Kapitel 12

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Aus nur zwei Minuten draußen waren zwei Stunden geworden.

Akaashi teilte sich eine Bank mit Kenma.
Die beiden hatten sich hingesetzt und Bokuto und Kuroo sich selbst überlassen,als sie herumwanderten und ihre Arme in ihrer lebhaften Art zu sprechen herumwedelten.
Er fand es seltsam,wie Bokuto derjenige war,der herumlief,obwohl er der Kranke war.
Er runzelte die Stirn und atmete schwer aus,seine Augen blickten nach unten.
Er starrte intensiv auf seine Knie,bevor Kenma sprach.

"Du magst es nicht,ihn so zu sehen,oder?"

Akaashi hob seinen Kopf und sah zur Seite.
Er beäugte den Blonden eine ganze Weile.
Kenma gab ihm keine Chance zu antworten.

"Ich mag es auch nicht,ihn so zu sehen.
Deshalb wollte ich nicht mitkommen.
Aber Kuroo bestand darauf."
Kenmas unbeteiligter Ton widersprach seinen Worten,aber irgendwas sagte Akaashi,dass er alles meinte,was er sagte.

"Warst du jemals mit Bokuto befreundet?"
Akaashi hob in subtilem Interesse den Kopf.

"Eher wie Bekannte. Unsere Teams standen sich oft gegenüber. Wann immer wir es taten,trafen sich Kuroo und Bokuto danach und verbrachten Zeit miteinander.
Ich bin normalerweise in der Nähe von Kuroo,also..."
Er zuckte mit wenig Energie die Achseln.
"Ich hab ihn irgendwie durch  Kuroo kennengelernt.
Er ist ein  guter Typ. Ziemlich Laut"

Bokutos sorgloses Lachen hallte über den Garten,als wollte er Kenma recht geben.

Akaashi lächelte fast.
"Also...Wie nimmst du das alles auf,wenn ich fragen darf?"

"Ich.." Kenmas Lippen verzogen sich in Gedanken.
"Ich nehme es gut auf,oder zumindestens denke ich,dass ich es gut aufnehme. Ich versuche mich zu lösen.
Ein weiterer Grund,warum ich Bokuto keine Besuche abstatten wollte."
Er sah nach unten,seine Haare hingen über seinem Gesicht.
"Es gibt etwas an Bokuto,das nicht gut zu mir passt."

Verwirrt und leicht geschockt verzog Akaashi das Gesicht.
"Stimmt etwas nicht mit ihm?
Hat er jemals etwas Schlimmes getan?"

"Meines Wissens nicht.
Aber selbst wenn er es getan hätte,habe ich das nicht gemeint."
Kenma rieb sich mit dem Ärmel die Nase.
"Es spielt keine Rolle,ob du Bokuto noch nie zuvor getroffen hast oder ob du ihn seit zehn Tagen,zehn Wochen,zehn Monaten oder zehn Jahren nicht mehr gesehen hast.
Wenn du jemals im geringsten mit ihm interagierst,wirst du daran erinnert,wie gut ein Mensch wirklich ist."

Akaashi starrte Kenma sprachlos an.

"Er ist echt freundlich und manchmal kindisch,aber das macht ihn so...sympathisch,nehme ich an.
Er zieht dich zurück. Er lobt andere,während er schreit,dass er in allem,was er tut,der Beste ist.
Es ist lächerlich."

Akaashi sah langsam weg und sah zu,wie Bokuto und Kuroo in der Ferne wieder auftauchten.
Sie waren immer noch in jenes Gespräch vertieft,was sie führten.

"Kuroo sieht jetzt glücklich aus.
Aber das war er damals nicht."
Kenma murmelte die Worte fast.
Akaashi drehte sich um,um einen Blick auf ihn zu erhaschen,aber er starrte in die Ferne,seine Augen konzentrierten sich nicht auf etwas Besonderes.
Akaashi blinzelte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Kuroo und Bokuto zu.

"Vor fünf Wochen war er in Trümmern.
Er wollte mit niemandem sprechen.
Er akzeptierte nur meine Gesellschaft.
Ich war der einzige,der bereit war,sie ihm zu geben."
Er starrte weiter,während er sprach.
"Das war,als er von der Krankheit erfuhr. Der ganze vergangene Monat war für ihn jedoch nicht anders.
Er wollte heute auch fast nicht kommen.
Niemand möchte herausfinden,dass jemand,der ihnen was bedeutet,krank ist...viel weniger mit einer Krankheit,die nicht geheilt werden kann.."

Bokuto und Kuroo unterhielten sich weiterhin lebhaft,beide außer Hörweite.

"Bokuto sieht auch immer weniger nach seinem alten Ich aus.
Er war früher dicker.
Er war früher größer als Kuroo,aber jetzt ist er derjenige,der kleiner ist.
Kuroo ist der größere.
Kuroo ist der schwerere.
Es macht keinen..."

Es macht keinen Sinn.

Akaashi presste seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen,sah nach unten und bemerkte,dass Kenma seine Finger zusammengehakt hat.
Er zog unruhig an ihnen.
Seine Hände zeigten,was sein Gesicht nicht wagte.

Akaashi dachte,es sei sicher zu sagen,dass Bokuto bereits begonnen hatte,Kenma zurück zu sich zu ziehen.
Es war eine schreckliche Sache,aber Akaashi wusste genau,dass nichts davon von Bokutos Seite beabsichtigt war.
Alles,was er tun musste,war mit jemandem zu sprechen,und in einem Augenblick würden sie wieder in Bokutos lebhafte Spielereien
verwickelt sein.

Akaashi wusste das.
Das gleiche passierte ihm vor zweieinhalb Monaten.
Wenn er gewusst hätte,dass das versenden von einfachen Textnachrichten zu täglichen Krankenhausbesuchen führen würde,hätte er seine Handynummer nie weitergegeben.
Das wollte er nicht.
Er wollte gesunde Freunde,mit denen er regelmäßig sprechen konnte,nicht einen kranken Freund,in den er persönliche und emotionale Zeit investieren musste.
Akaashi schluckte schwer,verschränkte die Hände und rieb einen Daumen über den anderen.
Er starrte Bokuto an und fand es schwierig,wegzuschauen.
Mit schwerem Herzen sprach er.

"Ich wünschte ich hätte ihn nie getroffen."

In diesem Moment wehte eine kühle Brise durch den Garten,und in der Ferne hielt sich Bokuto fest an dem burgunderfarbenen Stickschal um seinen Hals,um sich warm zu halten.

°~In another Life~° |BokuAka| GermanWhere stories live. Discover now