It's me

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»Das goldene Trio, heimgekehrt für die Ferien«, George grinste, als Harry und Hermine in die Küche traten, während Ron bereits damit beschäftigt war, die neusten Erfindungen der Zwillinge zu untersuchen.
»Lass das George«, sagte Hermine, lächelte und umarmte die beiden jungen Männer.
»Hey, alles klar?«, fragte Harry möglichst locker und umarmte erst George und dann Fred, der ihn mit einem kaum deutbaren Blick bedachte.
»Ja, alles okay. Der Laden brummt, aber heute ist Sonntag und da lassen wir es uns doch nicht nehmen, euch zu begrüßen«, sagte George.
»Sehr nett von euch, aber das hat nie zufällig etwas damit zu tun, dass ihr beide nicht kochen könnt?«, sagte Mrs. Weasley und stellte eine weitere Schüssel auf den Tisch. Die Zwillinge sahen sich an und sagten dann gleichzeitig: »Niemals!«
Molly schüttelte lächelnd den Kopf, als ein Schrei erklang. Es war eindeutig Ron, allerdings war seien Stimme ungewöhnlich hoch. Harry und Hermine rannten zu ihm und brachen gleich darauf in Gelächter aus. Ron sah einfach zu komisch aus. Seine roten Haare waren nun etwa schulterlang, er trug ein pinkes Rüschenkleid und dazu knallgelbe Pumps.
»Was habt ihr gemacht!«, kreischte Ron und sah zu den Zwillingen, die sich ebenfalls kringelten. Geschockt starrte Mrs. Weasley ihren jüngsten Sohn an, als Ginny und Arthur, aufgeschreckt von den Schreien, die Treppe hinunter kamen. Sofort fingen beide an zu lachen.
»Arthur, das ist nicht lustig«, sagte Molly streng.
»Finde ich schon. Ich wollte immer schon eine Schwester. Dürfen wir dich bitte Ronja nennen?«, prustete Ginny.
»Das ist nicht witzig! Macht das weg!«, Rons hohe Stimme überschlug sich.
»Ja Jungs, macht das bitte weg. Ich hätte doch ganz gerne wieder meinen Freund in ... ähm männlich«, sagte Hermine grinsend und nahm Rons Hand.
»Na schön, aber das kommt davon, wenn du dir immer einfach irgendwas in den Mund stopfst. Das sind unsere neuen ‚Andersrum-Toffees', also hier bitte, das macht es wieder rückgängig«, Fred warf seinem Bruder eine eingepackte Süßigkeit zu. Sofort steckte Ron sich diese in den Mund und nur ein paar Sekunden später, stand er wieder so da, wie ihn alle kannten.
»Genial!«, sagte Harry immer noch lachend, was ihm einen bösen Blick von seinem besten Freund einbrachte.
»Ja, oder? Ist der Renner im Moment!«, sagte Fred und zwinkerte Harry zu, der kaum merklich rot wurde.
»Also, wenn ich das esse, dann werde ich zum Mann?«, wollte Ginny amüsiert wissen. George zuckte mit den Schultern.
»Ja, oder zum Hund, zur Katze oder alten Frau. Das ist ja das witzige niemand weiß es«, sagte er.
»Ja, ja alles gut und schön, nun aber wir wollen essen«, sagte Molly und scheuchte alle an den großen Esstisch.

