zu drehen. Nun bin ich etwas verwirrt. Er scheint irgendwie eine Ahnung zu haben das ich etwas seltsames geträumt habe. ,,Ich meine dein inneres zusammentreffen mit deiner Tiergestallt", erklärt er sich und kramt weiter in der Kiste. ,,Wie wussten sie davon?" Er scheint gefunden zu haben was er gesucht hat. In seiner einen Hand ist ein kleiner Lederbeutel. Nun setzt er sich zu mir an den Tisch.

,,In dem Tee war etwas drinnen das es ausgelöst hat, habe ich recht?", äußere ich einfach meine Vermutung. ,,Du hast recht", bestätigt er meinen Verdacht. ,,Wieso haben Sie das getan?" Die Frage klang etwas schroffer als sie sein sollte. Ich spüre wie mein innerer Wolf sich regt und kämpfe dagegen an. Ich darf nicht die Fassung verlieren! ,,Ich weis was mit dir los ist. Deine Fähigkeiten sind sehr stark und dadurch das du sie so lange verheimlicht hast, hast du nicht richtig gelernt sie zu kontrolieren. Das führt zu den nun ja, Stimmungsschwankungen."

Etwas verwirrt versuche ich zu verstehen was er meint. ,,Ich dachte gerade dadurch das ich sie verstecke habe ich eine gute Kontrolle." Er schüttelt leicht den Kopf. ,,Du bist ziemlich mächtig und dadurch fällt es dir besonders schwer. Das hier sollte dir helfen." Er schiebt mir den Lederbeutel zu. ,,Was ist das?" Mistrauisch mustere ich den Beutel, der eine seltsame Aura zu heben scheint. Sie zieht mich an, stößt mich wiederum auch ab. ,,Vor vielen Jahren waren mal einige Personen eines Wolfsrudels bei mir. Der Anführer von ihnen hat mir das hier hinterlassen. Er war der Meinung das ich es irgendwann mal einem Mädchen geben muss das ihren inneren Wolf nicht vollständig akzeptiert und ich glaube dieses Mädchen bist du."

Nun bin ich bloß noch verwirrter als zuvor. Ich begreife nichts mehr. Wieso sollte jemand das, was auch immer es ist, genau hier für mich hinterlassen. Die Person muss dann doch gewusst haben, dass ich irgendwann hier sein werde. ,,Wer waren diese Personen?" Zögernd antwortet der Stammesführer. ,,Der Mann der mir den Beutel zur Aufbewahrung gegeben hat war der Alpha aller Wölfe. Seine Frau die bei ihm war wahr damals schwanger. Ich kann fühlen das du dieses Kind bist." Meine Augen weiten sich und meine Atmung verschnellert sich unkontrolliert. Mein Wolf beginnt in mir zu toben. Ich kann es nicht kontrollieren und kralle mich am Tisch fest. ,,Du must es anlegen!", meint der Stammesführer eindringlich. Doch ich kann meine Hände nicht vom Tisch lösen, meine Fingernägel sind Wolfskrallen. Wenn ich loslasse könnte ich komplett die Kontrolle verlieren. Es scheint alles in Zeitlupe abzulaufen. Ich spüre wie meine Augen sich verändern und auch meine Zähne länger und spitzer werden. ,,Ich kann nicht!", presse ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen herraus. Mit zusammen gekniffenen Augen versuche ich alle Triebe, die mich zu erfüllen versuchen, zu unterdrücken.

Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter. Es ist die des Stammesführers. Er hängt mir eine Kette um und sobald der Anhänger meine Brust berührt wird der drang schwächer meinen Wolf hinaus zu lassen. Sie scheint meine Triebe in sich aufzunehmen und zu schwechen. Meine Atmung normalisiet sich allmälig und meine verkrampften Muskeln entspannen sich. Ich spüre weiterhin die Hand des Stammesführers auf meiner Schulter. Ich beruhige mich vollends und lasse meine Hände in meinen Schoß sinken. Das war richtig knapp. ,,Geht es wieder?" Als Antwort nicke ich bloß. Er nimmt seine Hand von meiner Schulter und setzt sich wieder mir gegenüber. ,,Diese Kette ist ein Talisman, er Hilft dir die kontrolle über dich und deinen inneren Wolf zu behalten." Mit meiner Hand nehme ich den Anhänger und betrachte ihn. Ein Wolfszahn mit irgendwelchen Symbolen, an einer Lederschnur. Er wirkt sehr alt und strahlt eine seltame Kraft aus, die jedoch kaum spürbar ist. Gut möglich das ich es mir auch nur einbilde.

Meine Eltern waren hier. Sie haben die Kette hier gelassen. Sie waren die Anführer eines Rudels und mein Vater war der Alpha aller Wolfe. Ich kann es irgendwie nicht glauben. Es ist schwer diese Informationen aufzunehmen wenn man bereits damit abgeschlossen hat keine Familie zu haben. ,,Ist das hier das einzige das meine Eltern hier gelassen haben?" Der Stammesführer schüttelt bloß den Kopf. Ich wusste nichts über meine Eltern und nun habe ich einen Hinweis auf sie bekommen. ,,Wissen Sie wohin sie wollten. Ich schätze das sie nicht hier geblieben sind." Weiterhin betrachte ich den Anhänger der Kette. ,,Nein, sie haben nichts gesagt nur die Kette haben sie hier gelassen und ich weis auch nicht was danach geschähen ist oder wo sie sein könnten." Etwas entäuscht nicke ich bloß. Den Anhänger lasse ich unter meinem Shirt verschwinden. Es braucht ihn niemand zu sehen.

,,Ich denke wir sollten aufbrechen, die Zeit wird auch so langsam knapp." Damit habe ich dieses Thema schnell gewechselt um nicht erneut einen Gefühlsausbruch mit Folgen zu haben. ,,Da gebe ich dir recht. Am liebsten würde ich dich hier behalten bis du deine Fähigkeiten kontrollieren kannst, aber das ist wohl nicht möglich." Er erhebt sich und deutet mir dies auch zu tun. Den Lederbeutel reicht er mir ebenfalls. ,,Möglicherweise wird er dir noch nützlich sein." Diese Aussage verstehe ich nicht ganz, hinterfrage sie jedoch auch nicht.

,,Bevor wir jedoch zu deinen Freunden gehen muss ich dir noch etwas sagen." Er steht bereits im Türrahmen, dreht sich jedoch nochmal zu mir um und steppt mich. ,,Die Frau, also deine Mutter", er macht eine Pause und schaut mich eidringlich an. ,,Sie war mit zwei Töchtern schwanger."

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