Kapitel 60 ~ Das Ende

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Alles war weiß. Nichts war zu hören. Es herrschte Stille. Ich sah mich um, doch weiterhin blieb alles weiß. "Hallo?" Wie ein Echo prallte meine Stimme an den Wänden ab. Ich lief einfach geradeaus, doch alles sah gleich aus. War ich nun wirklich tot? Fühlte es sich so an? War man alleine in einer weißen Welt gefangen? Weiter hinten in dem Raum sah ich ein grelles Licht, welches immer größer wurde. Vielleicht musste ich dort hinein gehen. Ich setzte meinen Weg dorthin fort, doch wurde am Handgelenk festgehalten. Ich erschreckte mich zu Tode (welch Ironie) und drehte mich um. "Hallo, Kleines." Ich blinzelte ein paar Mal, doch Fred blieb vor mir. Er war es. Sofort umarmte ich ihn und ließ den Tränen freien Lauf. "Es tut mir so Leid!" Fred strich mir beruhigend über den Rücken. "Es ist alles gut. Mir geht es gut." Ich löste mich von ihm und er lächelte mich an. "Es war nur nicht geplant, dass du hier auch landest." "Ich bin tot, oder?" "Nicht ganz. Du bist in einer Zwischenwelt. Erst, wenn jeder deinen Tod akzeptiert hat, wirst du durch das grelle Licht da vorne geführt. Tonks und Remus haben es schon geschafft."

Meine Halskette pulsierte warm an meinem Körper. Es war Draco, der meinen Tod nicht akzeptierte. Ich griff danach. Sie war unglaublich heiß. Fred starrte zur Kette. Sie begann zu leuchten. "Ich verstehe." Fragend sah ich ihn an. "Was denn?" "Die Kette. Sie beschützt dich vor allem Bösen." Verwirrt schüttelte ich den Kopf. "Nein. Sie ist nur eine Verbindung zu Draco." "Das dachtet ihr wohl beide. Er hat das passende Gegenstück, oder?" "Ja. Einen Ring." Fred nickte, sein Lächeln war breiter als erwartet. "Du stirbst nicht. Ich habe von solchen Schmuckstücken gelesen. Sie verbinden dich mit deinem Seelenverwandten. Wenn er oder du stirbst und ihr beieinander seid, könnt ihr frei entscheiden, ob ihr gehen wollt oder nicht." Verwundert schnappte ich nach Luft. "Du kannst einfach wieder die Augen schließen und leben." "Aber... du?" "Mir wird es gut gehen." Er nahm meine Hand. "Sag George, dass er es akzeptieren muss. Er darf trauern, aber er muss meinen Tod realisieren." Ich umarmte ihn. "Wir werden dich nie vergessen, Fred." "Das hoffe ich doch." Er grinste, doch ich wusste, wie weh es ihm tat. "Sei bitte für George da, ja?" "Natürlich. Er wird nicht alleine sein." Fred umarmte mich noch einmal und lächelte mich an. "Danke. Wir sehen uns wieder." Nickend unterdrückte ich die aufkommenden Tränen. "Ich hab dich lieb Fred. So sehr."

Draco

Um mich herum waren Stimmen, doch ich nahm keine davon wahr. Mein Blick lag nur auf dem leblosen Körper vor mir. Ich fiel auf die Knie, schrie immer wieder ihren Namen, doch sie regte sich nicht. Granger kniete sich auf die andere Seite, drückte ihre Hand, fühlte ihren Puls. Tränen liefen über meine Wangen und purer Hass entwickelte sich. Longbottom erzählte gerade irgendwas, es interessierte mich aber nicht. Isabella war tot. Er hatte sie ermordet. "Draco, sie ist tot. Du musst sie los lassen." Mit verschleiertem Blick sah ich zu Granger. "Nein. Sie stirbt nicht. Isabella wird nicht sterben." Mitleidig legte sie mir eine Hand auf die Schulter. Auch in ihren Augen brannten die Tränen. Wieder nahm ich Isabellas Hand. "Isabella, ich weiß, du bist da noch irgendwo. Bitte komm zu mir zurück. Ich schaff es nicht ohne dich." Immer mehr Schluchzer überfielen meine Körper, doch es war mir egal.

"Dein Ring." Granger starrte geschockt darauf. Er leuchtete und pulsierte an meinem Finger. Das selbe geschah mit Isabellas Halskette. "Was ist das?" Ich zuckte nur mit den Schultern, unfähig einen anständigen Satz herauszubringen. Plötzlich begannen Isabellas Lider zu flattern. "Bella?" Granger sah geschockt zu Isabella. Mein Gesichtsausdruck glich wahrscheinlich ihrem. Dann öffnete sie ihre wunderschönen grünen Augen und blickte mich direkt an. "Draco?" Vor Erleichterung schossen mir wieder Tränen in die Augen, aber es konnte mir nicht gleichgültiger sein. "Isabella. Du lebst." Ich half ihr, sich aufzusetzen und zog sie sofort an mich. "Du hast mich gerettet.", flüsterte sie mir zu. "Was?" "Die Halskette. Lange Geschichte. Ich bin nur froh, hier zu sein." Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und zog sie nach oben. Erst jetzt bemerkte ich, dass der Kampf wieder begonnen hatte. "Ist das Potter?" Isabella sah in die Richtung, in die ich starrte und ließ einen Freudenschrei los. "Er lebt!" "Bella!" Granger umarmte Isabella stürmisch. "Du lebst." Isabella nickte und lächelte ihre beste Freundin an. "Aber, wie?" Isabella schüttelte den Kopf. "Lange Geschichte und nicht der richtige Zeitpunkt." "Okay. Wir sollten rein. Er wird nicht ruhen, bis er uns alle getötet hat." Wir nickten beide und liefen Granger hinterher.