»Es läuft also gut?«, fragte Arthur Weasley, als sie beim Nachtisch waren.
»Ja ziemlich. Ehrlich gesagt wissen wir gar nicht wohin mit der ganzen Arbeit. Wir denken auch darüber nach, ein Geschäft in Hogsmeade aufzumachen. Zonko's will aufhören und er hat noch keinen Nachfolger«, erklärte Fred.
»Das wäre ja super!«, sagte Ron, der sich inzwischen entschlossen hatte, wieder mit seinen Brüdern zu reden, obwohl seine Stimme noch immer etwas hoch war.
»Mach dir keine allzu großen Hoffnungen Brüderchen. Ihr seid im Sommer mit der Schule fertig und so schnell geht das nicht«, gab George zu bedenken.
»Und denkt ihr, dass ihr das alles hinbekommt?«, wollte Molly nachdenklich wissen.
»Schon, wir müssen eben Leute einstellen, aber im Moment ist der Markt leer, aber wir sind zuversichtlich. Aber wir sind nicht ganz uneigennützig hier. Habt ihr Lust, euch in den Ferien ein paar Galleonen zu verdienen?«, fragend sah Fred zu Ginny, Hermine, Ron und Harry.
»Äh ... also ich würde ja, aber Dad bringt mich morgen früh zu Dean, wir fahren mit seinen Eltern nach Frankreich«, sagte Ginny schnell.
»Dean Thomas, also?«, fragte George grinsend.
»Was dagegen?«, wollte Ginny herausfordernd wissen.
»Nein, warum? Solange Harry damit klarkommt«, sagte er und sah zu diesem. Sofort wurde Harry rot und verschluckte sich an seinem Kürbissaft.
»I-Ich?«, hustete er. Fürsorglich klopfte ihm Mr. Weasley auf den Rücken.
»Harry und ich sind getrennt und Freunde, also was sollte er dagegen haben?«, Ginny war nun richtig sauer und versuchte gleichzeitig, Harry aus der Schusslinie zu nehmen.
»Schon gut, war ja nur eine Frage. Also was ist mit euch?«, George sah nun zu den drei Freunden.
»Äh ... immer gerne, aber Hermine, Harry und ich wir wollten eigentlich Hermines Eltern besuchen. Sie sind ja erst seit ein paar Wochen aus Australien zurück und ...«, stotterte Ron.
»Okay, verstehe«, sagte George und schien sichtlich enttäuscht. Harrys Blick huschte zu Fred, der ebenfalls nicht gerade glücklich wirkte.
»Also ... na ja, ich könnte helfen. Ihr könnt gerne alleine fahren, wirklich das macht mir nichts. Dann habt ihr eure Ruhe und bei Hermines Eltern gibt es ohnehin nur ein Gästezimmer, also ist es, sowieso besser ihr geht alleine«, sagte er zögernd. Er wusste, dass die beiden ihn nicht ausschließen wollten und ihn deshalb mitnehmen wollten, damit er nicht alleine im Fuchsbau saß.
»Aber wir wollen wirklich, dass du mitkommst«, sagte Hermine sofort.
»Schon gut Leute, ich helfe gerne im Laden, das macht sicher Spaß«, sagte Harry und lächelte. Kurz trafen sich sein und Freds Blick. Der Zwilling nickte ihm zu und fuhr sich kurz durch die roten Haare.
»Na gut, was sagt ihr, Mum und Dad, dann könnte doch Harry gleich bei uns wohnen. Wir haben ja ein Zimmer frei und so müsste er morgens nicht immer flohen«, sagte George an seine Eltern gewandt.
»Mhm ... alle unsere Kinder aus dem Haus, ich habe Urlaub, na das wäre doch der ideale Zeitpunkt, um Charlie zu besuchen, was sagst du Molly?«, fragend sah Arthur zu seiner Frau.
»Ich weiß nicht, den armen Harry, zum Arbeiten wegschicken, damit wir verreisen können?«
»Ihr schickt mich nicht weg, ich will das machen!«, warf Harry sofort ein.
»Komm schon Molly, Rumänien im Frühling soll wunderschön sein. Die Zwillinge werden schon gut auf Harry achten«, sagte Arthur beruhigend.
»Sicher, Harry wird es an nichts fehlen«, sagte George mit viel Pathos in der Stimme und grinste diesen an. Harry verdrehte die Augen nickte aber lächelnd.
»Na dann, ist das ja geklärt. Das ist schön, aber dann muss ich jetzt dringend packen und du Ginny und Ron ihr auch und was muss ich noch...«, Molly Weasley stand auf und stieg murmelnd ins Obergeschoss.
»Ich würde sagen, das Essen ist beendet. Wir müssen dann auch los. Es ist zwar Sonntag, aber wir müssen noch ein paar Kartons auspacken. Harry? Morgen um zehn?«, fragend wandte sich George, Harry zu.
»Sicher, ich bin da«, sagte dieser.
»Schön, wir sehen uns dann! Bis bald Dad und Grüße an Charlie und an Mum«, sagte Fred und lächelte. Auch George umarmte seinen Vater kurz, ehe er Fred durch den Kamin folgte.


