Kapitel 14 ~ Kleine Wahrheit

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Draco

Wütend lief ich zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Was dachte sich dieser beknackte Smith eigentlich dabei, Isabella als Schlampe zu bezeichnen? Er hatte sie doch betrogen, nicht andersrum. Wahrscheinlich war er einfach nur neidisch.

Als ich den Gemeinschaftsraum erreichte, setzte ich mich auf das Sofa und sah auf meine Hände. Die Knöchel waren ziemlich aufgeschürft, aber ansonsten hatte er mich nicht erwischt. Blaise kam schnellen Schrittes hinein. "Kannst du mir verraten, was das eben war?" Genervt verdrehte ich die Augen. "Smith ist einfach ein Arsch, der es nicht anders verdient hat."

Ungläubig setzte Blaise sich auf den Sessel. "Also, wir sind zwar Slytherins, aber grundlos auf andere Leute loszugehen, das hab ich jetzt auch noch nicht erlebt." "Grundlos?" Ich wurde schon wieder wütend. "Er hat sie als Schlampe bezeichnet!" Plötzlich fing Blaise an zu grinsen. "Achso, jetzt verstehe ich. Du stehst auf Gabott."

Entsetzt sah ich ihn an. "Spinnst du?" "Na, warum solltest du sie sonst so verteidigen? Ist sie so gut im Bett?" Warum musste Blaise eigentlich immer nur daran denken? "Keine Ahnung, frag sie selbst." Ich wollte aufstehen und zum Schlafsaal gehen, doch er hielt mich auf. "Vielleicht sollte ich es auch einfach selbst ausprobieren."

Wütend starrte ich ihn an. "Wage es ja nicht." Er grinste nur und schüttelte den Kopf. "Wenn du es geheim halten willst, solltest du vielleicht nicht so ausflippen." Mit diesen Worten stand er auf und ließ mich allein auf dem Sofa zurück. Ich raufte mir die Haare. Was hatte Isabella nur mit mir gemacht? Ich musste dringend an was anderes denken. Sie brachte mich um den Verstand und vor allen Dingen brachte sie mich von meiner Aufgabe ab.

Genau in diesem Moment kam Parkinson mit ihrer Gefolgschaft rein. Sofort stand ich auf und zog sie am Handgelenk mit zum Schlafsaal. Pansy grinste mich an. "Oh Draco, was tun wir denn hier?" Am liebsten hätte ich die Augen verdreht. Was würden wir wohl in dem Schlafsaal machen? Schnell drückte ich sie aufs Bett und lehnte mich über sie. Ich brauchte einfach dringend die Ablenkung.


Abends ging Parkinson endlich aus dem Zimmer. Wie sehr mich dieses Mädchen nervte. Aber sie war eine gute Ablenkung. Und trotzdem machte sich ein schlechtes Gewissen in mir breit. Isabella und ich waren zwar nicht zusammen, doch trotzdem hatte sich etwas entwickelt. Wie konnte ich nur so dumm sein? Wenn Isabella das erfuhr, würde sie wohl nie wieder mit mir reden.

Seufzend stand ich auf, zog mir meine Sachen an und machte mich auf den Weg nach draußen. Ein wenig frische Luft würde mir bestimmt gut tun. Also lief ich raus und direkt an den See. Dort ging ich öfters hin, vor allem wenn ich gerade keine Lust auf andere Menschen hatte. Doch dann sah ich sie. Isabella saß am Ufer des Sees und ihr Körper bebte. Sie weinte.


Isabella

Ich musste ganz dringend aus dem Gemeinschaftsraum raus, sonst würde ich durchdrehen. Hier drin konnte ich kaum atmen. Also machte ich mich unter Tränen auf den Weg nach draußen. Bedacht darauf, nicht von Mr. Filch oder Mrs. Norris entdeckt zu werden, schlich ich nach draußen und lief zum See. Hier war ich immer, wenn ich nachdenken musste. Ich setzte mich ans Ufer und schlang meine Arme um meinen Körper. Warum hatte ich denn auch keine Jacke mitgenommen?

