Kapitel 9

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Das Geräusch von Regen,der heftig gegen das Fenster prasselte,ließ Akaashi wieder in die Realität zurückkehren.
Er sah sich müde um,beruhigte sich aber schnell,als seine Erinnerung zu ihm zurückgekehrt war.
Er war für einen kurzen Moment eingenickt,die Arme verschränkt und den Kopf auf einem dicken Kissen ruhen lassend.
Mit viel Mühe setzte er sich auf,um Bokuto anzusehen.

Der Film lief schon über zwei Stunden,und Bokuto lag auf seiner Seite,zusammengerollt und die Decke umklammernd mit der geringen Kraft,die er noch hatte.
Seine Augen waren halb geschlossen und klebten auf dem Bildschirm,sein Gesicht war emotionslos.
Es sah fast so aus,als ob er schlief.

"Bokuto?" Akaashis Stimme war benommen.

Langsam rollten seine gelben Augen zur Seite,um Akaashis Blick zu fangen.
Er drehte seinen Kopf schwach und seinen Körper mit.

"Ed tut mir leid. Ich habe diesen Film so oft gesehen,dass ich tatsächlich eingeschlafen bin."
Akaashi wischte sich mit einer Hand über das Gesicht.

"Muss dir nicht leid tun." Bokuto lächelte.
"Es ist dein Haus. Du schläfst,wann du willst."

"Nicht wenn ich einen Besucher habe."

"Es ist in Ordnung. Ich bin schließlich nicht nur ein Besucher. Wir sind Freunde." Bokutos Kopf lehnte sich zu Seite und er lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf den Film.
"Du warst ungefähr eine Stunde am Schlafen."

Akaashi seufzte schwer.Er rieb sich den Nacken.

"Ich beneide dich. Ich wünschte ich könnte wieder so schlafen."

Schuldgefühle sprudelten in Akaashis Brust.
Er hatte erkannt,wie unhöflich das war,als er so leicht vor einer Person einschlief,deren größter Kampf genau das war.

"Wie...unempfindlich von mir..."
Er runzelte die Stirn und ärgerte sich über sich selbst.

"Mach dir keine Gedanken darüber."
Bokuto bewegte sich,als er sich hinlegte
und ein Bein ausstreckte,um Akaashi zu treten.
"Der Film hat mir Gesellschaft geleistet. Er ist sehr gut. Etwas verwirrend,aber gut. Ich muss ihn mir noch einmal ansehen."

Seltsam. Bokuto war so seltsam.
Er schien von vielen Dingen unbeeindruckt zu sein und offen über andere zu sein,wobei ihm Sätze herausplatzten,die nicht viele Gedanken hinter sich zu haben schienen.
Akaashi bezweifelte,dass er Bokuto jemals wieder bei sich haben würde.
Als er ihn sagen hörte "Ich muss ihn mir noch einmal ansehen",passte es nicht so gut zu ihm.

Akaashi beschloss über etwas anderes zu reden.
"Bist du Müde?"

"Erschöpft." Bokuto antwortete ehrlich.

"Schließe vorerst deine Augen."
Akaashi erhob sich mit viel Mühe aus dem Bett und stand auf.
"Ich hole uns etwas Wasser."
Er verließ schnell den Raum und ließ Bokuto alein.

Nach einigen Sekunden war er zurückgekehrt,um zu sehen,dass Bokuto seine Position im Bett völlig geändert hatte.
Er lag auf dem Rücken,den Kopf auf einigen von Akaashis Kissen legend.
Seine Hände ruhten auf seinem Bauch,die dunkle Decke umgab ihn von hinten,rutschte aber grade so weit ab,dass sein Körper freigelegt wurde.
Sein Kopf lehnte am Bett,sackte zur Seite und wandte sich von Akaashi ab.

Wenn er es nicht besser gewusst hätte,hätte Akaashi wieder gedacht,dass Bokuto bereits fest eingeschlafen wäre.
Er nährte sich schweigend seinem Bett.
Der Raum war dunkel,abgesehen von dem sanften orangefarbenen Schimmer,den seine Lampe ausstrahlte.

Er stellte die Getränke ab und schlurfte ins Bett,als wollte er den anderen nicht wecken.
Er lag auf dem Rücken und starrte in die Decke.

Für eine Zeit wurden keine Worte ausgetauscht,was für immer schien,bevor Akaashi sprach.

"Wie fühlt es sich an?
Nicht schlafen zu können?"

Bokuto zögerte bevor er antwortete.
"Schrecklich."
Er drehte seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung und sah jetzt Akaashi an.
"Ich kann meine Augen tagsüber kaum offen halten und nachts kaum geschlossen halten."
Er schnaubte vor lachen.

"Frustriert es dich?"

"Am Anfang schon,als ich nicht verstand warum. Aber jetzt finde ich mich damit ab."
Eine Hand griffe nach seinen eigenen unordentlichen Locken.
"Ich vermisse es trotzdem.
Schlafen. Träumen."

Akaashi beobachtete Bokuto und hörte sich jedes Wort an,das er sagte.

"Ich hatte auch einige verrückte Träume. Besonders vor bestimmten Volleyballspielen."
Er lachte wieder,diesmal lauter.
"Ich habe geträumt,dass ich einen Spike vermasselt habe,und dann bin ich wütend aufgewacht und mir ständig gesagt,dass ich der Beste bin."

"Denkst du immer noch,dass du der Beste bist?"
Seine Smaragdgrünen Augen suchten in Bokutos eignen nach einer Antwort.

Er seufzte seine Worte mit einem Grinsen. "Ja."
Danach schloss Bokuto die Augen und legte eine Hand auf die Seite seines Kopfes.
Er war offensichtlich müde und zeigte bei jeder kleinen Bewegung Anzeichen vom Erschöpfung.

Akaashi wurde still und verstrickte seine Finger auf seinem Bauch,sein Kopf entspannte sich in seinem Kissen.
Dannach tauschten die beiden keine Worte mehr aus und beendeten das Gespräch genauso plötzlich,wie es begonnen hatte.

°~In another Life~° |BokuAka| GermanWhere stories live. Discover now