»Sag mal, kann ich dich mal was fragen?«, George klopfte sich gerade etwas Asche von der Hose und sah dann zu seinem Bruder, der bereits seine Schuhe auszog.
»Sicher«, sagte er und sah abwartend zu George. Dieser zog sich nun ebenfalls die Schuhe aus und ließ sich auf die Couch des Wohnzimmers fallen.
»Harry und du, was ist das?«, irritiert und zugleich nervös sah Fred seinen Bruder an.
»Was meinst du?«
»Komm schon Freddie, ich bin dein Bruder, ich kenne dich unser ganzes Leben und seit Silvester ist irgendwas seltsam an dir, sobald die Sprache auf Harry kommt. Ich hab gesehen, wie du rot wurdest, als ich die Sache mit Dean angesprochen habe«, erklärte George und prompt wurde Fred wieder rot und fuhr sich durch die Haare. Seufzend ließ er sich neben seinen Bruder auf die Couch fallen.
»Okay, aber du musst es wirklich für dich behalten, ich will sein Vertrauen nicht missbrauchen«, sagte er.
»Klar, ich verspreche es«, feierlich hob George die Hand, ahnte aber, dass es nicht an der Zeit war Späße zu machen.
»An Silvester, da wollte er mit mir reden. Er wollte ... er wollte wissen, wie man merkt, dass man ... na dass man schwul ist. Er war unsicher und verwirrt, denke ich. Ich hab ihm alles gesagt, was ich weiß und wie es für mich war und dann ...«
»Lass mich raten, du hast ihn geküsst, damit er es nicht so rausfinden muss, wie du?«, überrascht sah Fred zu George.
»Äh ... ja, ja so war es. Es war kein langer Kuss, aber ich glaube, er war sich danach sicher, dass er definitiv nicht auf Mädchen steht«, ein Lächeln huschte über das, von Sommersprossen bedeckte Gesicht von Fred. Sie schwiegen. Irgendwann setzte sich George etwas auf und legte seinem Bruder einen Arm um die Schulter.
»Hast du dich verliebt?«, fragte er sanft. Fred zuckte hilflos mit den Schultern und lehnte sich an seinen Bruder. George war immer dagewesen, bei jedem Tief das er hatte, bei jeder Panikattacke, als darum ging sich zu outen, nie hatte sein Bruder ihn im Stich gelassen und er würde es auch jetzt nicht tun.
»I-Ich glaube schon«, sagte er schließlich.
»Es war eine doofe Idee, ihn herzuholen, es tut mir leid«, sagte George. Fred richtete sich auf.
»Blödsinn! Ich wollte das doch auch. Es wird schon gehen, ich komm damit klar«, sagt er.
»Und was wäre, wenn du gar nicht damit klarkommen müsstest?«
»Was meinst du?«
»Ich hatte das Gefühl, dass Harry dir auch, wie sagt man so nett, zugetan ist«, erklärte George.
»Ja, weil er noch keinen anderen Kerl auf der Ebene kennengelernt hat. Es wäre falsch ...«, sagte Fred, stand auf und ging unruhig auf und ab.
»Du hast Angst, Angst dass du für ihn, so etwas wie Andrew für dich war, sein würdest«, George war auch aufgestanden und hielt seinen Bruder an den Schultern fest. Dieser sah ihn mit feuchten Augen an und nickte. George zog ihn in seine Arme.
»Ach, das wird nicht passieren. Ihr kennt euch dafür viel zu gut. Er braucht nicht nur Orientierung, er braucht jemand, der ihn liebt, denn das ist ihm fremd, nach allem, was wir so wissen. Wir schaffen das schon«, sagte er beruhigend. Es war das erste Mal, dass Fred offenbar richtig verliebt war. Andrew war ein Flirt gewesen nichts weiter und doch hatte es Fred schwer getroffen, als sich ihre Wege trennten. Harry gehörte zur Familie und das machte alles noch viel komplizierter.


