14. Kapitel

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Clary

Ein Schuss.

Der laute Knall hallt im Raum wieder.
Plötzlich stürze ich zu Boden. In meiner Hand breitet sich ein stechender Schmerz aus. Mir wird die Luft zum Atmen aus den Lungen gedrückt. Und ein schweres Gewicht drückt mich zu Boden.

Ich kann mich nicht bewegen. Als ich meine Augen öffne, die ich im Fall zugekniffen habe, sehe ich nur schwarz.

Aber keine Schwärze von Bewusstlosigkeit oder ähnlichem. Sondern einen schwarzen Stoff.
Jetzt weiß ich auch, wieso ich mich nicht bewegen kann, jemand hat sich auf mich geworfen.

"Hey, geh runter von mir. Du bist schwer und ich krieg keine Luft mehr."

Nur langsam entfernt sich das Gewicht von mir und ich erkenne Alec.
"Bist du verletzt, oder wieso hast du dich auf mich geworfen?", frage ich, während ich ihn mit kritischen Blicken mustere. Soweit ich sehe, ist er nicht verletzt worden.

Ohne mir zu antworten kniet er sich vor mich, da ich immer noch liege und fährt mit seinen Händen meinen Körper entlang. Wahrscheinlch auf der suche nach Verletzungen.

"Hey, Hey, Hey, lass das. Ich bin nicht verletzt. Da brauchst du mich nicht gleich begrapschen. Ich habe auch meine Wohlfühlzone, die du nicht durchbrechen sollst.", mit meinem letzten Wort schlage ich seine Hände von meinem Körper weg und stehe auf, dabei fällt mir der pochende Schmerz in meinem Handgelenk auf. Zischend werfe ich einen Blick darauf, leicht ist mein Gelenk schon angeschwollen.

Mein Blick fällt auf Jack, der etwas abseits steht und das Geschehen mit einem leichten Schmunzeln verfolgt. Zum Glück scheint auch er unverletzt.
Aber wer ist dann getroffen worden, denke ich.
Allerdings sehe ich den jungen Mann, der mich umbringen wollte, am Boden liegen. Er hält sich seinen Oberarm, anscheinend ein Streifschuss. Aber damit kenne ich mich nicht wirklich aus. Es ist mir aber auch egal. Ich fühle dabei nichts, wenn ich sehe, dass er verwundet wurde.

Vielleicht klingt das jetzt kalt, aber er wollte mich töten. Ich bin nur froh, dass er keine lebensgefährliche Verletzung hat, denn den Tod wünsche ich niemanden.

Ich wende meinen Blick ab und stolziere aus dem Büro. Ich will hier weg. Einfach weg und mich in einem Bett verkriechen, damit ich die Außenwelt für einen Moment abschalten kann.

Einige schwarz gekleidete Männer mit Knöpfen in den Ohren rennen an mir vorbei. Wahrscheknlich kümmern die sich um den Mann. Zwar möchte ich irgendwie wissen, was mit ihm passiert, aber höchstwahrscheinlich wird mir die Antwort nicht gefallen. Also werde ich auch nicht fragen.

Hinter mir spüre ich Alec.
Langsam schlingt er seinen Arm um meine Taille und zieht mich an seine Seite.
Unglaublich müde lehne ich meinen Kopf an seine Schulter. Gemeinsam verlassen wir das Casino und steuern auf die Limousine zu.
Drinnen warten wir noch wenige Minuten auf Jack, ehe der Fahrer Gas gibt und uns von diesem Ort wegbringt.

Während der gesamten Fahrt lässt Alec seinen Arm nicht sinken und auch ich lasse meinen Kopf auf seiner Schulter liegen.
Sein männlicher Duft umhüllt mich. Versteckt inhaliere ich diesen Geruch, der mich benebelt. Aber im guten Sinne.

In seinen Armen fühle ich mich wohl. Ich fühle mich angekommen und beschützt. Bei ihm fühle ich mich komplett und verstanden.

