Kapitel 1

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Fünf Jahre später...

Hermine blinzelte. Wo war sie? Sie atmete ein und nahm einen Geruch wahr, der ihr viel zu vertraut war. Na gut, sie war also mal wieder im St. Mungo's. Das hatte man wohl davon, wenn man mit hochexplosiver Magie experimentierte. Sie stöhnte leise, es war viel zu hell. Schnell schloss sie ihre Augen wieder.

Hoffentlich war nicht wieder alles kaputt gegangen. Hoffentlich war Stibbons nicht wieder in 1957! Es hätte sie sowieso schon Monate gekostet, alles wieder in Ordnung zu bringen, aber nein, ihr idiotischer bester Freund musste ja auch noch zu nah am Experiment stehen. Sie hätte leise in sich hineingelacht, wenn sie nicht noch halb bewusstlos gewesen wäre.

Sie versuchte noch einmal, ihre Augen zu öffnen und ächzte leise. Diesmal war sie es wohl gewesen, sie zu nah gestanden hatte. Sie versuchte die vorangegangenen Ereignisse zu rekonstruieren: Sie hatten einen Minimuff ins Jahr 1930 und zurück transportieren wollen. Der Hinweg war gut gelaufen, die Kommunikation mit Robins, der sich vor drei Jahren bereiterklärt hatte, dauerhaft in der Vergangenheit zu leben, war stabil. Auf dem Rückweg war offenbar etwas schief gelaufen.

Hermine grummelte unzufrieden. Sie wusste auch ganz genau, was. Die Einstellungen an ihrer Konstruktion waren nicht richtig gewesen. Sie war hingegangen, um den Fehler zu korrigieren. Robins, der Idiot, musste seinen Teil des Experiments zu früh gestartet haben. Sie erinnerte sich an einen orangenen Blitz und dann...

Nun, offenbar hatten ihre Kollegen sie ins Krankenhaus gebracht. Hermine fühlte in sich hinein und versuchte, herauszufinden, wo sie verletzt war. Sie erkannte das kribbelige Gefühl auf großen Teilen ihrer Haut, das der Dekombustionszauber beim Heilen von Verbrennungen hinterließ. Und ihr Schädel brummte.

"Hermine?", fragte eine besorgte, männliche Stimme neben ihr. Sie runzelte ein bisschen die Stirn. War das Stibbons? Er musste es sein, sonst nannte sie kaum jemand bei ihrem Vornamen. Harry oder Ron würde es ja wohl kaum sein - die waren mittlerweile schon dran gewöhnt, dass sie regelmäßig hier landete und so bekam sie, wenn sie nicht länger als zwei Tage hier war, meist nur einen sehr amüsierten kurzen Brief von ihnen.

"M-hm.", grummelte sie als Universalantwort zu wem auch immer, der da an ihrem Bett saß. Derjenige griff jetzt nach ihrer Hand, was Hermine ein bisschen irritierte. Niemand den sie kannte, würde ihre Hand halten, nur weil sie mit ein paar Verbrennungen im Krankenhaus war!

"Oh, gut, du bist wach.", sagte die Person. Hermine konnte die Stimme nicht zuordnen. Wer zur Hölle war das? Erlaubte sich Stibbons vielleicht einen Scherz mit ihr? Oder - in Hermines Kopf schrillten alle Alarmglocken - war sie diesmal versehentlich in der Zeit gereist? Nein, das konnte nicht sein, in der Vergangenheit kannte niemand ihren Namen. Andererseits trug sie auf Arbeit immer ihren Ausweis bei sich. Könnte es also sein...?

"Welches Datum ist heute?", krächzte sie. Die Hand, die sanft über ihre strich (sehr beunruhigend, wirklich), stockte.

"Welches...welches Datum?", fragte der fremde Mann, hörbar beunruhigt. Sie nickte und versuchte erneut, die Augen zu öffnen - vergeblich. Er räusperte sich. "26. Juli 2006."

Hermine atmete erleichtert auf. Das stimmte also. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wer der Unbekannte war, der an ihrem Krankenbett saß und ihre Hand streichelte.

"Ich hole mal lieber einen Heiler, ok?", fragte er jetzt verunsichert und Hermine nickte. Das war vielleicht wirklich keine schlechte Idee. Er verließ den Raum und sie konzentrierte sich darauf, ihre Augen zu öffnen.

Vermutlich hatte sie eine Gehirnerschütterung gehabt - der Heilzauber dafür löste bei ihr jedes Mal Kopfschmerzen und starke Bewegungsträgheit aus. Schließlich schaffte sie es doch. Der Raum sah genauso aus, wie jeder andere im St. Mungo's, in dem sie schon gelandet war. Also beschloss sie, ihre Augen wieder zu schließen.

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