Es klopfte an der Tür von Percy ehemaligem Zimmer. Harry wohnte nun hier, auch damit Hermine und Ron ihre Privatsphäre hatten. Der Gryffindor, packte gerade seine restlichen Sachen ein und sah auf.
»Komm rein«, sagt er und kurz darauf stand Hermine im Raum. Sie setzte sich auf da Bett und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Harry setzte sich zu ihr und lächelte.
»Mine, hör auf, dir Gedanken zu machen!«, sagte er.
»Aber, wir wollten wirklich, dass du mitkommst«, sagte sie zögernd. Harry griff nach der Hand seiner besten Freundin.
»Das weiß ich und ich fühle mich auch nicht abgeschoben. Aber Ron und du, ihr braucht Zeit für euch und ich will nicht, dass ihr immer auf mich Rücksicht nehmen müsst.«
»Aber, das tun wir doch nicht. Du bist unser bester Freund und ...«
»Mine, komm schon. Es ist okay und ich freu mich auf die Arbeit im Laden. Das ist mal was anderes«, sagte Harry und drückte noch einmal Hermines Hand, dann stand er auf und schloss den Rucksack, der noch immer mit einem Ausdehnungszauber belegt war. Sanft strich er über den abgewetzten Stoff.
»Wir hatten unsere Abenteuer, es ist Zeit, uns neue zu suchen«, sagte er und sah zu Hermine, die lächelnd nickte.
»Kann es sein, dass dein Abenteuer Fred heißt?«, fragte sie und grinste, als sie Harrys überraschten Gesichtsausdruck sah.
»Schau nicht so, ich kenne dich lange genug und ich ... na ja ... ich wollte euch an Silvester holen und hab es gesehen. Ich bin dann schnell zurück zum Haus und hab gerufen. Ich wollte das nicht«, sagte sie entschuldigend. Harry war etwas rot geworden und räusperte sich.
»Schon okay, nicht schlimm, aber es war nicht so, wie du denkst«, in kurzen Sätzen erklärte Harry nun, wie es zu dem Kuss gekommen war.
»Es hatte nichts zu bedeuten ...«, schloss Harry. Hermine schwieg eine Weile und beobachtete ihren besten Freund.
»Es war nett von ihm, aber ich habe das Gefühl, dass es dir doch mehr bedeutet hat, oder?«, forschte sie vorsichtig nach. Ertappt sah Harry auf.
»I-ich weiß nicht. Kann schon sein. Am Anfang, da hab ich es versucht zu verdrängen und gehofft es war einfach nur, weil es mein erster Kuss mit einem Mann war, aber dann ... bei Merlin ich träume beinahe jede Nacht von ihm. E-Es ist vollkommen verworren«, sagte er und fuhr sich durch die Haare.
»Mhm ... ich denke, du bist wirklich verliebt. Fred und du, ihr hab euch immer gut verstanden. Ihr denkt ziemlich gleich, auch wenn dir das gar nicht so bewusst ist. Er wäre vor einem Jahr beinahe gestorben und ich hab gesehen, wie du daran beinahe zerbrochen wärst. Ihn da liegen zu sehen, wie die Heiler um ihn gekämpft haben, das konntest du kaum ertragen«, sagte Hermine und zog Harry zurück zum Bett. Die junge Frau überraschte Harry immer wieder. Er hatte nicht geglaubt, dass jemand mitbekommen hatte, wie sehr er unter der schweren Verletzung von Fred gelitten hatte, und seine Gedanken schweiften ab...