Isabella

Mir war zwar noch etwas schwindelig, aber ich war am Leben. Ich hatte Dracos Hand fest in meiner, während wir gemeinsam gegen die Todesser kämpften. Wäre um uns herum kein Krieg, wäre ich fast glücklich. Ich konnte mich von meinem besten Freund verabschieden, ihm noch einmal sagen, wie sehr ich ihn lieb hatte. Gemeinsam suchten wir nach der Schlange, Nagini, um sie zu töten und Voldemort damit endgültig zur Strecke zu bringen. "Draco!" Die unverkennbare Stimme von Lucius Malfoy drang zu uns. Wir drehten uns gleichzeitig um. "Wir müssen gehen, Draco. Flüchten. Sie werden uns festnehmen." Narcissa sah ihren Sohn sorgenvoll an. "Nein, ich lasse Isabella nicht allein." "Sohn, du kommst mit!" Narcissa legte ihrem Mann beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Draco, du wirst zurückkehren, aber jetzt müssen wir hier weg. Immer mehr Auroren sind auf dem Weg hierher. Sie werden jeden Todesser nach Askaban verbannen." "Nein." Dracos Stimme blieb fest, obwohl seine Hand in meiner zitterte. Ich drehte mich zu ihm. "Draco, du musst gehen." "Was? Nein. Ich verlasse dich nicht mehr!" Sanft strich ich ihm über die Wange. "Es ist okay. Du wirst wieder kommen, sobald du freigesprochen wurdest. Du wirst sehen, ganz bald sind wir wieder zusammen." In Dracos Augen glitzerten Tränen, doch er blinzelte sie weg. "Geh mit deinen Eltern. Bring dich in Sicherheit. Ich warte hier auf dich." Ich drückte meine Lippen auf seine und wir verfielen in einen langen Kuss, ohne darauf zu achten, dass seine Eltern uns zusahen. "Ich liebe dich, Isabella Gabott." "Ich liebe dich, Draco Malfoy." Er drückte noch einmal meine Hand, bevor er Hogwarts gemeinsam mit seinen Eltern verließ.

Die aufkommenden Tränen blinzelte ich weg und sah mich nach Hermine um. Geschockt stellte ich fest, dass die Schlange auf Ron und Hermine zu raste. Meine Augen weiteten sich, mein Zauberstab fest in der Hand und bereit, einen Fluch auf sie zu hetzen. Doch bevor ich etwas derartiges tun konnte, wurde der Schlange der Kopf abgeschlagen. Neville stand schwer atmend daneben, mit dem Schwert Gryffindors in der Hand. Vor Erleichterung musste ich lachen. Ich rannte auf Neville zu und umarmte ihn. "Du hast es geschafft!" Neville stand völlig perplex vor mir, während auch Ron und Hermine ihn beglückwünschten. "Neville, du hast uns alle gerettet!" Von draußen hörten wir einen markerschütternden Schrei. Alle rannten wir nach draußen, nur um gerade noch zu sehen, wie Voldemort leblos zu Boden ging. Harry kniete etwas weiter weg von ihm, schwer atmend aber mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Hermine atmete erleichtert aus, was ich ihr gleich tat. Endlich war es geschafft. Voldemort war besiegt.

Ich stand vor den Trümmern Hogwarts und half einigen Lehrern, die Schäden zu beseitigen. Es half, die Gedanken an alles andere zu verbannen. Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, dass Draco weg war. Und niemand konnte wissen, wann er zurück kam. Es konnten Wochen sein, genauso gut aber auch Jahre. Aber ich war mir sicher, dass er zurück kommen würde. Anders, als Fred oder Tonks und Remus. Oder all die anderen, die in diesem Krieg ihr Leben lassen mussten. Traurig ließ ich meinen Zauberstab sinken und setzte mich auf einen der Steine. Mir wurde schmerzlich bewusst, dass Voldemort zwar besiegt war, wir aber solch schrecklichen Verluste erlitten hatten, dass ich mich nicht mal richtig freuen konnte. Mein Blick ging zu Boden und ich versuchte, die Tränen zu unterdrücken, doch sie liefen trotzdem meine Wange hinab. Ich spürte, dass sich jemand neben mich setzte und sah auf. Es war George. Seine Augen waren rot vom vielen Weinen und sein Blick war traurig und erschöpft. Er legte mir einen Arm um die Schulter. "Wir haben es geschafft." "Ja, aber zu welchem Preis?" George nickte. "Zu einem sehr hohen. Leider." Seine Stimme brach und er wischte sich schnell die Tränen weg. "Vor mir musst du deine Tränen nicht verstecken. Aber George," ich nahm seine Hand in meine, "Fred geht es gut. Aber wir alle müssen akzeptieren, dass er tot ist. Erst dann kann er in Frieden gehen." George blickte mich verwundert an, sodass mir bewusst wurde, dass er nichts über das Treffen mit Fred in der Zwischenwelt wusste. "Als der Todesfluch mich getroffen hatte, war ich in einer Art Zwischenwelt. Ich habe Fred getroffen." Er sog scharf die Luft ein. "Und er meinte, er kann erst gehen, wenn jeder seinen Tod akzeptiert hat. Glaub mir, es geht ihm gut." George nickte. "Okay." "Du darfst trauern. Nur ist es doch schöner zu wissen, dass er seinen Frieden gefunden hat." "Du hast Recht." Georges Stimme klang erstickt und er schniefte. "Ruhe in Frieden, Bruder."

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