Seufzend schliesße ich meine Augen und döse etwas vor mich hin.

Beim halten des Wagens werde ich wieder komplett wach, sodass ich selbstständig aussteigen kann. Jack verbaschiedet sich noch schnell und steigt dann in sein Auto.

Ich folge Alec in unser Schlafzimmer, wo ich zuerst Duschen gehe und dann in ein übergroßes Shirt von Alec schlüpfe. Kaum bin ich aus dem Bad, verschwindet Alec darin, um sich auch Bettfertig zu machen.

Ich mache uns währenddessen noch einen kleinen Snack in der Küche, den ich mit einem Tablett ins Schlafzimmer trage und auf das Bett stelle. Kaum betrat ich wieder den Raum, schon kam Alec mit nassen Haaren und Boxershorts aus dem Badezimmer.

Meine Wangen röten sich etwas als meine Augen seine definierten Muskeln scannen. Am liebsten würde ich alle davon mit meinen Fingern nachfahren. Nur mit Mühe reiße ich mich von seinem Anblick los. Ich darf ihn nicht anstarren, sonst wird er noch eingebildeter, also richte ich meinen Blick auf sein Gesicht. Allerdings entdecke ich in seinen Augen einen Funken Verstehen, mit einem fetten Grinsen auf seinen geschwungenen Lippen. Es scheint fast so, als wüsste er, was gerade in meinem Kopf vorgeht.
Peinlich. Dadurch werden meine Wangen noch etwas rosiger.

Um von mir abzulenken, weise ich ihn auf das Essen hin. Gegenüber setzen wir uns auf die Matratze und während wir die kleinen Sandwiches verschlingen, blicken wir uns ununterbrochen in die Augen.
Ich versinke in seinen blauen Augen. Und er anscheinend in meinen.

Eine ungewohnte Spannung hat sich zwischen uns aufgebaut und ich verspüre den Drang ihn einfach am Nacken zu mir zuzerren und meine Lippen auf seine zu drücken. Aber ich widerstehe.

Mit einem leisen Räuspern wende ich meinen Blick ab und stelle das Tablett auf den Nachtisch, um dann unter die Decke zu schlüpfen.

Alec tut es mir gleich. Gesicht an Gesicht liegen wir uns Gegenüber. Wieder blicken wir uns tief in die Augen. Mein faustgroßer Muskel in meiner Brust pumpt schneller als gewöhnlich.

Ohne groß nachzudenken schließe ich die wenigen Zentimeter, die uns noch trennten. Und drücke meine Lippen auf seine.
In mir explodiert irgendetwas. Seine Lippen sind noch weicher, als ich sie mir vorgestellt habe. Zuerst scheint Alec etwss verwirrt zu sein, erwidert den Kuss aber auch sofort.

Bevor man den Kuss noch vertiefen konnte, löse ich mich von ihm und vergrabe mein Gesicht in seiner Halskuhle.

Langsam trete ich ins Traumland ein, spüre aber noch einen starken Arm, der mich fest an sich zieht.

Alec

Sie hat mich geküsst. Meine Prinzessin hat mich geküsst. Am liebsten würde ich jetzt einen Freudetanz aufführen, aber ich will meine Kleine nicht wecken. Es fühlte sich einfach fantastisch an. Als wären unser Lippen ganau dafür geschaffen worden.
Ihr regelmäßiger Atem wird immer wieder an meinen Hals gehaucht, was mir eine Gänsehaut bescherrt.

Eine Gänsehaut! Ich hatte schon ewig keine Gänsehaut mehr. Was macht diese zierliche Frau, die in meinen Armen liegt, nur mit mir.

Eigentlich bin ich hundemüde, aber ich will das Gefühl noch etwas länger auskosten, sie in meinen Armen zu halten, also quäle ich mich damit, meine Augen offen zu halten.

Aber ich kann es nicht ewig rauszögern und der letzte Gedanke, den ich habe, bevor ich einschlafe, erfüllt mich mit Glück.

Ich liebe diese Frau.

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