Flashback – Schlacht um Hogwarts


Harry war erschöpft und hielt mit zitternden Fingern den Elderstab in den Händen. Er kam in die große Halle und sah sich um. Schüler und Lehrer saßen beisammen, erschöpft aber glücklich. Professor Sprout verarztete Neville, der Harry lächelnd zunickte. Dann entdeckte Harry zuerst Tonks, die auf ihn zu gerannt kam und ihn in ihre Arme schloss.
»Harry, a-alles okay?«, wollte sie wissen und musterte ihn.
»Ja, alles gut, denke ich. Wo ist Remus?«, wollte er wissen. Tonks sah hinter sich und dann zu Harry.
»Bei den Weasleys. Fred ... Fred ist ziemlich schlimm verletzt. E-Es sieht nicht gut aus...«, sagte sie. Sofort drückte Harry sich von ihr weg und rannte zu der Gruppe von Menschen, die am Ende der Halle stand. Hermine stand neben Ron, der furchtbar blass aussah und auf den Boden starrte. Dort kniete Remus und hielt Freds Kopf, daneben hockte George und hielt die Hand seines Bruders. Mr. und Mrs. Weasley wurden von Professor McGonagall zurückgehalten, während sie verzweifelt versuchten, zu ihrem Sohn zu kommen. Percy und Bill hielten Ginny fest, die sich an ihre Brüder klammerten. Madame Pomfrey und weitere Heiler, schienen verzweifelt um Freds Leben zu kämpfen. Harry ging stockend näher und starrte auf den leblosen Körper. Fred sah fast so aus, als würde er schlafen. Für einen Moment hörte Harry nichts mehr, sah nur den jungen Mann auf dem kalten Boden liegen. Sah, wie das Leben langsam aus ihm verschwand. Jemand sprach zu ihm, aber Harry reagierte nicht, kniete sich neben Fred und nahm dessen Hand. Sah nicht die Heiler, sah niemanden nur Fred. Irgendwann hob jemand diesen hoch und brachte ihn weg. Und Harry fühlte sich leer.

Flashback Ende

Fred hatte es geschafft. Kurz nachdem Harry bei ihm war, fing das Herz des jungen Mannes wieder an zu schlagen. Die Heiler hatten ihn ins Mungos gebracht und nur eine Woche später, konnte er ohne Folgeschäden wieder nach Hause. Harry hatte sich lange Zeit die Schuld an allem gegeben. An den Toten, den Verletzten. Er hatte sich im Grimmauldplace eingeigelt und niemand kam an ihn ran. Mrs. Weasley hatte Briefe geschickt, Harry gebeten, zu ihnen zu kommen. Und so sehr Harry es sich auch wünschte, seine Schuldgefühle ließen es nicht zu und dann, ein paar Wochen nach Ende der Schlacht, als der Sommer nach England gekommen war, standen die Zwillinge vor seiner Tür.

