Kapitel 22

1.4K 37 1
                                    

Wincent

„Sie will mit mir arbeiten", gab ich relativ neutral von mir. „Sie will mit mir zusammen sein, sie will mit mir leben und sie will mit mir arbeiten", wiederholte ich meine Worte. Manni sah mich nur verwirrt an. Er glaubte wohl, ich hätte das Ding wieder gegen die Wand gefahren. „Ja und? Was ist daran schlecht? Das ist alles, was du immer wolltest...die ganze Zeit", redete er auf mich ein. Als würde er auf keinen Fall wollen, dass ich ins Zweifeln geriet. Aber tat ich das denn überhaupt? Ich lehnte mich an die Wand und Manni stand mir noch immer Gegenüber. Er sah besorgt aus. „Was ist, wenn wir uns damit alles kaputt machen? Wenn wir uns permanent und immer 24/7 sehen? Was is, wenn ich das brauche? Dieses Vermissen und nach-Hause-Kommen?", grübelte ich mehr für mich. Es herrschte eine ganze Weile Stille zwischen uns, bis ich meine Gedanken zu Ende gedacht hatte. Dann packte mich Manni an den Schultern und zwang mich ihn anzusehen. Er lächelte. 

„Bei jeder Anderen würde ich sagen, ja wahrscheinlich hast du Recht. Überstürz es nicht! Aber nicht bei Emma", begann er und ließ von mir ab. „Emma und du, das ist...ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Das ist diese eine große Sache von der immer alle reden. Die Eine fürs Leben. Ihr seid so", machte er und zeigte mir seine zum Schwur gekreuzten Finger. Ich musste grinsen. „Emma und du habt genau das, was alle immer suchen. Ihr seid eins und irgendwie ist trotzdem jeder er selbst. Du kannst nicht ohne sie. Niemals mehr. Und ich gebe dir Brief und Siegel- und damit lehne ich mich ziemlich weit aus dem Fenster ohne doppelten Boden-, dass das für immer ist. Und ihr könnt das, nein, ihr braucht das- das Berufliche neben dem Privaten, glaub das deinem alten Freund", beendete er seine Ansprache.

Wow, was eine Lobeshymne! Ich kriegte fast etwas Pippi in die Augen. Und es öffnete mir die Augen. Wenn alle das sahen, was Manni sah, mussten wir wohl wirklich besonders sein. Und er hatte ja Recht, ich konnte mir nicht vorstellen auch nur einen Tag ohne Emma zu sein. „Hör auf zu grübeln, du Pfeife", lachte Manni und boxte mir sanft gegen die Schulter, „sie ist es. Versprochen!" Dann ließ er mich stehen. Ich sah ihm nach und seine Worte hallten ein weiteres Mal durch meinen Kopf. Hatte ich echt für einen kurzen Moment gezweifelt, ob wir das konnten? Ob das gut gehen würde? Ich musste kurzfristig über mich selbst lachen.

Die letzte Stunde vor Konzertbeginn verbrachte ich mal wieder alleine. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, um nicht ganz ohne Plan auf dieser Bühne zu stehen. Denn wenn wir mal ehrlich sind, plapperte ich manchmal einfach ohne nachzudenken drauf los und erzählte damit Dinge, die vielleicht doch eigentlich niemanden so richtig etwas angingen. Und das sollte im Bezug auf Emma auf keinen Fall passieren. Ich schrieb und schrieb in meine Notizen und genauso löschte ich jeden Versuch wieder- das ganze planbar zu gestalten war halt doch irgendwie nicht mein Ding. „Wird schon werden", sprach ich mir gedanklich gut zu und machte mich auf den Weg zu den Jungs. Ich musste wenigstens sie in Kenntnis setzen, dass meine Ansprach vor Emmas Song vielleicht heute etwas länger sein könnte.

Als ich in unseren Aufenthaltsraum kam, standen allerdings auch schon Amelie und Emma dabei und teilten die Shots aus. Oh, war ich so spät? Emma lächelte mich an und schmiegte sich an meine Seite, als ich in der Runde ankam. „Alles gut?", flüsterte sie und sah zu mir hoch. Ich nickte. „Bin ein bisschen aufgeregt", gab ich zu und küsste sie auf den Kopf. „Du machst das schon. Du bist großartig", erwiderte sie. Automatisch entspannte ich mich. Die Stille um uns wurde irgendwann durch mehrstimmiges Räuspern durchbrochen. Ich schaute in die Runde. „Wenn ihr dann soweit seid...", schmunzelte Amelie. Wir nickten und hoben unsere Gläser- was war ich froh, dass ich nicht noch diese Ansprache halten musste. Sondern dass ich diese Aufgabe heute an Amelie abtreten konnte. Ehrlich gestanden hörte ich gar nicht richtig zu, ich war schon längst auf der Bühne. Erst als ich Emmas Namen hörte, lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Crew. 

„...und ich bin froh, dass Emma zurück in unserer Familie ist. Dass ich eine helfende Hand mehr habe und ein weiteres Augenpaar, dass mir bei Entscheidungen hilft. Und dass ich ENDLICH nicht mehr die einzige Frau hier bin. Und deshalb ganz offiziell: Herzlich Willkommen, Emma! Ich freu mich auf alles, was kommt....beruflich und privat." Wir stießen an und kippten unsere Shots, während Emma noch kurz die ein oder andere Träne verdrücken musste. Perfekte Einstimmung auf das Konzert, danke Amelie! Ich ging ein letztes Mal mit Manni pinkeln und wuschelte mir anschließend meine Haare zurecht, bis ich Amelies „noch 5 Minuten" hörte. Ich war heiß auf dieses Konzert, das Abschlusskonzert des Sommers, und so ging es meinen Fans auch- die waren schon jetzt mega laut, obwohl wir noch nicht mal auf der Bühne waren. 

Nur mit DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt