Kapitel 71 ~ Es soll weg

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Draco

Es machte mich fertig, von Isabella weg zu gehen. Sie einfach stehen zu lassen. Doch derzeit machte mich alles fertig. Alles, was ich wollte, war zurück nach Hause zu gehen und nie mehr raus zu kommen. Ich hatte mir Hogwarts schlimm vorgestellt, aber dass Parkinson, Crabbe und Nott mich so hassen würden, hätte ich nicht gedacht. Isabella bekam den Großteil nicht mal mit. Und ich hoffte für Blaise, dass dies auch so blieb. Sie sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen. Und dann war da auch noch dieser nervige Weasley. Was dachte er sich eigentlich dabei, sie zu küssen? Erst füllt er sie ab, dann küsst er sie? Das Spiel, welches er spielte, ging mir langsam gehörig auf die Nerven. Er konnte froh sein, dass er Lehrer war, sonst hätte ich ihn längst verflucht. "Da sitzt er wieder, der schwache Malfoy. Wo ist deine heiße Freundin?" Nott stellte sich in mein Blickfeld, gefolgt von Pansy. "Das geht dich gar nichts an." "Hat sie dich endlich verlassen?" Pansy grinste verschwörerisch. "Nein. Und jetzt geht mir nicht auf die Nerven." Ich wollte aufstehen und raus aus diesem Gemeinschaftsraum. Ich hasste es hier drin. "Wohin denn so eilig?" Nott drückte mich wieder zurück auf das Sofa. "Fass mich nicht an!" Wütend stand ich auf und stieß ihn gegen die Brust. "Oho, Malfoy wird aufmüpfig? Darfst du dir das überhaupt erlauben?" Er wusste genau, dass ich mir nichts mehr erlauben durfte. Das hatte McGonagall glasklar gemacht. "Verpisst euch einfach, okay?" Ich schob mich an den zweien vorbei, doch Pansy griff nach meinem linken Arm und zog meinen Ärmel nach oben. "Ekelhaft." Mit zusammengebissenen Zähnen entzog ich ihr meinen Arm. "Das du dich nicht schämst. So viele Menschen, die gestorben sind, nur weil der kleine Malfoy seinen Daddy stolz machen wollte." "Es wäre besser gewesen, du stirbst! Die Welt wäre jetzt ein Stück besser." Nott grinste, offenbar stolz auf diesen Spruch. Ich starrte sie noch einmal wütend an, bevor ich den Gemeinschaftsraum verließ.

Auf dem Weg nach draußen lockerte ich die Krawatte und atmete hektisch. Ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen und ließ mich an einer Wand hinab gleiten. Diese Hasstiraden gingen mir langsam an die Nerven. Jedes Mal konnte ich kaum noch gerade denken, wenn wieder mal ein Spruch kam. Der kalte Boden tat gut und langsam beruhigte sich mein Atem wieder. Angstschweiß stand auf meiner Stirn und mir war speiübel. Außerdem war mir schwindelig. Schnell schaute ich mich nach etwas um, in das ich mich übergeben konnte, doch mir blieb nichts anderes übrig, als zur Toilette zu rennen und zu hoffen, dass es so lang drin blieb. Zum Glück war auf dem Stockwerk das verlassene Jungsbad, wo nur die Maulende Myrthe ab und zu war. Ich eilte in eine der Kabinen und würgte alles heraus. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt und ich stütze mich an der Toilette ab, um aufzustehen. Warum ließ ich die Wörter auch so sehr an mich ran? Warum konnte ich nicht einfach nur Isabella hören? Isabella. Ich brauchte sie. So dringend. Auf wackeligen Beinen lief ich zum Waschbecken und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Dann sah ich in den Spiegel. Überrascht war ich nicht. Schon eine Weile sah ich wieder so aus wie damals, im sechsten Schuljahr. Wütend und irgendwie auch traurig starrte ich auf das Mal auf meinem Arm. Pansy hatte in einem Punkt Recht. Es war ekelhaft. Mutter vermutete zwar, dass es mit der Zeit verschwinden würde, doch bisher sah man es noch in seiner ganzen Pracht. Angeekelt sah ich weg, doch mein Blick glitt wieder hinab. Ich schluckte und beschloss, dass es weg musste.

Isabella

Ich hasste es, mit Draco zu streiten. Jeder meiner Fehler war mir bewusst und ich wollte sicherlich nicht, dass es endete. Meine Liebe zu Draco war nur noch stärker als früher. Ich musste Charlie endlich davon überzeugen. Nur leider verbrachte er das Wochenende nicht in Hogwarts, sodass ich mich bis Montag gedulden musste. Trotzdem wollte ich es so schnell wie möglich mit Draco klären. Das Jahr sollte schön werden, für uns beide. Also machte ich mich auf den Weg zu den Kerkern. Ich hoffte, ihn dort irgendwo zu finden. Natürlich kamen mir in diesem Moment Nott und Parkinson entgegen. Sie grinsten fies, doch ignorierten mich gekonnt. Verwirrt sah ich ihnen hinterher. Warum waren sie so komisch? Hatten sie Draco etwas angetan? Panik überfiel mich und ich rannte quasi zum Slytherin Gemeinschaftsraum. Kurz davor rammte ich volle Kanne in eine Person. "Woah, Bella. Alles okay?" Blaise half mir auf. "Wo ist Draco?" "Keine Ahnung. Ich dachte, er wäre vielleicht bei dir." Besorgt schüttelte ich den Kopf. Ich traute Pansy und Theo mittlerweile alles zu, weswegen ich wirklich hoffte, Draco würde jeden Moment um die Ecke kommen. Als ich Schritte hörte, atmete ich erleichtert auf, doch als ich Professor McGonagall mit besorgtem Gesichtsausdruck erblickte, rutschte mein Herz nach unten. "Sie beide sollten sofort mitkommen."