Flashback – Ende Juni

Harry hatte gerade Tee gekocht. Kreacher hasste es, wenn Harry sich alleine etwas zu essen machte oder aufräumte, aber er braucht einfach irgendwas zu tun. Er hatte den Hauselfen auch befreit, aber dieser wollte bleiben. Inzwischen war Harry froh drum, denn so hatte er Gesellschaft. Ron und Hermine waren schon seit einiger Zeit in Australien, um nach Hermines Eltern zu suchen. Es klopfte an der Haustür. Noch immer zuckte Harry zusammen, war er doch in den ersten Tagen von Reportern belagert worden, nun da der Fidelius-Zauber wieder aktiv war, konnte aber an der Tür nur jemand sein, den er kannte. Er stellte den Teekessel beiseite und ging durch den Flur zur Tür. Kreacher hatte er befohlen, die Tür nicht zu öffnen, nachdem dieser zu Anfang jeden sehr unfreundlich abgewimmelt hatte. Harry drehte den Schlüssel und war überrascht, Fred und George zu sehen. Er hatte die Zwillinge das letzte Mal kurz nach Freds Entlassung im Fuchsbau getroffen.
»Nun sieh dir das an Freddie, da steht der Held der Zaubernation in Jogginghosen und T-Shirt und sieht uns an, als wollten wir ihm an der Tür Portschlüssel verkaufen«, lachend klopfte George Harry auf die Schulter.
»Hey, tut mir leid, mit Besuch hatte ich nicht gerechnet«, sagte Harry schnell, trat auf die Seite und starrte Fred an, der nur milde lächelte.
»Ja, davon haben wir gehört«, sagte dieser nun, trat auf Harry zu und drückte dessen Schulter, ehe er hinter seinem Bruder ins Haus trat.
»Ähm ... ja nett. Dieser morbide Charme aus Friedhof und Antiquariat hat was«, sagte George grinsend und sah sich um.
»Ja, also na ja, ich will schon länger hier was machen, aber ... ja, kommt doch mit ins Wohnzimmer, das ist ganz okay«, fahrig ging Harry voran und wechselte mit dem Schwenker seines Zauberstabes schnell die Sachen. Tatsächlich war das Wohnzimmer der einzige Raum, den er bereits hergerichtet hatte. Helle Möbel, weißgestrichene Wände und Pastellfarben ließen den Raum wie eine Insel, in dem dunklen Haus wirken. Hier auf der Couch schlief Harry auch. Die Zwillinge nickten anerkennend.
»Ja, das ist doch schon sehr viel netter«, sagte George und setzte sich auf die Couch.
»W-Wollt ihr einen Tee?«, fragte Harry. Beide nickten. Schnell holte er die Kanne und drei Tassen. Dann setzt er sich den Zwillingen gegenüber auf einen Sessel.
»Geht's Ginny gut?«, wollte er wissen. Vielsagend sahen Fred und George sich an.
»Sie schreibt dir doch, oder?«, wollte George wissen.
»Schon, aber meist nicht, wie es ihr geht. Sie will ...«, er stockte.
»Ja, sie will, dass du kommst. Deswegen sind wir hier«, erklärte Fred. Harry wollte etwas sagen, aber Fred hob die Hand.
»Lass mich ausreden. Ich weiß, dass du dir Vorwürfe machst, auch was mich angeht. Aber schau mich an, mir geht es gut, ich lebe und das solltest du auch. Was geschehen ist, das kann man nicht ändern, aber es ist nicht deine Schuld. Ich weiß, du wolltest nie, dass jemand für dich stirbt, aber überleg doch mal, alle die bei dieser Schlacht gestorben sind, die taten das nicht nur für dich, sie taten das, weil sie etwas ändern wollte, weil sie in einer Welt ohne Voldemort leben wollten. Und ich bin mir sehr sicher, dass niemand will, dass du dich hier verschanzt und dich deinen Depressionen hingibst. Also Harry Potter, schwing deinen Hintern, pack deine Sachen, schick Kreacher nach Hogwarts und komm in den Fuchsbau. Mum hat dich eh schon adoptiert, als wir dich damals aus dem Ligusterweg geholt haben. Du hast eine Familie!«, vollkommen verblüfft sah Harry, Fred an. Der Zwilling schien in ihm zu lesen, wie in einem Buch. Alles was er gesagt hatte, stimmte und für einen Moment fehlten Harry die Worte.
»Fred du hast ihn doch glatt sprachlos gemacht«, sagte George lachte, stand auf und trug das Geschirr in die Küche. Fred stand ebenfalls auf und kniete sich vor Harry.
»Also?«, fragte er den jungen Mann. Dieser schluckte schwer und nickte dann.
»O-Okay, ich hab nicht viel zu packen«, sagte er. Zufrieden nickte Fred und richtete sich auf. Mit wackligen Knien suchte Harry seine Sachen zusammen und stopfte sie in den so vertrauten Rucksack. Kreacher wies er an, nach Hogwarts zu gehen und beim Wiederaufbau zu helfen. Zusammen mit den Zwillingen trat er hinaus auf die Straße. Es dämmerte und die Luft roch nach Regen. Noch einmal sah er zurück, dann fassten ihn die Brüder an die Schulter und vorerst ließ Harry den Grimmauldplace hinter sich.


Flashback Ende

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