Hoffnung

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Ich wache aus einem unruhigen Schlaf wieder auf. Ich spüre zwar, dass ich nicht alleine bin, aber auch, dass nicht mein Freund bei mir ist. Verschlafen und verwirrt öffne ich die Augen und sehe zu meiner Überraschung Kyle.

„Wie geht es dir?", fragt er mich.

„Wo ist Ryder?", stelle ich ihm die Frage, die mich am meisten interessiert, ohne seine zu beantworten.

Kyle seufzt. „Ryder musste dringend weg und hat mich gebeten, mich um dich zu kümmern. Also wie geht's dir?"

„Beschissen", antworte ich ihm ehrlich. „Ich bin immer noch müde, fühle mich schuldig, dreckig, keine Ahnung, beschissen eben."

„Dass du noch müde bist, wundert mich nicht, Ryder hat dir eine Tablette gegeben. Ich kann mir vorstellen, warum du dich so fühlst, aber du bist nicht schuld. Andreas hat sich dazu entschieden das Leben des Mädchens über seins zu stellen. Du kannst nicht das Doppelte von deinem Gewicht sichern. Wenn er sich nicht abgeschnitten hätte, wären beide in die Tiefe gestürzt, weil du sie nicht hättest halten können. Deine Hände waren so schon wund gescheuert." Kyle spricht ganz ruhig, aber bestimmt.

Erst jetzt bemerke ich, dass meine Hände verbunden sind. „Wer hat die...?" Ich breche ab und halte stattdessen nur meine Hände nach oben.

„Ryder hat sie versorgt", beantwortet er meine Frage. „Du hast getan, was du tun konntest. Andreas hat nicht nach Vorschrift gehandelt, du hast nur versucht beide zu retten. Andreas hätte nie so zu dem Mädchen klettern dürfen. Das war unprofessionell."

„Versucht ja, aber nicht geschafft. Was, wenn er auch stirbt? Wie der Vater meiner Bekannten?", frage ich ihn verzweifelt.

„Wir hoffen alle, dass er es schafft, aber ich kann es dir nicht versprechen."

Irgendwie weiß ich, dass Kyle Recht hat, er sagt dasselbe wie Ryder, Tobias und Andreas selbst. Dennoch fühle ich mich nicht gut und Tränen bahnen sich wieder den Weg über meine Wange. Kyle wischt sie mit dem Daumen weg und nimmt mich in den Arm. Es tut gut. Auch wenn Ryder mein fester Freund ist, so ist Kyle dennoch ein guter Freund. Ich spüre, wie meine Lieder wieder schwer werden.

„Schlaf noch bisschen", flüstert Kyle mir zu.

Ich werde von Stimmen geweckt, doch meine Augenlieder sind noch zu schwer, um sie zu öffnen. Ich bin jedoch nicht überrascht, dass ich von leisem Flüstern geweckt worden bin, ich wache immer auf, wenn jemand spricht oder leise herum schleicht. Meine Mutter hat mal zu mir gesagt, ein Einbrecher hätte keine Chance, wenn er leise wäre, nur wenn er Krach machen würde. Damit hat sie Recht, laute Geräusche wecken mich nicht.

„Du hast doch gesagt, ich solle bei ihr bleiben." Ich kann die Stimme Kyle zuordnen.

„Aber doch nicht so." Diesmal spricht Ryder, ich kann Wut in seiner Stimme hören.

Ich frage mich, wieso er wütend auf Kyle ist, doch im nächsten Moment kann ich es mir denken. Ich liege eng an Kyle gekuschelt. Noch ein Grund, warum ich jetzt nicht meine Augen aufmachen sollte.

„Hör mal zu, sie war beziehungsweise ist noch immer fertig mit den Nerven. Da hilft auch keine Schlaftablette. Ich bin immer noch ein Freund von ihr und habe daher auch das Recht, sie in den Arm zu nehmen. Dass sie dann wieder eingeschlafen ist, kann ich nichts dafür", beschwert sich Kyle bei Ryder.

Dieser schnaubt. „Und du willst nicht mehr von ihr?"

Ich muss mich zusammenreißen ruhig weiter zu atmen. Ehrlich gesagt, weiß ich immer noch nicht, warum mir Kyle damals half, Ryder eifersüchtig zu machen.

Paddy, ist Liebe berechenbar?Where stories live. Discover now