eleven

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*Vor 10 Jahren*

Die nächste Woche verging nur langsam. Die Situation bedrückt mich zunehmend. Zwar war ich Kate näher als sonst, aber gleichzeitig wusste ich, dass ich schon in zwei Wochen in einem Flieger sitzen würde, der mich weit weg von ihr bringen würde.

"Was ist denn mit dir los?", fragte mich Fin, der mir gerade eine Tasse Tee vor die Nase stellte.

Ich seufzte, bisher hatte ich mit niemandem darüber geredet und das belastete mich ebenfalls. "Es ist -  kompliziert."

"Ich bin ein sehr guter Zuhörer. Manchmal fühlt man sie danach auch besser, irgendwie leichter", er zwinkerte mir zu und so begann ich mich tatsächlich ihm anzuvertrauen. Ich begann bei dem Treffen im Café, erzählte von unserem ersten Kuss, der Gelegenheit meinen Träumen zu folgen und unserem Dilemma. Alles schüttete ich vor ihm auf den Tresen, in der Hoffnung, er könne alles wegwischen und eine Lösung finden.

"Puuh - also, dass ist eine verzwickte Situation.", sagte er nach einer Weile des Schweigens,

Ich nickte bedrückt und trank von meinem Tee.

"Sie hat recht Olivia, du kannst dir diese Chance nicht entgehen lasse. Klar, bin ich traurig, dass du auch mich verlässt. Aber du solltest deinen Träume folgen - ich denke, darin liegt der Sinn des Lebens."

"Ich weiß, es ist nur ein blöder Zeitpunkt. Vor zwei Monaten hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken zugestimmt und jetzt ist da sie..."

"Das kann ich mir vorstellen, aber vielleicht seht ihr euch danach wieder. Wer sagt, dass es ein Abschied für immer sein muss?" Er begann die Bar sauber zu machen. Ich war nach der Uni hierher gekommen, um mit meinen Gedanken nicht alleine zu Hause rum zu sitzen und in Selbstmitleid zu versinken. Kate musste irgendwas erledigen, weswegen wir uns für morgen verabredet hatten.

"Fin - das Projekt geht mindestens sechs Monate, vielleicht auch länger. Das wäre das reinste Glücksspiel. Können wir das Thema wechseln? Wir kommen aus der Sackgasse eh nicht raus."

"Dann solltet ihr vielleicht aussteigen und laufen." Fin lachte.

Ich warf ihm seinen Lappen zu. "Ich meine es ernst."

"Ja, ich auch.", sagte er lachend. "Es gibt für alles eine Lösung. Ich glaube, am Ende fügt sich alles."

Ungläubig schüttelte ich den Kopf und leerte meine Tasse. Ich griff nach meinem Portemonnaie, um zu bezahlen. Fin zog mir allerdings meinen Geldbeutel aus den Händen, um sich mein altes Ausweisbild anzuschauen, dass ihm ins Auge fiel.

"Den solltest du aber noch erneuern, bevor du fliegst!", scherzte er und mimte meinen Gesichtsausdruck nach.

"Ey, gib das wieder her!"

Doch Fin dachte nicht daran und betrachtete den Ausweis genauer.

"Momentmal, du hast morgen Geburtstag?! Wieso hast du nichts gesagt, das müssen wir feiern!"

Ich schüttelte vehement den Kopf und schaffte es schließlich, die Macht über mein Portemonnaie zurück zu erlangen.

"Ich feiere nicht, nie." Damit ließ ich es wieder in meinem Rucksack verschwinden und verabschiedete mich von Fin.

-

Am nächsten Morgen wartete er  mit einem riesigen Lächeln auf mich vor dem Hörsaal.

"Wehe!", sagte ich energisch, doch ich konnte ihn nicht aufhalten.

"ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG OLIVIAAAA!", schrie er durch den ganzen Gang und schloss mich in seine Arme.

In dem Moment tauchte Kate auf und sah mich verwirrt an. Natürlich hatte ich auch ihr nichts davon gesagt. Während der gesamten Vorlesung schaute sie immer wieder zu mir - ich konnte ihren Blick nicht definieren. War sie sauer oder enttäuscht? Am Ende blieb ich daher sitzen und wartete darauf, mit ihr alleine zu sein.

Olivia & KateWhere stories live. Discover now