Take my hand

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Ja, also hier geht es um ein eher umpopuläres shipping, was ich persönlich aber total mag. Also etwas Kleines für Euch! 


Viel Spaß

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Harry lag im Gras und starrte in den hellblauen Frühlingshimmel. Die Frühjahrsferien hatten erst am Tag zuvor begonnen und es war der erste Tag, an dem es so warm war, dass man keine Jacke mehr brauchte. Die Luft roch nach Blumen und feuchter Erde. Der Gryffindor drehte den Kopf und sah zu Hermine und Ron, die etwas entfernt unter einem Apfelbaum saßen, redeten und sich hin und wieder küssten. Er musste lächeln, seit dem Sieg über Voldemort im letzten Jahr, schien es als würden sie alle etwas nachholen wollen. Irgendwie hatte es das Ministerium geschafft, Hogwarts bis zum September wieder aufzubauen. Die meisten aus Harrys Jahrgang hatten sich entschlossen, das Jahr zu wiederholen und so auch die drei Freunde. Es war Harrys erstes Jahr, das er nicht mit der Angst verbringen musste, getötet zu werden, und es schien seine schulischen Leistungen wirklich zu beflügeln, was besonders Hermine freute. Nur eine Sache belastete ihn und es war schwer die Gedanken daran abzuschütteln ...

Flashback – das letzte Weihnachten

Harry saß mit Ginny in ihrem Zimmer und sah sie traurig an. Die Weasleys hatten ihn quasi adoptiert. Er war zwar volljährig, aber alleine im Grimmauldplace zu wohnen, das war nichts für ihn. Das Haus war groß, alt und alles erinnerte ihn irgendwie an Sirius, nein dort wollte er im Moment nicht leben.
Dass was Ginny und er hatten, würde er nicht unbedingt als Beziehung beschreiben. Sie verbrachten gerne Zeit zusammen, küssten sich hin und wieder, aber obwohl Harry, Ginny sehr mochte, fehlte etwas. Das schlimmste war, dass Ginny ihre Trennung, offenbar sogar verstand. Tröstend legte sie ihm eine Hand auf den Oberschenkel.
»Es ist okay, Harry«, sagte sie, aber Harry schüttelte nur den Kopf.
»Wie kann das okay sein? Ich versteh das nicht ...«, sagte er und fuhr sich durch die Haare.
»Ach Harry, wirklich nicht? Denk doch mal nach. Warum hat es mit Cho nicht funktioniert?«, Harry sah Ginny irritiert an.
»Ähm ...«, stotterte er.
»Genau, hast du dich ... na ja mal gefragt, ob Frauen überhaupt, dein Interesse sind?«, fragte Ginny zögernd. Harry wusste einen Moment nicht, was er sagen sollte. Nein, er hatte nie darüber nachgedacht. Seine Gedanken rasten. Ja, es gab Momente, die ihn verwirrten, aber er hatte das immer von sich geschoben.
»Also ...«, sagte Ginny und holte Harry wieder ins hier und jetzt.
»A-Also ich glaube, ich bin vielleicht ...«, er stockte.
»Schwul«, half Ginny und lachte. »Du solltest lernen, es auszusprechen, denn es wird dich begleiten«, sagte sie und lächelte nun sanft.
»E-Es tut mir so leid«, sagte Harry, aber Ginny schüttelte den Kopf.
»Hey, dann bist du eben ein weiterer großer Bruder für mich. Das ist okay und Harry, du solltest nicht verleugnen, wer du bist! Ich weiß, wer dir helfen kann«, sagte sie dann.
»Okay, wer?«
»Fred!«, sagte Ginny schnell und grinste, als sie Harrys offenen Mund sah.
»Ach komm schon, das merkt man doch. Er hat sich vor ein paar Wochen geoutet«, erklärte sie.
»A-Aber Ron hat gar nichts erzählt.«
»Ja, weil Fred es nicht wollte. Er will es jedem selber sagen«, sagte sie und rollte theatralisch mit den Augen.
Ginny sollte recht behalten. Am Abend bei gemeinsamen Essen, waren auch die Zwillinge da und Fred teilte Harry und Hermine mit, dass er schwul sei, aber zurzeit keine Beziehung hätte. Als beide nicht so überrascht waren, wie es sicher angemessen gewesen wäre, warf Fred erst Ron und dann Ginny einen vernichtenden Blick zu. Die hoben beide entschuldigend die Schultern und Ginny gab sogleich die Trennung von Harry bekannt. Man sah besonders Molly Weasley die Enttäuschung an. Ginny nahm alle Schuld auf sich, was Harry noch verlegener machte. Sie behauptete, dass sie noch immer Gefühle für Dean hätte (was irgendwie wahrscheinlich nicht mal eine Lüge war) und, dass es Harry gegenüber unfair wäre. Dieser warf ein, dass sie auf jeden Fall Freunde bleiben würden. Ihm war es peinlich, dass Ginny sich quasi für ihn opferte.

