𝕍𝕖𝕣𝕥𝕣𝕒𝕦𝕖𝕟

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"Na gut, was tut dir denn am meisten weh?", fragte Charlotte. Unsicher sah ich sie an und zuckte dann mit den Schultern. "Dann fangen wir mit deinem Kopf an" Kaum hatte sie das gesagt, ging Julia wieder zu den Schränken und kramte darin herum. Sie legte viele verschiedene Sachen auf einen kleinen Tisch neben uns und setzte sich dann neben mich. Charlotte sprühte eine Flüssigkeit, wahrscheinlich wieder ein Desinfektionsmittel, auf weiße Tücher. Ich war angespannt und pulte wieder nervös an dem Ende meines Pullis herum. Charlotte kam wieder näher und Julia legte daraufhin eine Hand auf meinen Oberschenkel und die andere ruhte an meinem Rücken. "Könnte kurz kalt werden, nicht erschrecken", warnte Charlotte mich vor. Mit einer Hand hielt sie meinen Kopf leicht fest, ihre Hand war angenehm warm wie immer. Vorsichtig tupfte sie meine Lippe ab und betrachtete diese danach noch einmal genauer. "Ich denke das heilt von alleine, Glück gehabt!" Sie lächelte und griff zum nächsten Tuch, welches sie ebenfalls wieder in der stinkenden Flüssigkeit tränkte. Ich hatte das Gefühl, dass sie mein komplettes Gesicht reinigte. Sah ich wirklich so schlimm aus? Ich schloss meine Augen, denn es war mir unangenehm und ich wusste nicht wo ich hingucken sollte. Zwischendurch zuckte ich zusammen, weil es höllisch brannte, doch ich konnte mich ihr nicht entziehen. Zum einen weil ihre eine Hand nun auf meinem Hinterkopf lag und diesen so etwas fixierte, während die andere durch das Tupfen von vorne einen leichten Gegendruck erzeugte, und zum anderen weil Julia ja auch noch da war. Also hatte ich keinen Chance dem irgendwie zu entkommen und ließ es über mich ergehen. Auf einmal stand Julia auf und kam anschließend mit einer kleinen Schachtel wieder. Was genau das war konnte ich nicht erkennen, es könnte schließlich alles sein. Sie packte es aus und gab  Charlotte etwas in die Hand. Verzweifelt versuchte ich zu erkennen was es war, doch ich hatte absolut keine Chance. "Ich möchte dir ungern das ganze Gesicht zupflastern, deshalb werde ich einige Kratzer, die etwas tiefer sind, mit diesen Steri Strips versorge, in Ordnung?" So langsam glaubte ich ehrlich, dass Charlotte meine Gedanken lesen konnte. Ich stimmte zu und kurz drauf hatte ich einige dieser durchsichtigen klebenden Streifen im Gesicht kleben. "So das hätten wir. Kannst du den Pulli einmal ausziehen? Darunter scheinst du ja auch ordentlich was abbekommen zu haben." Bitte was? Geschockt sah ich sie an. "Anders kann ich mir das schlecht anschauen, du musst den schon ausziehen." Das passte mir gar nicht, aber ich wusste, dass sie recht hatte. Ich fing gerade an meinen Arm aus dem Pulli zu ziehen, als ich wieder starke Schmerzen spürte und deshalb kurz aufstöhnte. Das bekamen die beiden natürlich sofort mit und ich kassierte wieder diese besorgten Blicke. "Was ist los?", fragte Julia. "Es geht nicht", entgegnete ich leise und immer noch von Schmerzen geplagt. "Was geht nicht?", hakte Charlotte nach. "Ich bekomme ihn so nicht aus!" Ich wurde zum Ende hin immer leiser. Das muss ziemlich komisch klingen. "Okay", sagte Julia etwas irritiert und verwundert. Sie holte eine große silberne Schere und als ich diese sah bekam ich richtig Angst und rückte automatisch ein Stück nach hinten. "Hast du noch was anderes mit oder ein T-Shirt drunter?", fragte Julia und kam mir mit der Schere gefährlich nah. Ich schüttelte den Kopf. "Okay, kein Problem. Lotte, kannst du mal gucken ob wir noch etwas haben? Denn der wird gleich nicht mehr getragen werden können." Lotte? Das klang ja niedlich. Diese nickte und wollte dann den Raum verlassen. Als sie in der Tür stand drehte sie sich noch einmal um." Bekommt ihr das denn hier hin?", fragte sie um ganz sicher zu sein und ging dann nach einer Bestätigung von uns beiden endgültig raus. Julia wandte sich nun komplett mir zu und setzte sich vor mir auf den Hocker. Sie nahm meine Hand und setzte die Schere an. Doch bevor sie schneiden konnte, zog ich diese weg. "Ich schneide nur den Pulli auf, damit ich gucken kann, was dich so stört und dir Schmerzen bereitet" Das wusste ich doch, aber irgendwas in mir sträubte sich trotzdem. "Vertraust du mir?", fragte sie schließlich. Verwirrt schaute ich sie an. "Vertraust du mir?", wiederholte sie ihre Frage. Ich nickte zögerlich. Es war die Wahrheit, ich vertraute ihr, aber ich war nicht überzeugt davon, weil ich es mir nicht eingestehen wollte. Sie lächelte. "Das freut mich. Dann vertraue mir jetzt. Ich werde nichts tun, was dir irgendwie schaden könnte ok? Und du kannst jederzeit Bescheid sagen, wenn etwas nicht stimmt"
Sie war so lieb. Ich nickte und sie nahm meinen Arm daraufhin wieder hoch. Sie schnitt den Pulli an beiden Armen bis zu meinen Schultern auf und ich spürte manchmal die kalte Schere auf meiner Haut, doch der Pulli löste sich danach nicht und blieb genauso auf meiner Haut liegen. Vorsichtig versuchte sie den Stoff von meiner Haut zu lösen, doch schon bei der kleinsten Bewegung schrie ich auf. "Ich vermute dein Pulli ist ein bisschen an den Wunden angetrocknet, das ist aber nicht weiter schlimm", stellte sie fest. Dann holte sie eine Flüssigkeit, welche ausnahmsweise mal nicht nach Desinfektionsmittel roch. Diese kippte sie vorsichtig über die Stellen, an denen der Pulli sich nicht entfernen ließ. Ich spürte nichts davon und ließ sie einfach machen. Immer wieder schüttete sie etwas nach und schließlich glaubte sie fertig zu sein. "Dann probieren wir es jetzt nochmal. Wenn's irgendwo ziept musst du Bescheid sagen, dann höre ich sofort auf" Ich atmete tief ein und hielt die Luft an. Ich erwartete Schmerzen, doch nichts passierte. Julia entfernte den Stoff und was zum Vorscheinen kam, schien wie ich an ihren Blick erkennen konnte, nicht nur mich zu schockieren.

ASDS - to know you is to love you 🦋Where stories live. Discover now