Kapitel 20: Die schwarze Königin

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Merisaschlug verzweifelt gegen den Arm ihres Angreifers. Goldym pinnte sieimmer noch mit einer Hand gegen die kalte Hauswand.
„Sag diesenNamen nie wieder.", sprach Goldym mit kühler Stimme. Sein Blickist ruhig, wie seine Stimme. Er lockert den Griff um ihren Hals undlässt sie auf den Boden rutschen. Merisas Hand wandert reflexartigzu ihrem Hals und reibt sie beanspruchte Haut.
„Goldym...was..wastust du hier?", ihre Stimme zitterte. Merisa drückte sich selbstgegen die kalte Hauswand. Sie wollte einfach so weit weg wie möglichvon diesem Mann sein.
Der Klang ihrer Stimme, wie sie seinen Namensagt, schien ihm zum Lächeln zu bringen. Er kniete sich auf denBoden und hob ihr Kinn an, sodass sie ihn anschauen musste. Esscheint so als würde er ihr verängstigtes Gesicht nicht einmalwahrnehmen.
„Ich habe auf dich gewartet.". Seine Fingerwandern von ihrem Kinn bis zu ihrer Wange und streichelt behutsamüber diese. „...ich wusste, du würdest zurückkommen.".
Merisalief ein Schauer über den Rücken. Sie musste hier weg. Schnell.Dieser Irre wird ihr noch etwas antun. Ihr Blick huschte hin und her,auf der Suche nach einem Ausweg.
„Jetzt schau doch nicht soverängstigt. Niemand wird dir jemals wieder etwas antun. Ich werdedich beschützen. Meine Prinzessin.". Mit diesen Worten nimmt erihre Hand und zog sie nach oben.
„Ich habe ein Schiff. Damitkönnen wir von hier verschwinden.".
Merisa schluckt schwer,„A-aber...wohin? Mirandus ist hi-".
„Mirandus ist einVerräter!", schrie er plötzlich. Der Griff um Merisas Handverstärkte sich plötzlich. Stechender Schmerz zieht durch ihrenArm.
Als Merisa aufschaut, sieht sie in die von Hass durchtränktenAugen ihres ehemaligen besten Freundes. Für einen Moment dachte sie,sie hätte etwas Schwarzes um ihn herum fliegen gesehen.

„Komm",flüstert er und zog die Prinzessin hinter sich her. Seine Fingerschlingen sich eisern um das Handgelenk der zierlichen Prinzessin. Esschmerzt.
Merisa wird von ihrem ehemaligen besten Freund durch diegeisterhaften Straßen der Stadt gezogen. Kein Mensch ist hier um ihrzu helfen.
Ihr Blick wandert zu ihren Waffen aber ist sie dennüberhaupt in der Lage diese jetzt einzusetzen? Der Alkohol trübtihre Sinne weiterhin sehr stark, aber was sollte sie sonst tun?

Miteinmal reißt sie sich von Goldym los. Sie springt in zwei Zügen vondem Schwarzhaarigen weg, um etwas Platz zwischen ihnen zu schaffen.Mit monotonem Ausdruck dreht sich Goldym zu ihr um, als hätte ergewusste, dass sie dies tun würde.
„Du scheinst immer noch imBann dieses Priesters zu sein.".
Merisa antwortet nicht.Stattdessen zieht sie ihr Schwert und aktiviert sofort ihrDjinngefäß. Flammen umhüllen ihren zierlichen Körper und wandelnsie sofort in eine feurige Dämonin.
„Tzz...das wird dir nichtsnützen.". Auch Goldym zieht sein Schwert und richtet es auf seinePrinzessin. Seine Handlung verursachen ein leichtes Ziehen in MerisasBrust. Dabei hatte er vor vielen Jahren geschworen ihr niemalsSchaden zuzufügen und sie immer zu beschützen. Sie hätte nieGedacht, dass er jemals die Klinge gegen sie erhebt.

