Verfolgt

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„Das muss etwas Ernstes sein, er hat mich noch nie darum gebeten, dass ich im Haus bleibe", unterbricht Lara die Stille, die nach dem Zuschlagen der Haustür entstand.

Ich spüre ihre Angst um ihren Bruder. Auch ich habe Angst, doch ich möchte für Lara stark bleiben. „Habt ihr eine Alarmanlage?", frage ich sie daher nur.

„Ja, aber sie funktioniert nicht. Nur die Überwachungskameras."

Leise fluche ich. Unsere zuhause funktioniert und ich überlege, ob wir uns Ryder widersetzen und zu mir fahren sollen. Adriane hat das Haus ebenfalls verlassen, wir sind also alleine. Um meine Angst nicht zu zeigen, schlage ich vor, einen Film zu schauen. Einige Minuten später sitzen wir auf Laras Bett mit dem Laptop auf dem Schoß, doch ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren. Auch Lara scheint mit den Gedanken ganz woanders zu sein.

Plötzlich vibriert beim Handy. Hecktisch nehme ich es aus meiner Hosentasche und sehe eine Nachricht von einer unbekannten Person. Zitternd öffne ich sie.

„So spät noch Licht im Zimmer? Grüße T."

Ich erschrecke, diese Nachricht bedeutet, dass wir beobachtet werden. Ich speichere die Nummer unter Timo ein, da ich vermute, er steckt hinter allem. Lara bemerkt mein Verhalten, stoppt den Film und liest sich die Nachricht durch.

Ich grübele, was wir jetzt tun sollen: „Sollen wir hier bleiben? Sollen wir zu mir nachhause? Sollen wir ganz woanders hin, vielleicht zu Kristine? Was ist sicherer? Ich möchte Kristine nicht auch in Gefahr bringen, also scheidet sie aus. Verdammt, ich weiß nicht weiter."

Lara nimmt mir letztlich die Entscheidung ab: „Ich möchte nicht hier bleiben, ich fühle mich nicht sicher."

Ich stimme ihr zu und gebe ihr nun Anweisungen: „Pack eine kleine Tasche mit dem Nötigsten und ziehe deine Sportkleidung an. Ich räume ebenfalls alles wieder in meine Tasche und ziehe meine Trainingssachen an."

Gesagt, getan. Nach etwa zehn Minuten sind wir fertig. Absichtlich lassen wir das Licht in Laras Zimmer brennen. So wollen wir nach außen hin zeigen, dass wir noch immer dort seien. Ohne Licht schleichen wir nach unten. Lara geht vor, wir wollen durch den Hintereingang das Gebäude verlassen. Nachdem Lara die Tür zugeschlossen hat, schleichen wir uns dicht an Haus entlang. Dort sind wir zum Teil von Sträuchern geschützt. Meine Augen haben sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich eine dunkle Gestalt in der Ferne wahrnehmen kann. Ich möchte Lara keine Angst machen, also sage ich ihr nur, sie soll sich geduckt weiter schleichen. Dasselbe tue ich nun auch. Endlich kommen wir an meinem Auto an, doch jetzt muss es schnell gehen. Ich öffne das Auto; Lara und ich springen quasi mit unseren Taschen hinein und ich verriegele von innen das Auto. Lara nimmt mir meine Tasche ab und ich starte sofort den Motor. Dieser heult auf, als ich das Gaspedal stärker als üblich durchtrete. Während der Fahrt stelle ich mir die Spiegel und den Sitz richtig ein – alles steht noch auf Ryder. Durch die Spiegel beobachte ich den rückwärtigen Verkehr. Nach einiger Zeit bin ich mir sicher, uns verfolgt ein dunkler Sportwagen der Marke Audi. Innerlich seufze ich auf und fahre kreuz und quer durch Murnau.

Lara bemerkt schnell, dass wir nicht zu mir fahren und fragt: „Warum fahren wir im Kreis?"

„Weil uns jemand verfolgt. Ich muss das Auto abgehangen bekommen, erst dann können wir zu mir. Wir müssen schließlich irgendwie nach drinnen kommen, um die Alarmanlage zu aktivieren. Erst dann sind wir in Sicherheit", erkläre ich ihr. Als ich ihr zittern bemerke, versuche ich sie zu beruhigen, soweit dies in der Situation möglich ist. „Es wird alles gut, versprochen. Aber ich werde gleich paar Fahrmanöver machen, erschreck dich bitte nicht", warne ich sie vor.

Paddy, ist Liebe berechenbar?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt