acht

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Im unteren Stockwerk von Jays und Jungkooks Haus waren die Zimmer alle miteinander verbunden, es herrschte eine offene Raumaufteilung. Deshalb konnte Jay gemütlich in der Küche sitzen, sein Ramen essen und dabei Jungkook und Taehyung beäugen, die auf dem Sofa saßen. Taehyung auf Jungkooks Schoß.

Jays Mundwinkel zuckten ein bisschen, jetzt war er froh, dass er Taehyung vor vier Monaten doch nicht die Tür vor der Nase zugeknallt hatte.

Ihm war aufgefallen, wie sehr Jungkook sich über die letzten Monate verändert hatte. Er wirkte glücklicher, ausgeglichener. Jay war bewusst, dass Jungkook sich selbst heilen musste, dass niemand anders die Zweifel in seinem Kopf zerstreuen konnte als er selbst, aber Taehyung machte es besser. Er hatte Jungkook seinen Freunden vorgestellt, zog ihn aus seinem Zimmer und behandelte ihn wie etwas unfassbar Wertvolles. Was er auch war.

Jungkook vergrub seinen Kopf in Taehyungs Halsbeuge, seine Arme hielten ihn fest an sich gedrückt. Taehyung legte seinen Kopf leicht schief, küsste die Stelle unter seinem Ohrläppchen und legte seinen Kopf schließlich auf seiner Brust ab. Taehyungs Körper war warm, fühlte sich unheimlich gut gegen Jungkooks an.

Am Anfang war Jungkook nicht sicher gewesen, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, ihn nie wieder zu sehen, um keine alten Wunden aufzureißen. Nun waren diese Wunden vollständig geheilt und Jungkook wusste, dass er alles richtig gemacht hatte. Taehyung hatte Recht gehabt, er hatte sich verändert. Er war nicht mehr der siebzehnjährige Junge, dem die Meinung anderer beinahe mehr bedeutete, als seine eigene. Er war nicht mehr so toxisch maskulin, er hatte sich ebenfalls selbst gefunden.

Wenn Jungkook traurig war, war Taehyung da, wenn es ihm schlecht ging, kümmerte er sich um ihn und machte es besser. Er merkte, dass er es ernst meinte, dass er Taehyung nie wieder verlieren würde.

Manchmal zog Jungkook sich aus und stellte sich vor seinen Spiegel. Er drehte und wendete sich, beobachtete genau, wie sein Körper sich verhielt, was flach und hart und was weich und rund war. Es kam oft vor, dass er begann zu weinen, während er sich ansah. Weil alles noch so frisch war und er sich noch nicht daran gewöhnt hatte. Weil er eben trans war und sein Körper die Ungerechtigkeit besaß, nicht genau so auszusehen wie der Körper eines Cis-Mannes.

Seine Taille war ausgeprägt, da waren die Narben unter seiner Brust und der Fakt, dass er keinen Penis hatte, was für ihn am schlimmsten war. Jungkooks Verhältnis zu Sex war definitiv gestört, er konnte sich nicht mal selbst anfassen. Es ging einfach nicht. Er fühlte sich unglaublich unwohl dabei.

Wenn Taehyung in solchen Momenten zur Tür reinkam, Jungkook nackt und weinend vor dem Spiegel vorfand, zersprang irgendwas in seiner Brust. Stumm stellte er sich hinter seinen Freund, sah ihm durch den Spiegel in die Augen. Jungkook sah ihn nicht an, blickte zu Boden, bis Taehyung seinen Kopf sanft anhob, seinen Hals mit kribbeligen Küssen übersäte und ihm dabei ununterbrochen in die Augen sah. Seine Hände strichen beruhigend über seine Seiten, er küsste über seinen Nacken, über sein Ohr. "Du bist so wunderschön", wisperte er, drückte Jungkooks nackten Körper an sich und strich mit den Fingerkuppen über die Narben unter seiner Brust. "Du bist perfekt, genauso wie du bist."

Mit großen Rehaugen starrte Jungkook Taehyung durch den Spiegel an, die Schmetterlinge knallten wie verrückt gegen seine Bauchdecke. Er verschränkte ihre Hände, führte Taehyungs Handrücken zu seinen Lippen und drückte einen zarten Kuss auf die weiche Haut, bevor er sich in Taehyungs Armen drehte und sich fest an ihn schmiegte.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓 𝐏𝐋𝐀𝐂𝐄𝐒 | jjk.kth ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt