sieben

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Jungkooks Finger krallten sich fest in Taehyungs Shirt, tief atmete er den beruhigenden und vertrauten Geruch ein. Innerlich schrie in seinem Körper Feuer gegen Wasser an, einerseits fühlte er sich bei Taehyung so unfassbar geborgen, andererseits hatte er ihn verlassen, weil er sein echtes Ich nicht akzeptierte.

Vorsichtig löste Jungkook die Umklammerung, machte einen Schritt zurück und vermied Blickkontakt. Was sollte er tun? Was würdest du tun?

Sachte biss er auf seiner Unterlippe herum, er fühlte sich wieder wie Sechzehn. Taehyung seufzte leise, aus dem Augenwinkel sah Jungkook, wie er sich mit Zeigefinger und Daumen die Schläfen massierte.

"Hör zu", behutsam nahm er Jungkooks Hand und führte ihn zu seinem eigenen Bett. Jungkook setzte sich langsam, starrte auf seine Hand, die Taehyung immernoch fest in seiner hielt.

Mit seinen großen Kulleraugen sah er Taehyung an, welcher sich leicht räusperte um dann fort zu fahren. "Mir ist bewusst, dass es für mein Verhalten keine Entschuldigung gibt und mir ist auch bewusst, dass es mit einem 'tut mir leid' nicht getan ist. Ich weiß auch eigentlich garnicht genau, wie ich das hier anfangen soll. Wahrscheinlich ist dass die Rache des Schicksals, ein Arschtritt. War doch nur klar, dass ich mich nochmal in dich verliebe, ohne zu wissen, wer du bist. Ich weiß nicht wer du bist, wir kennen uns nicht. Ich kenne dich noch nicht. Und du bist so wunderschön." Taehyung lächelte traurig und streichelte Jungkook sachte über die Wange. Jungkook wich nicht aus, sein Körper fühlte sich starr und gefroren an.

Taehyung seufzte leise. "Wie schon gesagt, ich kann mich für damals nicht entschuldigen. Ich war siebzehn, ich hatte doch noch keine Ahnung von nichts. Mir war bewusst, dass ich dich mag. Dich, nicht die langen Haare oder was auch immer. Deine Personality, was da drin ist." Er tippte einmal sachte gegen Jungkooks Brust. "Ich war...überfordert. Das Ganze ist jetzt schon fünf Jahre her, in der Zeit hat sich viel getan. Auch in meiner Art zu Denken. Siebzehn. Was die Gesellschaft von dir hält, interessiert dich in dem Alter noch. Was sie dir vorgibt, ist richtig. Da ist nichts, was es sich zu hinterfragen zu lohnen scheint. Ich hab einen riesigen Fehler gemacht, heute ist mir das bewusst."

Taehyung blickte auf Jungkooks Hand, streichelte mit dem Daumen über seinen Handrücken. Jungkook sagte nichts, konnte nichts sagen, die Worte hingen irgendwie alle unter seiner Zunge fest.

"Ich hab viel nachgedacht", flüsterte Taehyung. "Ich hab nie aufgehört über dich nachzudenken."

Er schluckte leicht. "Und vertrau mir, hätte ich gewusst, dass ich hier betrunken in dein Zimmer renne, wäre ich nie feiern gegangen. Nicht ins Gym. Den Job im Cafe gekündigt und zurück nach Daegu. Ich weiß, wie sehr ich dir wehgetan haben muss und ich hätte dir wirklich gern die Erinnerungen erspart, die damit gekommen sind, dass wir uns erneut begegnet sind. Beziehungsweise hab ich dich ja garnicht erkannt, du siehst so anders aus." Sanft fuhr er mit der Fingerkuppe Jungkooks Gesichtszüge nach.

"Aber das ist ja auch gut so, du siehst perfekt so aus, ganz wie du selbst. Richtig."

Taehyung lächelte leicht und strich die Tränen von Jungkooks Wangen.

"Wenn du willst, kann ich gehen. Du siehst mich nie wieder. Oder du gibst mir eine zweite Chance, eine Chance dein richtiges Ich kennen zu lernen."

Jungkooks Herz schlug Sturm, Taehyungs Worte brannten sich in sein Herz ein, ließen einige der klaffenden Wunden zuwachsen. Jungkook würde sich nicht Hals oder Kopf verlieren, aber er wollte Taehyung behalten. Wenn du einen Menschen liebst, so richtig, richtig doll liebst, wirst du ihn nie vollständig aus deinem Herzen gehen lassen können.

Jungkook legte seine Hand an Taehyungs Wange, sah ihm in die Augen. Taehyung erwiderte den Blickkontakt, schmiegte seine Wange in Jungkooks Hand.

Impulsiv rutschte Jungkook nach Vorn und legte seine Lippen auf Taehyungs.

Wenn dir die Worte fehlen, lass mich fühlen, was du sagen willst.



𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓 𝐏𝐋𝐀𝐂𝐄𝐒 | jjk.kth ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt