8 | Telefon

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Die restliche Fahrt über zurück zu dem Gebäude, was die drei ihr zu Hause nannten, war ich nur in Gedanken versunken. Mein Kopf hatte ich an die Fensterscheibe gelehnt und würdigte den Straßen draußen nun keinen einzigen Blick mehr.

Was hatte Tibalt mit seinen Worten gemeint? Dass ich theoretisch eine Gefahr für sie alle darstellte, war mir schon klar, aber was meinte er mit dem faulen Gefühl?

Dachte er etwa ich gehörte zur anderen Seite und sie sollten mir nicht so viel anvertrauen, wie sie es bisher getan hatten.
Dann sollte mir jemand in der nächsten Zeit aber möglichst Bescheid geben, wann Santiago mich abholen würde, denn es war mir ziemlich neu, dass ich nun für ihn arbeitete.

So gesehen arbeitete ich eigentlich für niemanden. Außer manchmal im Sommer bei unserer Nachbarin im Garten, aber das war Nebensache.

Ich war eher das Ding, was allen Probleme bereitete und von dem niemand wirklich profitieren konnte.

Selbst als wir längst aus dem Auto ausgestiegen waren und ich nun in einem der weichen Sessel in der Bibliothek zusammen mit einem Buch und meinem Handy in der Hand saß, gingen mir die Worte von Tibalt nicht aus dem Kopf.

Ich hatte meine Beine etwas angewinkelt und das Buch dahinter geklemmt. Eigentlich wollte ich noch ein bisschen in ihm lesen, aber mir war irgendwie die Lust vergangen.
Stattdessen hatte ich mich meinem Handy zu gewandt und starrte immer wieder abwechselnd auf die Kontaktliste sowie auf das große Fenster in der Bibliothek, welches von den letzten Sonnenstrahlen angestrahlt wurde und die Bibliothek in ein angenehmes und warmes Licht tauchte.

Schon seitdem wir wieder zurückgekommen waren und ich mich in den Sessel gepflanzt hatte, spielte ich mit dem Gedanken meine Oma anzurufen oder Lukes und Blue. Schließlich sorgten sich alle drei bestimmt schon total.

Nervös bis ich mir etwas auf die Lippe und ließ meine Augen dann wieder zu der großen Fensterscheibe und dem Sonnenuntergang wandern.

Dort trafen sie aber nicht auf den so schön rot gefärbten Himmel, sondern auf zwei blaue Augen, die von oben auf mich herabschauten.

Automatisch spannte sich mein Körper etwas an, als ich spürte, wie Damian seinen Blick über mich wandern ließ. „Warum rufst du sie nicht einfach an?", kam es schließlich von ihm, worauf sich meine Augenbrauen erst verwirrt zusammenzogen bis ich bemerkte, dass er mein Handy gemeint hatte und die dazugehörige Kontaktliste.
„Du würdest mir doch bestimmt den Kopf abreißen, wenn ich auch nur irgendeine Nummer dort in das Zahlenfeld eingeben würde", murmelte ich und schwenkte dabei mein Handy in meiner Hand etwas herum.

Dieses hatte er auf einmal aber gepackt und festgehalten. Verwundert starrte ich ihn an und spürte anschließend, wie er mir das Gerät entnahm. Dann tippte er auch schon auf etwas darauf herum und reichte es mir im nächsten Moment wieder.

Verwundert starrte ich ihn an, bis ich sah, dass er dort die Nummer von Blue ausgewählt hatte. Sofort saß ich kerzengerade im Stuhl und hätte das Handy am liebsten einmal durch die gesamte Bibliothek geschmissen.

Ich hatte mir ja nicht mal ansatzweise eine Ausrede ausgedacht, die ich Blue auftischen konnte, damit sie nicht nach mir suchten. „Was hast du gemacht?", zischte ich nur panisch an Damian gerichtet, als er mir das Telefon wieder in die Hand drückte.

„Ich weiß, ja nicht mal, was ich ihr sagen soll"

Zu einer Antwort kam er aber nicht mehr, denn da war das Tuten auf der anderen Seite der Leitung bereits verstummt und keine Sekunde später durfte ich Blues besorgte Stimme aus dem Hörer vernehmen.

„Stella? Hallo?"

Anstatt zu antworten gab ich keinen Mucks von mir, was auch Damian auffiel, denn der schaute mich mit einem eindringlichen Blick an und nickte einmal in die Richtung meines Telefons.

Dark CrownWhere stories live. Discover now