Die Weihnachtstage beeinflussten die beide Geständnisse nicht sonderlich. Harry war zwar immer noch verwirrt, aber dass mit Ginny nun alles geklärt war, erleichterte ihn. Nur da war noch die Sache mit Fred. Er wusste einfach nicht, wie er es anfangen sollte, den Zwilling anzusprechen. In dessen Nähe wurde Harry immer nervös und konnte sich bisher keinen Reim darauf machen, aber Ginny hatte recht, mit Fred zu reden, konnte helfen. So fasste er sich am Silvesterabend ein Herz.
Die Stimmung war ausgelassen und alles fieberten dem ersten Jahr ohne Voldemort entgegen. Fred stand an den Türrahmen gelehnt und trank Butterbier, während George mit Angelina beschäftigt war. Die beiden waren bald ein Jahr zusammen und redeten bereits über Hochzeit, was Molly Weasley für viel zu früh erachtete. Trotz allem war Angelina bei den Weasleys ein gerngesehener Gast. Hermine und Ron tanzten in der Mitte der Wohnküche, oder bessergesagt Hermine tanzte und Ron versuchte ihr nicht auf die Füße zu treten. Ginny saß mit Tonks und ihrer Mutter zusammen und redete, auf ihrem Schoß hatte sie den kleinen Teddy, der mit seinen acht Monaten bereits großen Spaß an der Feier zu haben schien. Remus und Arthur, saßen auf der Couch und fachsimpelten über die neusten Entwicklungen im Ministerium, während Bill mit Fleur ebenfalls tanzten. Harry lächelte, genauso hatte er sich Familienleben immer vorgestellt, genau das war es, was er immer gewollt hatte. Er atmete tief durch und drehte sich zu Fred, der noch immer das Geschehen beobachtete.

»Fred?«, er stellte sich vor den jungen Mann und dieser sah ihn aus seinen Gedanken gerissen an.
»Alles okay?«, wollte er wissen.
»Ja ... schon, sag mal, kann ich kurz mal mit dir reden?«, wollte Harry wissen und sah sich unsicher um.
»Ja klar, wollen wir etwas an die frische Luft?«, fragte dieser und griff nach seiner Jacke, die an einem Haken neben der Tür hing. Gleichzeitig reichte er Harry seine.
»Oh ja, das ist eine gute Idee«, sagte dieser, griff nach der Jacke und folgte Fred nach draußen.
Es war kalt und die Luft roch nach Schnee. Der Himmel aber war sternenklar. Der sichelförmige Mond tauchte alles in ein unwirkliches Licht. Schweigend liefen sie ein Stück um das Haus und in den Obstgarten.

