Kapitel 17

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Der Taxifahrer wirft mir ständig seltsame Blicke zu.
Ja ich weiß, dass ich schrecklich verheult aussehe, aber vor meinem inneren Auge spielt sich immer wieder der Kuss ab. Ein nie enden wollender schlechter Film. Einzig und allein um mich zu quälen.

Noch dazu wurde mir in Flugzeug kotzübel. Mein Magen zieht sich zusammen.
Dieses Bild frisst sich immer tiefer in meine Eingeweide.
Fuck, warum habe ich all meine Prinzipien über Bord geworfen?
Ich wusste doch, was Colin für ein Kerl ist. Treue ist nicht gerade seine Stärke. Warum muss ich mich immer in die falschen Kerle verlieben? Aber immerhin bleibst du dir treu. Wenn es schwierig wird, läufst du davon.
Zuerst verlasse ich überstürzt San Francisco, um von Jodie und meiner Familie weg zu kommen, und jetzt... mache ich in New York die selbe Scheisse. Verliebe mich in den Frontmann einer Metalband...hast du gut gemacht Dana! Wirklich!

Ich richte meinen Blick aus dem Fenster. Im Zwielicht der aufgehenden Sonne wacht San Francisco langsam auf.
Das Taxi fährt Stadt auswärts. Nach 45 Minuten parkt der Wagen vor dem kleinen Reihenhaus meiner Eltern.
Es ist 7 Uhr, vielleicht hätte ich mich vorher mal anmelden sollen.
Meine Eltern sind bestimmt nicht begeistert mich wieder zu sehen.
Auf der anderen Seite kehrt die verlorene Tochter nachhause zurück.

Reumütig steige ich aus dem Taxi aus, bezahle den Fahrer und gehe die drei ausgetretenen Holzstufen zur Eingangstür nach oben.

Zaghaft betätige ich die Klingel und höre sofort das untrügerische Geräusch des Summers.

Einige Sekunden später wird die Tür geöffnet und ich starre in das verblüffte Gesicht meiner Mutter.

„Hi Mum", sage ich leise.
Statt mir zu antworten fällt sie mir um den Hals und drückt mich an sich.
Ich hatte mit allem gerechnet, am ehesten damit, dass sie mir die Tür vor der Nase zuschlägt, aber nicht dass sie mich auf diese Weise willkommen heißt. Spätestens jetzt brechen bei mir alle Dämme und Tränen, die ich zurück gehalten habe brechen aus mir heraus.
Wir stehen eine kleine Ewigkeit in der Tür. Meine Mum streicht mir beruhigend über den Rücken.

„Muuum, wer ist es denn?", ertönt die helle Stimme meines jüngsten Bruders Raffael aus der Küche.
Als er seinen Kopf in den Flur steckt quietscht er laut und kommt auf uns zu.
Er umarmt uns beide und strahlt mich an.
„Hey, Raffi. Mensch bist du groß geworden", sage ich und versuche meine Tränen wieder in den Griff zu bekommen.
„Dana, was machst du hier? Bist du extra zu meiner Aufführung gekommen? Ich spiele den Peter Pan in der Theatergruppe in der Schule."
„Hey, das ist toll, das schau ich mir natürlich an."
Mit seinem 12 Jahren ist Raffi unser Nesthäkchen und wird von allen verwöhnt.
Er nimmt mich an der Hand und zieht mich hinter sich in die Küche, es fühlt sich an, als wäre ich nie weggewesen.
Auch das folgende, als es mir die Kehle zuschnürt, wie ich meinen Vater am Küchentisch sitzen sehe, der ungerührt in der Zeitung blättert ist mir sehr vertraut.
„Dana ist wieder da!", verkündet Raffi ihm fröhlich.
„So ist sie das?", fragt mein Vater in einem Tonfall, der nichts von seiner Gefühlslage erkennen lässt.
Wenn ich mich soeben noch willkommen gefühlt hatte, war dieses Gefühl spätestens jetzt verschwunden.
„Hi Dad", sage ich kleinlaut und fühle mich sofort wieder wie das kleine Schuldmädchen, das es ihrem Vater nie recht machen konnte.

„Hast du Hunger? Du bist ganz blass Kind", stellt meine Mum fest, ohne auf Dad einzugehen.
„Komm setz dich, ich habe gerade Pancakes gemacht."
Ich liebe Mums Pancakes, aber ich befürchte, dass mein Magen andere Pläne hat.
„Nein danke, ich bin noch satt. Das Essen im Flugzeug ist mir nicht so bekommen."
Mum kommt sofort zu mir und legt mir ihre Hand auf die Stirn.
„Nicht dass du mir krank wirst. Du bist so dünn, Kind", sagt sie und kneift mir in die Wange.
Mhhhh, definitiv wieder zuhause und es hat sich nichts verändert.
Mum stellt mir einen Teller auf den Tisch und fordert mich stumm auf, mich zu setzen.
Ihr Blick verbietet jeden Widerspruch.
Ich setze mich mit pochendem Herzen an den Tisch. Im Moment weiß ich gar nicht mehr, warum ich New York so fluchtartig verlassen habe um nachhause zu kommen.

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