Kapitel 64 ~ Das Verhör

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Mitte August war es so warm, dass George und ich die meiste Zeit im Garten des Fuchsbaus verbrachten. Die Sonne stand hoch am Himmel, die Vögel zwitscherten. Neben mir hörte ich Georges ruhigen Atem. Er war eingeschlafen. Mein Lächeln erweiterte sich, als ich sah, dass sein Gesicht endlich wieder friedlich war. Keine Falte auf der Stirn, einfach ein friedliches Gesicht. Deswegen dachte ich auch immer öfter darüber nach, wirklich mit Hermine nach Hogwarts zurückzukehren. Es wäre eine gute Möglichkeit, unsere Freundschaft wieder da hin zu bringen, wo sie war, bevor alles mit Draco war. Draco. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Drei Monate hatte ich nichts von ihm gehört. Ihn nicht gesehen. Und trotzdem schlug mein Herz nur bei dem Gedanken an ihn schneller.

Die Eule des Ministeriums landete einige Minuten später direkt vor mir auf der Liege. Kritisch begutachtete ich den Brief. Was sollte das Zaubereiministerium von mir wollen? Ich öffnete den Brief und las direkt die Überschrift. Einladung als Zeuge zum Verhör. Verhör? Von wem denn bitte? Ich schluckte und las den Rest. Was ich las, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Mir wurde kalt, trotz der warmen Sonne auf meiner Haut. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Das Wasserglas, welches neben meiner Liege stand, schmiss ich aus Versehen um, als ich zum Fuchsbau laufen wollte. George war sofort wach. Als er meine Tränen sah, setzte er sich auf und hielt mich am Handgelenk fest. "Was ist los?" Ich schüttelte den Kopf und reichte ihm nur den Brief, während ich versuchte, meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. George las den Brief und seine Augen wurden immer größer. "Heißt das?" Ich nickte und wischte mir Tränen von der Wange. "Sie haben Draco gefunden."

Auch Harry war zu dem Verhör eingeladen worden. Er musste sogar für Dracos Eltern aussagen. Mir wurde speiübel. Was, wenn Draco nach Askaban kam? Dann war jede Hoffnung auf unsere Zukunft zerstört. "Harry?" Leise klopfte ich an seine Tür. "Komm rein, Bella." Langsam öffnete ich die Tür und sah Harry auf dem Bett sitzen. "Kann ich mit dir reden?" "Klar. Setz dich doch." Ich setzte mich neben ihn und biss mir unbewusst immer wieder auf die Lippe. "Bella?" "Was wirst du bei der Verhandlung von Draco sagen?" Harry seufzte. "Die Wahrheit." Meine Unterlippe begann zu zittern, als ich ihn ansah. "Und was ist die Wahrheit?" "Das er nie etwas vorsätzlich getan hat. Alles, was er gemacht hat, hat er für seine Eltern getan. Und im entscheidenden Moment hat er mich nicht verraten." Erleichterung keimte in mir auf, als ich an den Moment im Manor dachte, als Draco Harry identifizieren sollte. Harry strich mir sanft über den Arm. "Ich denke nicht, dass sie ihn verklagen werden. Er war nur ein Teenager, der nicht weiter wusste. Es gibt Todesser, die viel schlimmeres getan haben." Ich nickte. "Danke Harry. Ich möchte nur nicht, dass er nach Askaban muss." "Ich weiß. Und das wird er auch nicht." Leicht lächelnd stand ich auf und wollte zur Tür, als mir noch etwas einfiel. "Wer, denkst du, muss noch aussagen?" Harry zuckte mich den Schultern. "Keine Ahnung. Vielleicht Zabini und Parkinson." Ich nickte und verließ das Zimmer.

In der Nacht vor der Anhörung hatte ich keine Minute geschlafen. Als ich schließlich aufstand und eine heiße Dusche hinter mir hatte, ging es mir minimal besser. Doch meine Aufregung verursachte Übelkeit und ich hatte das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen. Mit zitternden Händen schloss ich den letzten Knopf meiner weißen Bluse. Ich atmete tief durch und redete mir immer wieder ein, dass alles gut werden würde. Schließlich verließ ich das Zimmer und ging in die Küche, wo George mit einem Tee auf mich wartete. Er schob die Tasse über den Tisch. "Hier. Beruhigt den Magen." Verwirrt sah ich ihn an. "Woher weißt du...?" "Ich kenne dich mittlerweile gut genug. Ein Wunder, dass du dich noch nicht übergeben hast!" "Na danke." Gespielt beleidigt nippte ich an meinem Tee, während George mir grinsend durch die Haare wuschelte. Es war schön, George wieder glücklicher zu sehen. Er selbst nahm sich einen Kaffee und setzte sich mir gegenüber. "Hermine hat mir erzählt, dass du wegen mir nicht nach Hogwarts möchtest." Innerlich verfluchte ich Hermine dafür. "Naja, es ging dir eben nicht so gut und ich dachte...", ich zuckte mit den Schultern, "keine Ahnung." George blickte mich verständnisvoll an. "Bella, ich bin dir unglaublich dankbar, dass du für mich da warst. Aber du solltest jetzt auch wieder an dich denken. Wenn du nach Hogwarts gehen möchtest, dann geh." Ich nahm wieder einen Schluck von meinem Tee. "Dann solltest du den Laden wieder eröffnen. Fred hätte das gewollt." George schluckte und starrte auf die Tasse in seiner Hand. "Aber ohne ihn wird es nie wieder das selbe sein." "Nein, wird es nicht. Aber ich denke, es wäre richtig." Er nickte. "Du hast Recht. Ich werde ihn wieder öffnen." Lächelnd trank ich meine Tasse aus und stand auf. "Ich muss los." "Ich komme natürlich mit. Du musst da nicht alleine durch."

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