„Ichwerde dich wieder zur Vernunft bringen!", schreit er und rennt aufdie kampfbereite Merisa zu.
Goldyms Angriff ist voller Hass. Daslässt seine Angriffe schlaksig und unelegant wirken. Merisa konnteihnen mit Leichtigkeit ausweichen. Mit einem gekonnten Hieb schlugsie gegen die Klinge des Gegners und brachte ihn damit aus demGleichgewicht.
Goldym fiel zu Boden und starrte sie mit weitaufgerissenen Augen an. Ehe er sich wieder aufrichten konnte standMerisa bereits über ihn und hielt ihm die glühende Klinge an denHals.
„Mirandus ist nicht der Verräter. Du bist es!", spucktesie regelrecht und schluckte schwer. Heiße Tränen sammelten sich inihrem Gesicht und tropfen auf die Brust ihres Kindheitsfreundes. „Dubist es...du hast geschworen niemals die Klinge gegen mich zuerheben...immer an meiner Seite zu sein...". Merisa schließt ihreAugen und beißt sich auf die Lippe. Es Schmerzt. Alle dieErinnerungen, die ihr wieder in den Kopf schießen, schmerzen.

„Duhast mich zu dem hier gemacht...", Goldyms Worte ließen Merisa inSchock aufsehen. Was hat er gesagt? Sie starrt ihren ambodenliegenden Feind geschockt an. Seine Augen sind zu Schlitzengeformt. Es ist fast so als würde ihn plötzlich eine dunkle Auraumgeben.

Im Bruchteil einer Sekunde wird Merisa plötzlich vontausenden schwarzen Käfern eingeschlossen. Alle sie herum ist aufeinmal schwarz.
„Was ist das?", fragt sie und schafft wiederetwas Platz zwischen sich und Goldym.
„Das sind die Rukh...",Goldyms Gesicht zierte ein breites Grinsen, er fährt mit einer Handdurch die Wand der schwarzen Tierchen.
Merisa konnte nicht glaubenwas er da sagt. Das sind die Rukh? Aber warum kann sie, sie sehen?Sind es wirklich so viele?

„Gebieterin, du solltestverschwinden!", hörte Merisa plötzlich die Stimme von Neo inihrem Kopf. Merisa nickte. Sie dreht sich um und springt aus demschwarzen Wirbel heraus. Als sie endlich wieder sehen konnte, trautesie ihren Augen nicht. Dieser Wirbel reichte bis hoch in den Himmel,alles um sie herum wirkte plötzlich...tot. Wie damals in Balbadd.Merisa schluckte schwer. Sie erinnert sich was mit Kassim, Ali BabasFreund, passierte.

Auf einmal löste sich der Wirbel auf. Inihm stand Goldym. Er trug eine schwarze Rüstung und eine merkwürdigeWaffe. Sein Blick ist kalt. Ganz anders als sie ihn von früherkennt.
„Goldym...", wimmerte sie. Doch ehe sie noch etwas zuihm sagen konnte, attackierte er sie wieder. Mit einem schnellenSprung raste er auf die Prinzessin zu und verpasste ihr einenheftigen Schlag. Merisa wurde weit weg, gegen eine Hauswand,geschleudert. Sie schloss ihre Augen vor Schmerz und sie konnte ihreDjinnausstattung plötzlich nicht mehr aufrechterhalten. Ihr Körperwar einfach zu schwach für einen längeren Kampf.

„Ichwerde dich zu meiner schwarzen Königin machen..", flüstert Goldymals er sich über seine Prinzessin beugt. Er drückte die Spitzeseiner Waffe gegen den Brustkorb von Merisa.
„Sie haben gesagt,dass wir nur zusammen sein können, wenn ich dich zu einer von UNSmache!"
Der Druck auf ihren Brustkorb wird größer und dieSpitze der Waffe dringt langsam in ihr Fleisch ein. Merisa reißtihre Augen auf und umklammert die Klinge mit beiden Händen undversucht sie mit aller Kraft daran zu hindern. Doch sie war zuschwach. Zentimeter für Zentimeter dringt das schwarze Gefäß insie ein. Der Kampf scheint verloren. Doch was passiert nun mit ihr?Wird sie sterben? Ihr Herz fühlt sich kühl an. Sie fühlt sichplötzlich so wach. Mit jedem Zentimeter den die Waffe tiefer in ihrHerz sticht, umso wacher und stärker fühlt sie sich. Aber was istdas?