»Also?«, wollte Fred wissen, als sie gerade unter einem der kahlen Apfelbäume standen. Verlegen fuhr Harry sich durch die Haare und mied den Blick des anderen.
»Ähm ... ich weiß nicht, wie ich anfangen soll ...«, stotterte er sichtlich angespannt. Unvermittelt spürte er Freds Hand an seiner Schulter und wandte ihm seinen Blick zu.
»Okay, also geht es um dass, was ich an Weihnachten verkündet habe?«, Harry nickte.
»Gut, dann sind wir ja schon mal weiter. Also lass mal Doktor Fred weitermachen. Du bist nicht der Typ, der so etwas ablehnt ...«, sofort schüttelte Harry den Kopf.
»Ja, das dachte ich mir ...«, eine Weile sah Fred, Harry an, dann lächelte er.
»Ausgehend von der plötzlichen Trennung von Ginny und deiner Nervosität würde ich sagen, dass du dir nicht so ganz sicher bist, ob Frauen das Richtige für dich sind und nun willst du einen Rat«, analysierte Fred und Harry war froh, dass dieser in dem fahlen Licht wohl nicht sah, wie er rot wurde.
»Ja, also irgendwie schon«, sagte er schließlich.
»Na schön, was willst du wissen?«
»W-Wie hast du es gemerkt?«
»Mhm ... ich hab mich nie sonderlich für Mädchen interessiert, auch als meine Freunde und mein Bruder damit anfingen, sich zu verabreden. Ich dachte einfach, das würde schon noch kommen. Nach dem Quidditch in der Umkleidekabine, da habe ich ... also ich habe oft länger hingesehen, als normal wäre. Oliver war wahrscheinlich mein erster Schwarm, ohne das ich mir dessen bewusst war«, sagte Fred. Harry musste lächeln, ja Oliver Wood war wirklich attraktiv, das war auch ihm aufgefallen.
»Und dann?«, wollte er wissen.
»Nun ich hielt das für eine Phase, so wie es sicher immer viele glauben, also begann ich auch Mädchen zu daten. Es war ein Reinfall. Versteh mich nicht falsch. Ich mochte sie, aber es funkte nicht, wie erkläre ich das?«, Fred lief einige Meter auf und ab und schien intensiv nachzudenken.
»Okay, stell dir vor, du fliegst auf deinem Besen. Es ist schön, du magst es, aber es fehlt etwas und dann, wie aus dem nichts taucht der Schnatz vor dir auf, dein Herz beginnt zu rasen, du fliegst ihm nach, er wird schneller, aber du verlierst ihn nicht aus den Augen. Dein Adrenalinspiegel ist am Maximum, dann hast du ihn und alles jubelt«, Freds Stimme überschlug sich beinahe und er strahlte Harry an. »Verstehst du, was ich meine?«
»Ja, ich glaube schon«, Fred nickte.
»Mädchen zu küssen war okay, aber als ich das erste Mal einen Jungen küsste, da war es so, als hätte jemand mir den Boden unter den Füßen weggezogen«, erklärte der Zwilling weiter und suchte in Harrys Augen nach Erkenntnis.
»Du hast Cho geküsst und meine Schwester, wie war das?«, wollte Fred wissen und Harry sah ihn irritiert an.
»I-Ich weiß nicht. Feucht?«, Fred lachte laut auf.
»Na, wenn dir das als Einziges in Erinnerung geblieben ist, dann Harry, ja dann würde ich sagen, dass du entweder eine falsche Technik hast oder du bist eben schwul«, Harry sah Fred an und schluckte schwer. So richtig sicher fühlte er sich immer noch nicht und das machte ihn vollkommen fertig. Seit seinem Gespräch mit Ginny, dachte er an kaum etwas anderes. Zuvor hatte er nur geglaubt, dass Ginny eben nicht die Richtige sei, weil sie sich einfach schon zu lange, zu gut kannten, aber nun. Alles was Fred gesagt hatte, konnte er nachvollziehen und es traf auch auf ihn zu, aber konnte er sich wirklich sicher sein.