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich bemerkte, dass sie uns zum Krankenflügel führte. Sollten Nott und Parkinson Draco wirklich etwas angetan haben? Auch Blaise sah besorgt aus. "Warten Sie kurz hier." Wir nickten und McGonagall trat durch die Tür. "Hey, Bella. Vielleicht sind wir nur wegen Schulsprecherangelegenheiten hier." "Das glaubst du doch selbst nicht. Es geht um Draco. Ich kann es spüren." Blaise seufzte und setzte sich auf die Fensterbank. "Das mit Charlie hat ihn wirklich verletzt." Mein Blick ging zu Boden. "Ich weiß. Keine Ahnung, warum ich das überhaupt gemacht habe." "Du liebst Draco, oder?" Nun sah ich Blaise doch an. "Natürlich. Mehr als alles andere." Blaise nickte. Als ich noch etwas erwidern wollte, kam schon McGonagall nach draußen. Wir beide sahen sie erwartungsvoll an. Hinter ihr trat auch Madam Pomfrey aus der Tür, ihr Gesicht mit tiefen Falten bedeckt. Ich schluckte und versuchte, die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken. Noch wussten wir nichts. Es konnte etwas ganz harmloses sein. Madam Pomfrey kam auf uns zu. "Ich muss sie nun etwas ernstes fragen und ich erwarte eine ehrliche Antwort." Wir nickten. "Seit wann ist Mr. Malfoy so labil? Was könnte ihn veranlassen, sich selbst zu verletzen?" Um mich herum wurde plötzlich alles stumm, alles drehte sich und kein Wort kam aus meinem Mund. Selbstverletzung? Draco? Ich sackte auf die Knie und schnappte nach Luft. Blaise und Madam Pomfrey waren sofort an meiner Seite. Erst jetzt spürte ich die Tränen auf meinen Wangen. "Draco hat sich selbst verletzt?" Blaise sprach das aus, was ich dachte, während ich schluchzend in seinem Arm lag. Madam Pomfrey nickte: "Er hat versucht, sein dunkles Mal aus seinem Arm zu schneiden. Mr. Longbottom hat ihn gefunden und hier her gebracht. Mr. Malfoy hätte verbluten können." Ich spürte die Übelkeit in mir aufsteigen. "Das ist wegen Pansy, Crabbe und Theodore Nott. Die drei haben es auf Draco abgesehen." Meine Stimme war nur ein Krächzen, doch McGonagall nickte verständnisvoll und lief mit einem "Ich werde mich darum kümmern" davon. Langsam trockneten meine Tränen und ich wollte nur noch zu Draco. "Kann ich zu ihm?"

Draco lag in dem Bett ganz hinten im Raum. Seine Augen waren geschlossen und sein Atem war ruhig. Sein linker Arm war bandagiert, etwas Blut war darauf zu sehen. Vorsichtig nahm ich seine Hand in meine und strich darüber. Sein Gesicht war fahl. Ich ließ mich auf einen Stuhl neben ihn fallen und versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken. Draco bedeutete mir so unglaublich viel. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich jemanden so sehr lieben könnte. Doch Draco war der Eine. Der, mit dem ich alles erleben wollte. Heiraten, Kinder kriegen. Alles. Erst nachdem ich ihn fast verloren hatte, wurde mir dies alles bewusst. Für diesen Mann vor mir würde ich alles tun. Seine Hand zuckte, was mich aus meinen Gedanken riss. Leicht öffnete er die Augen und sah sich um. Erleichtert ließ ich einen Schluchzer entweichen. Sofort lag sein Blick auf mir. Die Tränen liefen mir wieder über die Wangen, doch es war mir egal. "Hi." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Draco drückte meine Hand und lächelte schief. "Hey.", krächzte er. Ich reichte ihm ein Wasserglas, welches er in einem Zug leerte. Dann starrte er auf den Verband. "Draco, sieh mich an." Er zögerte, doch schaute mich dann doch an. "Warum hast du das getan?" In seinen Augen glänzten Tränen. "Es soll weg gehen. Ich will dieses Mal nicht mehr. Es ist enttäuschend, ekelhaft und todbringend." Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er sich wütend über die Augen wischte. "Du hättest sterben können." "Dann wäre es wenigstens weg." Bestimmt schüttelte ich den Kopf. "Nein! Denk so was nie wieder! Nein." Immer wieder schüttelte ich den Kopf, während meine Schluchzer die Überhand nahmen. Dracos Augen weiteten sich, als er realisierte, was er da gerade gesagt hatte. Er zog mich zu sich und nahm mich in den Arm. "Es tut mir Leid. Schhh, Isabella." Ich schluchzte in sein Hemd hinein. Es war wenige Sekunden später tränenüberströmt. Er strich mir immer wieder sanft über den Rücken, während ich alle angestaute Trauer um Fred, die Angst um Draco, herausließ. Es tat so gut, seine Nähe zu spüren. Es gab mir die Gewissheit, dass er da war. Als ich mich etwas beruhigt hatte, nahm er mein Gesicht in seine Hände. "Es tut mir Leid. Ich wollte sowas nicht sagen. Ich will nur, dass dieses Mal weg ist." Ich atmete tief durch und sah ihm in die Augen. "Es definiert nicht, wer du bist. Es definiert einen Fehler, den du nicht mal freiwillig begangen hast. Es gehört zu dir, aber es sagt nicht aus, wer du bist." Draco legte seine Lippen auf meine. Sofort erwiderte ich den Kuss. Ich spürte, wie sehr wir einander brauchten. "Ich liebe dich, Draco. Bitte halt immer daran fest."

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