Wieder packt sie die Klinge mit der Hand. Sie versuchtihre gesamte Kraft zu mobilisieren um Goldym von sichwegzuschleudern.

In diesem Moment entfacht etwas in ihr.Merisa wird plötzlich in Eis und Nebel gehüllt. Ihr Körper fühltsich taub an.
„Konzentriere dich...", hallte Neos Stimme inihrem Kopf wieder. Sie schließt ihre Augen und konzentriert sich aufNeos Präsenz. Sie spürt wie seine Kälte immer mehr und mehr vonihr besitzergreift. Doch diesmal war da kein Hindernis. Mit einmalentlud sich all ihre Kraft. Goldym wurde von ihr weg geschleudert undsie konnte endlich wieder auf die Beine kommen.

Merisas trugaufeimal eine Art Helm, der fast ihr gesamtes Gesicht bedeckt.Riesige schwarze Hörner ragen aus diesem heraus. Ihr weißes Haarhängt lose über ihre Schultern, dazu mehrere eiserne Ketten, dieebenfalls aus dem Helm stammen. Sie trug ein schwarzes enges Kleid,welches ihr bis zu den Knien reicht und an der Seite aufgeschnittenwar. Der Rand des Kleides wirkte zerfetzt, als hätte sie bereitseine Schlacht hinter sich gehabt. Die Ränder der Strümpfe, die sietrug, waren ebenfalls zerfetzt. Doch dies wurde durch die langenschwarzen Stiefel wieder kaschiert.
In ihrer rechten Hand hieltsie eine schwarze Sense, bereit zum Angriff. Ihr sonst rosigstrahlenden Lippen waren in ein tiefen Schwarz gefärbt.

Dieschwarzen Rukh sammelten sich um die Prinzessin und gaben ihrunermessliche Macht. Die Wut und die Trauer, die sie in diesem Momentfür Goldym empfand, lockte sie wohl an.
„Du musst dichberuhigen...", hörte sie plötzlich die beruhigende Stimme ihresDjinns. Sie spürte seine Anwesenheit, als würde er sie gänzlichumhüllen.
„Neo...ist das...habe ich...?", stammelt diePrinzessin unsicher. Sie ist nicht ganz Herr ihres Körpers, dasspürt sie. Irgendetwas zerrt immens an ihren Kräften.
„Ja...dukonntest meine Djinausstattung endlich meistern...aber du musstdiesen Kampf schnell beenden..sonst.."
„Ich weis...".

Merisasetzte sofort zum Angriff an. Sie hebt die Sense und schwingt sie miteiner Kraft, dass sie ihren Gegner nicht einmal direkt mit ihrTreffen muss. Allein die Druckwelle, die von diesem Angriff ausgeht,reicht um Goldym zu attackieren.
Dieser schaute seine gerade nochhilflos am boden liegende Prinzessin geschockt an. Woher hat sie nurplötzlich diese Kraft? Doch ihm wurde sofort klar, er kann nichtsmehr ausrichten gegen sie.
Goldym lößt sofort seineDjinnausstattung auf und geht ein paar Schritte zurück. Ehe sichMerisa versah, hatte er bereits das Weite gesucht. Doch sie wusste,er würde wieder kommen.

Plötzlich fuhr ihr einunmenschlicher Schmerz durch den gesamten Körper. Merisa hieltreflexartig ihre Hand an die Brust, denn dort war der Schmerz amgrößten.
„Neo...wa-", doch sie konnte nicht weiter sprechen.Es war als würde ihr Jemand die Kraft von Neo gewaltsam entreißen.Sofort löste sich ihre Djinnausstattung auf und sie fiel zu Boden.Doch der Schmerz des Aufpralls und auch die plötzliche Kälte desnächtlichen Bodens kam nie. Statdessen schlang jemand seine Arme umden erschöpften Körper der Prinzessin. Die Wärme, die sie soplötzlich umgab ließ ihre Augen schwer werden. Selbst wenn siejetzt in den Armen eines Angreifers gelandet ist, hätte sie keineKraft mehr ihm zu entkommen. Ihr Augen schließen sich und sie fielin einen festen Schlaf.

Die Prinzessin von MerisantusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt