eins

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Jungkook stand halb hinter dem Gartentor versteckt, kratzte gedankenverloren den schwarzen Lack von seinen Fingernägeln und schaute durch seine etwas länger gewordenen blonden Locken zu Taehyung, welcher an der Hauswand stand und rauchte. Er sah Jungkook nicht und das war auch gut so. Jungkook wollte überhaupt nicht von ihm gesehen werden.

Wenn Taehyung ihn sehen würde, würde er sich vielleicht an ihn erinnern und das konnte er nicht ertragen. Seine Reaktion. Mit zusammengebissenen Zähnen atmete er tief durch und trat aus dem Schatten des Gartentors hervor. Kapuze über dem Kopf, Hände in den Hoodietaschen vergraben. Seine Schritte waren schnell und geräuschlos, er schaffte es an Taehyung vorbei, ohne von ihm bemerkt zu werden.

Im Haus herrschte laute Musik, der Bass dröhnte in seinen Ohren. Auch ohne den Bass war das Dröhnen in seinem Kopf schon laut genug. Die wievielte Party die Woche war das?

Jungkook kämpfte sich durch die Menschenmassen, sah sich unterschwellig nach seinem Bruder um und hielt sonst die Lippen zusammengekniffene und die Hände im Hoodie. Nachdem er sich bis zur Treppe durchgekämpft hatte, tappte er diese hoch und verschwand mit einem lauten schließen der Tür in seinem Zimmer.

Jungkook griff nach seinen Kopfhörern und warf sich damit aufs Bett. Er stöpselte das Kabel in sein Handy, steckte sich die Enden in die Ohren und schloss die Augen, während seine Musik ihn von seinen lauten Gedanken ablenkte. Die Musik draußen mochte er nicht. Er atmete tief durch, sein Herz raste immernoch. Ohne sich zu bewegen, starrte er an die Decke, versuchte an nichts zu denken. Aber der Fakt, dass Taehyung hier war, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.

Flashbacks blitzen an seinem Inneren Auge vorüber. Taehyungs Lachen. Jungkook saß auf der Couch, lächelte ihn an, Taehyung strich ihm einer der langen Strähnen aus seinem Gesicht. Fast bis zur Hüfte waren sie ihm damals gegangen. Damals.

Taehyungs Reaktion, als er sie sich abschnitt. Als er er selbst wurde. Trennung.

Jungkook blinzelte die Tränen aus seinen Augen, starrte weiter zur Decke, während seine Hände sich ins Laken krallten.

Erschrocken fuhr er hoch, als seine Zimmertür plötzlich geöffnet wurde.
"Oh, sorry, Alter, ich hab's Bad gesucht... warum chillst du hier oben? Irgend'n Girl, dass sich jetzt schnell unter'm Bett versteckt hat?" Er war deutlich betrunken, beugte sich tatsächlich etwas vor, taumelte dabei und richtete sich schließlich wieder auf. "Oder'n Boy?" Jungkook schaute Taehyung mit großen Augen an, wie schockgefroren saß er in seinem Bett und bewegte sich nicht. Taehyung trat näher, ließ sich auf sein Bett fallen.
"Jetzt sag nicht, dass du homophob bist, Alter. Ich bin bisexuell."

Jungkook verschluckte sich an seiner eigenen Spucke, hustete ungläubig. "Du bist bisexuell?"

"Ja man."

Jungkook schnaubte, sah ihn kalt an. "Arschloch."

Taehyung schien seine Worte garnicht so richtig zu hören, sah sich mit vernebeltem Blick in seinem Zimmer um. Wer weiß, was er noch alles genommen hatte.

"Also, warum bist du allein hier oben und nicht auf der Party?"

"Ich...bin nicht so der Partytyp. Ich wohne hier, das ist mein Zimmer."

Taehyung legte den Kopf schief, sah ihn kritisch an, bevor er leicht lachte. "Wer mag denn keine Partys?"

"Ich. Könntest du jetzt wieder gehen", sagte Jungkook unfreundlich und blickte ihn kalt an. Innerlich hielt er die Luft an, Taehyungs Präsenz überforderte ihn. Maßlos.

"Also doch homophob."

"Nein.", stellte er klar fest. "Ich nicht."

Taehyung legte sich einfach neben Jungkook, schloss seine Augen für einen Moment. Jungkook rutschte reflexartig ein Stück weg.

"Du bist komisch", lächelte Taehyung, bevor er die Augen wieder schloss und einschlief.

Er schlief einfach ein. In Jungkooks Bett! Jungkook fuhr sich gestresst durch die Haare und warf dann einen kleinen Blick auf Taehyungs entspanntes Gesicht.

Zittrig atmete er aus, schloss für einen Moment die Augen, bevor er Taehyung eine haselnussbraune Strähne aus dem Gesicht strich. Er sah noch fast genauso aus wie damals, etwas erwachsener vielleicht, männlicher.

Jungkook schluckte die Tränen runter, strich über Taehyungs Wange und beugte sich schließlich langsam zu ihm runter, um einen Kuss auf seinen Mundwinkel zu drücken.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓 𝐏𝐋𝐀𝐂𝐄𝐒 | jjk.kth ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt