Normal weiter machen

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„Ich habe Neuigkeiten", spricht Carlos am nächsten Tag am Telefon.

Ich befinde mich gerade auf der Mädchentoilette, um nicht wieder mit dem Handy erwischt zu werden. „Was denn?"

„Tyler ist aus dem Gefängnis ausgebrochen. Es besteht also eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er da hinter steckt. Ich habe bereits alle informiert, wir suchen ihn, bevor er dich findet."

Ich atme erst einmal tief ein und aus. Das Letzte, was ich jetzt möchte, ist, dass meine Vergangenheit mich wieder einholt. „Das hat sie schon längst, du läufst mit einer Waffe durch die Schule", kommentiert meine innere Stimme. „Danke, dass du mir Bescheid gegeben hast. Er kann uns nichts tun."

„Sei trotzdem vorsichtig", bittet Carlos mich.

Nach dem Gespräch gehe ich sofort zu Ryder und berichte ihm von den Neuigkeiten, wir haben Pause.

„Wir werden ihn finden und ausschalten, egal wie", verspricht er mir.

Ich nicke und kuschele mich an ihn. Zwar weiß ich, was ich kann, aber ich weiß auch, dass ich in Panik nicht adäquat reagieren kann. Das habe ich Ryder zwar so noch nicht gesagt, aber ich glaube, nachdem er mich in der Halle gefunden hat, hat er zumindest eine Vorahnung.

„Wir fahren nächstes Wochenende gemeinsam nach Garmisch, Lara bleibt bei David."

„Ich kann aber keine Waffe im Einsatz tragen", meine ich erschrocken zu Ryder.

„Im Einsatz wirst du wahrscheinlich keine benötigen. Dennoch wäre es mir lieber, wenn du sie in irgendeiner Tasche verschwinden lassen könntest."

„Ich schaue mal, ob sie in die Hosen- oder Jackentasche passt", verspreche ich ihm. Panisch fällt mir ein, dass Tyler auch die Bergrettung rufen könnte, um mich zu entführen. Der einzige Gedanke, der mich etwas beruhigt, ist, dass wir nie alleine im Berg unterwegs sind.

„Babe, es wird alles gut", beruhigt mich Ryder, der mich mit seinen muskulösen Armen noch fester an sich heran drückt.

„Was machen wir dieses Wochenende?", frage ich ihn.

„Was möchtest du denn?", stellt er die Gegenfrage.

„Normal weiter machen. Wenn ich mich jetzt verstecke oder gar wir beide, hätte er sein Ziel erreicht."

„Das heißt wohl Party", meint Kristine, die gerade an uns heran tritt.

Ryder und ich müssen lachen. „Ok, wann und wo?"

„Bei Dirk heute Abend. Wo sollen wir uns fertig machen?", fragt sie nun mich. „Ich kann gerne wieder zu euch kommen."

„Das wäre mir Recht", meint Ryder.

„Wenn's für dich ok ist", füge ich hinzu.

„Na klar. Aber glaub mir Ryder, Paddy und ich sind nicht von schlechten Eltern. Wir können uns gut wehren."

Ryder wirkt neugierig. „Du kickboxt nicht, oder?"

„Doch, aber ich bin bei weitem nicht so gut wie Paddy. Ich nehme lieber Messer und Waffen. Meine Trefferquote ist verdammt hoch." Zum Ende hin wird sie immer leiser, damit es niemand hört.

„Oh ok", staunt er.

Wenige Stunden nach dem Gespräch machen Kristine und ich uns für die Party fertig. Wir haben uns beide für enge Jeanshosen und Tops mit Schößchen entschieden. So können wir unsere Waffen tragen, ohne dass es auffällt. Anschließend schminken wir uns normal und Kristine macht mir eine schöne Hochsteckfrisur. Ihre Haare lässt sie offen fallen, wir haben sie nur geglättet.

Paddy, ist Liebe berechenbar?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt