Chapter 8

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/einige Minuten zuvor/


Minho POV

„Das Abendessen ist fertig! Minho hyung, würdest du bitte Felix holen? Ich glaube, er ist zusammen mit Hyunjin und Jisung in eurem Zimmer.“, meinte Seungmin zu mir, während er Jongin Geschirr in die Hände drückte. Ich nickte und schlürfte zu Jisungs und meinem Zimmer. Was die Drei wohl gerade machen?

Auf dem Flur begegnete ich Hyunjin, welcher gerade aus meinem Zimmer stürmte. Noch bevor ich einen Ton aus mir heraus bekam, war dieser auch wieder verschwunden. Er verließ das Haus. Was ist den in den gefahren? So wütend habe ich ihn schon lange nicht mehr erlebt…

Ich beschloss Jisung später zu fragen, ob irgendetwas vorgefallen sei und öffnete unbekümmert die Zimmertür. „Es-“, jedoch verstummte ich sofort wieder. Fassungslos stand ich in der Tür, und musste zusehen, wie Jisung gerade auf dem halbnackten Felix lag. Felix‘ Gesicht war knallrot und er atmete schwer. Er sah völlig fertig aus. Warum…  Sah Jisung ihn so verträumt an? Ich konnte es nicht ganz erkennen, aber es sah so aus als würde er sich vorlehnen, um Felix… zu… küssen??


Haben die Beiden etwa…?


Ein Gefühl der Enge breitete sich in meiner Brust aus, gefolgt von qualvollen Schmerzen, als hätte jemand einen Dolch mitten in mein Herz gestoßen – nein – als hätte jemand mein Herz brutal herausgerissen. Was ist das? Wieso ist mir so übel? Mein Puls stieg in die Höhe. Was passiert gerade? Alles Andere um mich herum verschwamm, ich sah nur noch die Beiden.

Endlich bemerkten sie mich und wendeten ihre Blicke zu mir. Felix sah mich vollkommen erschrocken an, während es Jisung wohl schwer viel, seine Augen von dem Kleinen zu nehmen. „Abendessen ist fertig.“, verkündigte ich karg und verließ den Raum sofort wieder. Ich taumelte durch den Flur und stützte mich an der Wand. „Hyung…? Alles in Ordnung?“, hörte ich eine leise Stimme neben mir. Es war Jongin. „Innie… ja, ich-… ähm, ja ich muss… weg. Muss noch was erledigen.“, log ich und steuerte die Haustür an. „Aber du hast nichts gegessen, Hyung!“, rief er mir nach. „Hab‘ keinen Hunger.“ Das war die Wahrheit, denn mir war jeglicher Hunger vergangen.

Vor dem Haus kam mir Changbin entgegen, welcher gerade von seiner Arbeit kam. „Joo~ Minho, weißt du welche Laus Hyunjin über die Leber gelaufen ist? Er ist gerade eben an mir vorbei marschiert und sah mies gelaunt aus.“, meinte er scherzend. „Was weiß ich.“, gab ich genervt wieder und lief schnurstracks an ihm vorbei. Aus der Ferne konnte ich ihn rufen hören: „Und was ist mit dir los?“

Ich muss hier weg, ich brauche Ruhe, ich muss meine Gedanken sortieren.

Ich beschloss etwas unter Menschen zu gehen, um mich Abzulenken. Ich peilte die Innenstadt an.

Voller Frust, lief ich durch eine Einkaufsstraßen. Mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen, lief ich durch die Menschenmassen. Die Straße war voller Geschäftsmenschen, die auf dem Heimweg waren oder Schüler, die ihre Freizeit verschwendeten.

So viele Menschen… so viele potenziellen Opfer… es riecht so verlockend…

Mein Verlangen nach menschlichem Blut wuchs unkontrollierbar und ich beschloss meinen Durst schnellstmöglich zu stillen. Ich folgte unauffällig einem jungen Mann in einen Unterführung. Es war weit und breit kein Zeuge zu sehen, also packte ich den ahnungslosen Mann von hinten und drückte ihn gegen die kalte Betonwand, sodass er nicht mehr entkommen konnte. Ich biss gnadenlos zu. Er schrie selbstverständlich, also hielt ich ihm den Mund zu, während ich das Blut aus ihm heraus sog. Es versetzte mich wie in einen Rausch. Ich hatte nicht so viel Selbstbeherrschung, wie die Anderen – wenn ich einmal anfing Blut zu trinken, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich spürte, wie der Mann bewusstlos wurde, trotzdem hörte ich nicht auf. Bis zum letzten Atemzug, entzog ich ihm sein kostbares Blut. Als ich gesättigt war, ließ ich den leblosen Körper des Mannes einfach dort liegen. Ich wischte mir sein Blut von den Lippen und verließ zügig die Unterführung wieder.

Obwohl mein Durst gezügelt war, ich wieder neue Kraft hatte, fühlte ich mich innerlich leer.

Ich suchte einen abgelegen Platz auf und fand mich auf einer Aussichtsplattform an einem Hügel wieder. Von dort hatte man eine traumhafte Aussicht auf die ganze Stadt, die sich inzwischen in ein Meer aus bunten Lichter verwandelt hatte. Ich ließ mich auf einer Bank nieder und blickte hinauf zu dem bestirnten Nachthimmel über mir.

Die funkelnden Sterne erinnerten mich an das Funkeln in den Augen einer ganz gewissen Person, wenn sie mich ansah.

Jisung…

Dieses Funkeln, welches nur für mich bestimmt war, schenktest du nun ihm.

Du hast schon oft das Blut anderer getrunken, aber hast mir versprochen, dein Herz gehöre nur mir.

War ich dumm, diesen Worten so einfach Glaube zu schenken?

Ich seufzte und sah noch eine Weile ins unendliche Nichts des Weltalls.

Kannst du dich noch an unser Versprechen erinnern?

𝙷𝚞𝚗𝚐𝚛𝚢 𝙴𝚢𝚎𝚜 // ᶜʰᵃⁿˡⁱˣWo Geschichten leben. Entdecke jetzt