Es war schon ziemlich kalt draußen und ich hatte die Vermutung, dass es bald schneien würde. Ich starrte gedankenverloren auf die Weiten des Sees und ließ meinen Tränen freien Lauf. Wenn meine Freunde schon nur bei diesem kleinen Teil der Wahrheit so reagierten, was würden sie dann tun, wenn sie alles wüssten? Seufzend sah ich auf das dunkle Wasser vor mir, in dem der Mond glitzerte.

Plötzlich vernahm ich Schritte hinter mir. Schnell stand ich auf und wollte mich hinter einem Baum verstecken, als ich seine blonden Haare entdeckte. Draco. Langsam bahnte er sich seinen Weg zur mir, doch ich wich instinktiv zurück, als ich seine blutigen Knöchel sah. Verzweiflung blitzte in seinen Augen auf, doch er hielt etwas Abstand zwischen uns. "Kannst du auch nicht schlafen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Hab es nicht mal probiert. Und was ist mit dir?" Er schüttelte leicht den Kopf und starrte auf den Boden. "Ich wollte vorher mit dir reden."

Seufzend sah er mich an. "Isabella, das was heute Nachmittag passiert ist, tut mir wirklich Leid. Aber als er dich so genannt hat, sind alle Sicherungen durch gebrannt." Ich nickte nur. "Trotzdem hättest du dich besser unter Kontrolle haben müssen." Wieder rollte eine Träne hinunter. Langsam hatte ich es satt, zu weinen. "Ich weiß. Aber ich konnte es nicht darauf beruhen lassen. Er muss die Konsequenzen dafür tragen, dass er ein Arschloch ist." Das brachte mich leicht zum Lächeln.

Eine Weile sagte niemand von uns etwas. Wir sahen einfach nur auf den See. Langsam fror ich wirklich und zitterte leicht. Draco schien dies zu bemerken. Er kam vorsichtig auf mich zu, und als er begriff, dass ich nicht mehr zurück weichen würde, zog er seine Jacke aus und legte sie über meine Schultern. Zusätzlich legte er einen Arm um mich und zog mich an ihn. "Warum bist du ohne Jacke hier draußen?" Ich fühlte mich so wohl in seinen Armen, dass ich kurz vergaß, ihm zu antworten. "Ich habe mich mit den anderen gestritten..."

Er seufzte. "Wegen mir?" Nickend stimmte ich ihm zu. "Ich hab ihnen nur vom Lernen und von einem Kuss erzählt und Hermine war so enttäuscht, dass sie nicht mehr weiter mit mir reden konnte." Bei dem Gedanken zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Ich wollte meine beste Freundin nicht verlieren. "Sie beruhigt sich bestimmt auch wieder. Außerdem können sie es dir doch nicht vorschreiben." Er zog mich etwas näher an sich ran und gab mir einen Kuss auf mein Haar. "Sie hassen mich." Ich murmelte es nur, doch trotzdem hörte er es. "Isabella." Er drehte mich so, dass ich seine wunderschönen Augen sehen konnte. "Man kann dich gar nicht hassen. Sie brauchen einfach nur Zeit."

Ich konnte nicht anders und überbrückte den Abstand zwischen uns. Seine Lippen auf meinen ließen meinen Körper erhitzen. Ich spürte keine Kälte mehr. Es war, als würden mich seine Küsse heilen. Draco zog mich noch näher an sich und nahm mich dann in den Arm. "Danke", murmelte ich an seine Brust. Ich hörte sein Herz schneller schlagen und ich war froh, dass es ihm so ging wie mir.

Nach einer Weile unterbrach er die angenehme Stille. "Wir sollten langsam wieder reingehen. Es wird immer später." Seufzend nickte ich und lief mit ihm zum Schloss zurück. Er ging ein Stück vor mir. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich in Draco Malfoy verlieben würde. Doch die Gefühle wurden immer stärker und ich konnte es nicht mehr leugnen. Ich hoffte nur, dass er genauso fühlte.

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