three

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*Vor 10 Jahren*

Ich war direkt nach der Uni ins Café gefahren. Meinen letzten Kurs ließ ich ausfallen, um Kate nicht zu verpassen. Fin begrüßte mich schon beim Eingang und deutete auf einen kleinen Tisch in der Ecke - unweit von dem, an welchen ich am Montag auf sie gewartet hatte. Und tatsächlich, dort saß sie und trank Tee. Kate trug dieselben schwarzen Stiefel, dazu kombinierte sie eine dunkle Jeans und einen schwarzen Rollkragen-Pullover, wodurch ihre blonden Haare noch heller wirkten. Ihr Mantel lag zusammengefaltet neben ihr und in ihren Händen hielt sie ein dickes Buch. Sie sah wunderschön aus, so elegant - fast schon wie ein Gemälde. Sie wirkte wie ein Ruhepol, in all dem Stimmchaos. Kurz überlegte ich, sie nicht zu stören, obwohl ich doch die ganze Woche auf diesen Moment gewartet hatte. Ich stoppte auf halben Weg und wollte schon umdrehen, da schubste mich Fin in ihre Richtung. Er flüsterte; "Jetzt oder Nie!" in mein Ohr und ein geheimnisvolles Lächeln legte sich auf seine Lippen. Also bewegte ich mich langsam und bedacht auf sie zu. In Gedanken legte ich mir Worte zurecht, doch als ich vor ihr stand, war alles schwarz in meinem Kopf. 

Kate schaute auf, sie musste mich und meine verzweifelten Gedanken gehört haben, und sie lächelte mich an. Fast schon als hätte sie auf mich gewartet. Die ganze Situation kam mir mehr als unwirklich vor.

"Hi.." sagte ich etwas verpeilt und bereute meine Worte sofort. Noch nie hatte mich jemand so aus dem Konzept gebracht wie sie in dem Moment mit ihren meerblauen Augen. "Interessante Buchwahl." fügte ich so subtil wie möglich hinzu, um nicht ganz so verloren zu wirken.

"Was ist denn an dem Buch so verwerflich?" fragte sie kokett und wiederholte damit ebenfalls meine Worte.

"Darf ich?" Ich zog den Stuhl zurück und hob eine Augenbraue.

"Aber natürlich.", grinste sie.

Ich zog meine Lederjacke aus, hing sie über den Stuhl und setze mich.

"Also was hast du gegen das Buch?" Sie hielt mir ihren dicken Schmöker vors Gesicht, ich erkannte den Auto nicht.

"Willy Winter"  -  wiederholte ich. Angestrengt dachte ich über den Namen nach, jedoch klingelte nichts. "Noch nie gehört."

Sie grinste, "Das hätte mich auch gewundert." Ohne eine Erklärung ließ sie das Buch in ihre Tasche gleiten und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich.

"Was führt dich hier her?" fragte sie ganz offen und direkt, fast so als ahnte sie, dass ich nur wegen ihr hier war. Allerdings konnte ich ihr das schlecht sagen.

"Ich hatte das Bedürfnis nach einer guten Tasse Tee." antwortete ich also.

"Soso, und den gibt's zu Hause nicht?" Kate legte ihre Kopf schief und grinste erneut. Sie schien mich wirklich zu durchschauen.

Ich schüttelte den Kopf, "Nein, bin gerade erst hergezogen und die Wohnung ist noch nicht komplett eingerichtet." Das war tatsächlich keine Lüge, ich hatte kaum Möbel aus dem Zimmer bei meinen Eltern mitgebracht, einiges musst ich noch besorgen, dazu zählte auch ein Wasserkocher.

Kate rief nach Fin, der gerade am Nebentisch war und bestellte mir einen Schwarztee.

Ich schaute überrascht zu ihr, "Woher kennst du meinen Lieblingstee?"

"Gute Beobachtungsgabe.", sagte sie mit einem Augenzwinkern.

Sie lehnte sich ein Stück nach vorne, legte ihre Hände auf den Tisch und blickte mir direkt in die Augen. 

"Und was machst du hier? Sag nicht, du hast ebenfalls keinen Wasserkocher?", fragte ich sie schließlich, um das Gespräch am Laufen zu halten und meinen Gedanken etwas anderes zu tun zu geben, anstatt sich in ihren Augen zu verlieren.

Olivia & KateDonde viven las historias. Descúbrelo ahora