Fred legte den Kopf schief und sah, dass Harry offenbar kurz vor einer Art Zusammenbruch stand. Er verstand es, lange ging es ihm ähnlich, solange bis er, nachdem er Hogwarts den Rücken gekehrt hatte, kurzerhand in eine Schwulenbar gegangen war. Andrew, hatte ihm offenbar angesehen, dass er nach Orientierung suchte und die hatte ihm der Mann gegeben. Es waren nur ein paar Dates, aber Andrew hatte ihm alles beigebracht und dafür war er ihm dankbar. Vorsichtig trat Fred auf Harry zu und legte ihm einen Finger unter das Kinn, damit dieser ihn ansah.
»Hey, ich wollte dir wirklich nicht zu nahe treten«, sagte er und Harrys Augen funkelten.
»B-Bist du nicht«, sagte dieser schnell.
»Na gut, also ich mach dir einen Vorschlag. Ich küsse dich, dann musst du es nicht, wie ich machen und mit einem Fremden probieren und dann weißt du vielleicht mehr. Was sagst du?«, Harry sah ihn an und nach Sekunden, die ihm selber wie Stunden vorkamen, nickte er.
Fred legte seine Hand auf Harrys Brust, lehnte sich nach vorne und drückte seine Lippen auf Harrys, der Geschmack von Butterbier, seine warme Zunge, die über Harrys glitt. Es war, wie Fred gesagt hatte, einen Moment lang verlor Harry den Halt. Er erwiderte den Kuss - versuchte, den Moment aufzusaugen, und fühlte sich seltsam gelöst. Fred löste den Kuss und sah ihn fragend an. Dieser konnte nichts sagen, lächelte nur. Fred nickte.

»Na siehst du, so einfach ist das und du hast nicht die falsche Technik ...«
»Fred? Harry? Wo steckt ihr denn? Es ist gleich Mitternacht«, Hermines Rufe klangen vom Haus her.
»Wir kommen«, rief Fred schnell zurück und bemerkte, das er noch immer seine Hand auf Harrys Brust hatte. Sofort zog er sie weg.
»Ja, dann ... also lass uns gehen, ehe die anderen noch misstrauisch werden«, sagte er fahrig und wandte sich um. Harry griff nach Freds Hand um ihn aufzuhalten.
»Danke Fred«, sagte er. Dieser drehte sich wieder zu ihm und lächelte.
»Kein Problem. Hab ich gern gemacht und nun komm«, sagte er und zog Harry an der Hand mit sich.


Flashback Ende

Nach dem Kuss, wusste Harry, dass Mädchen wirklich nicht sein Interesse waren, wie es Ginny ausgedrückt hatte. Am Ende der Ferien hatte er es Hermine und Ron mitgeteilt. Beide hatten ihn umarmt und nur gesagt, dass sie ihm wünschten, dass er endlich glücklich werden würde. Doch von diesem Silvesterabend war noch etwas anderes geblieben, ein seltsam warmes Gefühl in seinem Magen, wann immer er an den Kuss dachte und dies belastete ihn, weil er es nicht einordnen konnte.

»Harry, Ron, Hermine kommt zum Essen, Fred und George sind auch schon da!«, die Stimme von Molly Weasley riss Harry aus seinen Gedanken. Er setzte sich auf und sah zu seinen beiden besten Freunden, die sich nun ebenfalls erhoben.
»Oh man, mal sehen was Fred und George an neuen Sachen mitgebracht haben«, sagte Ron sichtlich aufgeregt und rannte zum Haus.
»Kommst du, Harry?«, fragte Hermine.
»J-Ja, ich komme«, sagte er und stand auf, während Hermine kopfschüttelnd Ron folgte.

Harry atmete tief durch und lief zum Haus und da war es wieder, das warme Gefühl in seiner Magengegend, als er in die Küche trat und die Zwillinge erblickte.

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